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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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überschüttet, als wollte es die Verteidiger von den Wehrgängen spülen und den Einschnitt fluten.
Bei Sonnenaufgang hatten Blitz und Donner geendet, der Regen war geblieben. Dennoch sollte der Angriff auf die Scheusale stattfinden. Tungdil hatte darauf gedrängt.
Hinter allen vier Toren standen die Einheiten aufgereiht, dieses Mal streng aufgeteilt: von Osten kamen die Menschen, von Westen die Ubariu, aus dem Norden die Untergründigen und aus dem Süden die Zwerge. Das sollte die Befehlshaber der Bestien verwirren und über die Stoßrichtung des Hauptangriffs hinwegtäuschen. Und dieser härteste Schlag würde aus dem Süden erfolgen. Mit Tungdil, Balyndar, Ingrimmsch, Goda, Coira, LotIonan und den Zwergenkontingenten. Die Menschen würden herumschwenken und mit den Untergründigen zusammen einen Scheinangriff auf den Zugang im Norden führen, während die Ubariu den Zwergen über die Flanke zu Hilfe kommen sollten.
Ingrimmsch stellte sich in die Steigbügel, um die Masse an Kriegerinnen und Kriegern zu überblicken, die hinter ihnen wartete. Banner und Standarten ragten in den grauen Himmel und verkündeten voller Stolz die neue Eintracht unter den Kindern des Schmieds. Ein gemeinsamer Sieg würde den Zusammenhalt fester schmieden. »Ich danke dir, Vraccas«, murmelte er und wandte sich zum Tor. Auch wenn ich heute den Tod finden werde.
Um ihn herum befanden sich die Helden der ersten Mission, dazu Goda und LotIonan. Die Zwergin beachtete den Magusnicht und hatte seine Nähe stets gemieden. Sie hätte mit ihrem einstigen Lehrmeister kein Wort gewechselt, selbst wenn er es wünschte.
Ingrimmsch erkannte an den Augen seiner Gemahlin, dass sie sich lieber gegen den Magus gewandt hätte als gegen die Scheusale aus der Schwarzen Schlucht. Und wieder fing er einen raschen Blick von ihr zu Balyndar auf. Der Fünfte schaute daraufhin zu Slin, der seine Augen auf ihn gerichtet hielt und wie zufällig den Schaft der Armbrust tätschelte.
Ingrimmsch kratzte sich im schwarzsilbernen Bart. Was geht denn da vor sich? Er hatte ganz offensichtlich etwas nicht mitbekommen, und das besorgte ihn. Er konnte mitten im Gemetzel nicht auch noch Kindermädchen für die Zwerge spielen, um sie von irgendwelchem Unsinn abzuhalten.
Er wollte sein Pony zu Tungdil lenken, da gab der Einäugige das Signal zum Angriff. Die Flügel des riesigen Festungstors schwangen auseinander, und er wusste, dass sich auch die drei übrigen Durchgänge öffneten, um die ungleichen Heere auf den Weg zu schicken. Wenn Ingrimmsch sich nicht verschätzt hatte, kam er auf immerhin eintausend Menschenkrieger unter der Führung der Elben, viertausend Untergründige, stattliche zehntausend Ubariu und nochmals zehntausend Zwerge, wobei die Dritten mit sechstausend Mann den größten Anteil daran erbrachten.
Doch bevor einer von ihnen einen Fuß in die Ebene setzen konnte, musste der erste Schlag gelingen.
LotIonan trat vor und musterte die dunkelroten Ausläufer der Barriere, dann legte er die linke Hand dagegen und sprach einen kurzen Satz, an dessen Ende er unvermittelt schrie und seinen Körper anspannte.
Weiße Blitze rannten rissgleich durch den Schild und brachten ihn dazu, sich aufzulösen. Mit einem hellen Ton schwand die Barriere!
»Für das Geborgene Land!«, rief Tungdil und stieß in sein Rufhorn. Sein Pony trabte an, und alle vier Heere begannen mit ihrem Vormarsch, während die Katapulte der Festung die Vernichtung über die verdutzten Scheusale brachten.
Krachend und rumpelnd schleuderten sie ihre Steine, Pfeile und Speere, ihre brennenden Petroleumbeutel und glühenden Eisenkugeln in das ungeschützte Lager. Sie trafen Zelte samt denBewohnern darin, Belagerungstürme, Rammböcke, Sturmleitern und all diejenigen Scheusale, die sich im Freien aufhielten.
Feuer flammten auf, das laute Knistern von berstendem Holz mischte sich mit dem Schreien der Kreaturen. Gleichzeitig riss die Wolkendecke auf, und der Regen ließ nach, als sandten die Götter ihnen gutes Wetter. Doch unvermittelt entstand keine zwanzig Schritt vor ihnen eine neue Barriere, von welcher die Geschosse abprallten. »Schilde!«, schrie Ingrimmsch nach hinten und suchte seinen eigenen. Die ersten abgefälschten Steine flogen trudelnd auf die Zwerge zu, die ihre Schilde nach oben rissen und sich dahinter verbargen, bis der tödliche Schauer endete. Zwar hatten die Katapultmannschaften auf den Wehrgängen rasch reagiert und den Beschuss eingestellt, doch es hatten sich genügend Geschosse in
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