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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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atemberaubendem Wert hortet«, sagte sie nachdenklich.
    Frederik sah fragend in die Runde. Er zog seine Mütze ab, sodass sein kurzes schwarzes Haar zum Vorschein kam. »Herrin, ich weiß, dass Ihr es nicht hören möchtet, aber wir denken, dass es besser wäre, wenn Ihr eine Rast einlegen würdet. Ihr habt die Albae und ihre Diener bis aufs Blut gereizt, und bei diesen Belohnungen ...«
    »Und ich werde es weiterhin tun«, unterbrach sie unverzüglich und entschlossen. »Sie werden mich ohne Unterlass jagen, auch wenn ich mich zyklenlang in einem Loch verkrieche.« Mallenia ließ den Blick schweifen.
    Ihre Mitstreiter sahen müde aus, auf manchen Gesichtern zeigten sich Angst und Unbehagen: Sie fürchteten um ihre Familien. Der Tod ihrer Freunde, die beim Überfall auf die Schwarze Schwadron gefallen waren, hatte deutlich gemacht, dass selbst der beste Plan unberechenbare Wendungen und Unsicherheiten barg.
    Mallenia wusste, warum Frederik ihr den Vorschlag in Wahrheit unterbreitet hatte, und konnte es den Männern und Frauen nicht verdenken. Sie lächelte. »Ich danke euch für das, was ihr mit mir in den vergangenen Zyklen unternommen habt, doch ich entlasse euch«, sagte sie freundlich und gab sich Mühe, ihnen zu zeigen, dass sie keinen Groll hegte. »Von diesem Umlauf an reite ich allein.«
    »Herrin!«, entfuhr es Frederik erschrocken. »Nein! Wir wollen nicht aufgeben, sondern...«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Oberarm. »Es ist gut, Frederik. Ich kann es nicht länger verantworten, das Leben anderer für meinen Kampf aufs Spiel zu setzen.« »Gauragar ist unsere Heimat, Herrin. Wir sind ebenso zum Kampf gegen die Besatzer verpflichtet wie Ihr«, ließ er nicht locker. »Wir sind sehr froh, dass wir Euch an unserer Seite haben. Wären Leute aus Urgon hier, würden sie Euch das Gleiche sagen.« Zedrik erhob sich. Er war einer von Hochheiligstadts Torwachen,ein grober Mann mit grobem Äußeren. Man sah ihn immer nur in der Rüstung, als gäbe es für ihn kein Leben außerhalb seines Dienstes. »Die Götter und Ihr, Herrin, mögen mir verzeihen, doch ich denke schon lange über den Sinn unserer Sache nach«, hob er an. »Wir stehlen den Zehnten, erschlagen ein paar Dritte, aber haben wir den Menschen in Gauragar eine wahrhaftige Verbesserung gebracht?« Zedrik hörte sich traurig und entmutigt an. »Die Bewohner halten zu uns, ja, aber sie leiden umso mehr unter den Vergeltungsschlägen.«
    »Was ist denn dein Vorschlag?« Frederik musterte ihn. »Möchtest du dich auf ewig vor den Schwarzaugen ducken? Willst du auch deine Kinder und Kindeskinder unterdrückt wissen?«
    »So war es doch schon vorher, und wir leben kein schlechtes Leben«, erwiderte Zedrik seufzend. »Sie lassen uns in Ruhe, solange wir zahlen.«
    Mallenia verfolgte den Disput aufmerksam und sah sich in ihrer Entscheidung bestärkt, die Verschwörergruppe aufzulösen. Der Fleischer wollte zwar nicht aufgeben, wie sie zuerst vermutet hatte, doch dafür einige andere. Zu viele. Denn Angst gebar ebenso Verräter wie eine hohe Belohnung.
    Frederik stieß die Luft aus. »Wie einfältig bis du, Zedrik? Und wenn wir nichts mehr haben, um sie zu bezahlen? Wenn sie beschließen, unsere Siedlungen dem Erdboden gleichzumachen, weil sie die Landstriche in ihrem aberwitzigen Kunstwahn nach ihrem verqueren Schönheitsdenken verändern wollen?«, rief er beschwörend. »Erinnert sich denn keiner von euch mehr an Tareniaborn?«
    Tareniaborn. Mallenia schluckte, und der Gedanke an die Stadt mit ihren vierzigtausend Männern, Frauen und Kindern bereitete ihr Grauen. Niemals zuvor hatte sie so etwas gesehen.
    Es war vor elf Zyklen geschehen. Einer der AlbFürsten hatte beschlossen, Tareniaborn in ein Kunstwerk zu verwandeln. Tareniaborn und das gesamte Umland, das dazugehörte.
    Niemand wusste bis heute, ob der Alb wahnsinnig gewesen war oder ob jeder Stadt in Idoslän zu jeder Zeit ein solches Schicksal zuteilwerden konnte.
    »Ihr wart doch dort, Herrin. Haltet den Memmen vor Augen, wie grausam unsere Besatzer sein können«, forderte Frederik sie grimmig auf. »Und dass sie sicherlich nicht vor weiteren Taten diesen Ausmaßes zurückschrecken.« Die Köpfe der Anwesenden wandten sich ihr zu.»Was genau geschehen ist, kann ich nicht sagen. Ich kam an, als schon alles vorbei war«, sagte Mallenia. »Ich ritt durch einen Zufall mit einer kleinen Truppe Freiwilliger über einen nahen Berg, von dem aus man einen guten Ausblick auf die Stadt und die Ebene hat.« Sie

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