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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gegeben hatte, der stark genug gewesen wäre, alle Flämmchen der Leuchter auszublasen. Magie? Eine bestimmte Art der Magie. Ihre Nackenhärchen richteten sich auf. Haben sie mich gefunden?
    Mit einem Rumpeln wurde die Kellertür geöffnet, schwacher Lichtschein fiel von draußen aus den Fenstern gegenüber herein.
    Auf der Schwelle stand eine leicht nach vorne gebeugte Gestalt mit einem überlangen Schwert in der Hand. Die unter den Haaren herausragenden, spitz zulaufenden Ohren erkannten die Verschwörer überdeutlich. Der Anblick lähmte sie, weil sie wussten, was es für alle, die sich im Keller aufhielten, bedeutete: nichts anderes als den Tod. Hinter dem Alb stand der Schultheiß, auf sein wächsernes Gesicht fiel ein einzelner Lichtstrahl.
    »Sieh an: die Aufständischen«, sagte der Alb mit samtweicher Stimme. »Du hast gut achtgegeben, Schultheiß. Sie sind tatsächlich in deinen Keller eingebrochen, um sich Vorräte zu beschaffen.« Der Tonfall bewies, dass er dem Verräter Schutz gewähren und ihn nicht weiter mit den Verbrechern in Verbindung bringen würde. Der Alb nahm ein Säckchen von seinem Gürtel und warf es hinter sich; es fiel vor dem Schultheiß auf die Straße in den Schneematsch. »Hier. Dein Entgelt.«
    »Gnade, Herr!«, schrie Zedrik als Erster weinerlich. »Gnade für unsere Familien! Sie wussten nichts von dem, was wir taten.« Er sank vor der Treppe, die nach oben zum einzigen Ausgang führte, auf die Knie und reckte die Arme. »Verschont ihr Leben!« Der Alb ging zwei Stufen nach unten, um sich zu seiner vollen Größe aufrichten zu können. Noch immer sah man ihn nur als Umriss, das Licht beleuchtete ihn von hinten. Es hatte niemand mehr gewagt, sich zu bewegen und die Kerzen von Neuem zu entzünden.
    »Was genau tatet ihr denn? So legt ein Geständnis ab, und euere Familien werden sich weiterhin am Schein der Sonne erfreuen dürfen.« Er hob den Arm mit dem Schwert und legte die Waffe mit der Schneide nach oben in die linke Armbeuge, als trage er einen Säugling. »Höre ich etwas?«
    Zedrik schluchzte. »Wir haben uns schuldig gemacht...«
    »... Gauragars Freiheit erlangen zu wollen«, fiel ihm Mallenia ins Wort und erhob sich. »Die Besatzer, die Albae, die Dritten und alle Vasallen hinauszuwerfen und zur Rechenschaft zu ziehen!«»Nein!«, schrie Zedrik. »Schweigt! Ihr wisst nicht...«
    »Doch, ich weiß sehr wohl. Sie jagen nicht nur mich, sondern alle, die zur Linie meines Ahnen Prinz Mallen gehören.« Sie starrte den Alb an. »Seht ihn euch an«, forderte sie die Verschwörer auf. »Er spielt ein Spiel und denkt nicht einmal daran, einen von euch zu verschonen. Der einzige Weg, eure Liebsten zu retten, besteht darin, das Schwarzauge umzubringen, bevor es eure Namen erfahren hat und sie weitergeben kann.« Die junge Frau umfasste ihre beiden Kurzschwerter fester und begab sich in Angriffsstellung.
    Der Alb hob den Kopf und sah sie an. »Mallenia! Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, dich hier zu sehen.« Er hielt das Schwert weiterhin in der Armbeuge, ließ den Griff los und zog etwas unter seinem Mantel hervor, das er mit einer raschen Bewegung auf sie zu schleuderte. »Dies fand ich. Es mochte dir gehören?« Vor ihren Füßen landete ein Umschlag, den sie sogleich erkannte. Darin hatte eine Warnung an Hindrek gesteckt, einen Großcousin dritten Grades. Dass der Umschlag hier vor ihren Füßen lag, sagte ihr, was mit ihm und seiner Familie geschehen war. »Ihr seid Ungeheuer, die den Tod tausendfach verdient haben«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
    »Ist es nicht umso verwunderlicher, dass wir den Tod tausendfach bringen, anstatt ihn zu empfangen?« Er vollführte eine Geste, und die Lampen flammten wieder auf. Sodann legte er die Rechte an den Griff seiner Waffe. »Wir bringen ihn, wenn es sein muss. Oder uns danach ist. Ich verharrte schon länger vor dem Keller, ohne dass ihr mich bemerkt hättet, und hörte deine wunderbare Erzählung von Tareniaborn.« Er redete in einem Plauderton, als stünde er vor Freunden oder einer Gesellschaft, die etwas zu feiern hatte. Unter seinem schwarzen Mantel schaute eine lamellenartige, dunkle Rüstung hervor. »Ich war stolz und bewegt bei deinen Worten, denn ich, Tirigon, hatte das Vergnügen, der Schöpfer des Kunstwerks zu sein, vor dem du voller Ergriffenheit standest.« Er deutete eine Verbeugung an. »Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre gleichermaßen, die Stadt zu erhöhen und die

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