Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
fest und schnaubte vor Hass. Tirigon betrachtete die roten Spritzer auf seiner Rüstung. »Das hätte nicht passieren dürfen«, bedauerte er. »Es läuft so gern in die Ziselierungen und gerinnt darin.« Arnfried sprang abrupt nach vorne, um den Feind zu überraschen. Er täuschte einen Stich mit dem Dolch an und schlug gleichzeitig mit der Faust nach dem Gesicht. Mallenia preschte ebenfalls vorwärts. Sie wollte auf die Abwehrbewegungen des Albs reagieren.Der schlanke Gegner wich der Klinge aus und fing die geballten Finger des Schmieds mit der geöffneten Linken ab. Doch er hatte die Kraft des Mannes unterschätzt und wurde rücklings gegen ein Weinfass gestoßen.
    Arnfried riss sein Knie in die Höhe und rammte es gegen Tirigons Rippen; die Rüstung knirschte. Die Albin rief etwas in ihrer Sprache, sie klang besorgt.
    Mallenia stach mit ihrem linken Schwert nach dem Alb, der gerade noch rechtzeitig auswich. Die Spitze durchbrach das Holz, und Weißwein ergoss sich in seinen Rücken; der Lehmboden wurde augenblicklich rutschig.
    »Meinen Respekt«, knurrte Tirigon dem Schmied zu und fing den nächsten Angriff von ihm mit der anderen Hand ab. Es klickte, und zwei Metallscheiben fuhren aus der äußeren, langen Seite der Unterarmschiene hervor. Blitzschnell zog er sie über die Brust des Mannes, der aufschreiend nach hinten sprang und auf dem weichen Untergrund ausrutschte. In seinem Sturz war der Alb unvermittelt über ihm und zerschmetterte ihm mit einem brachialen Schlag gegen das Sonnengeflecht den Brustkorb. Die Knochen bogen sich nach innen und zerstörten die Lunge, röchelnd wand sich Arnfried im Matsch.
    Mallenia dachte nicht nach und warf sich gegen Tirigon, um ihn zu Boden zu reißen. Er hatte ihren Sprung aus den Augenwinkeln bemerkt und machte einen Satz von ihr weg und wurde ebenso Opfer des Schlamms wie der Schmied: Sein rechter Fuß rutschte aus. Obwohl er noch versuchte, sich abzufangen, krachte er gegen den Salzfleischbottich, mit dem Mallenia bereits vorher Bekanntschaft gemacht hatte. Die Albin schrie auf.
    Mallenia schleuderte ihre beiden Schwerter nach dem Liegenden, eines zielte auf den Kopf, das andere auf den Unterleib. Beide Angriffe, so hoffte sie, würde er nicht parieren können.
    Doch Tirigon riss die gepanzerten Unterarme in einem Reflex in die Höhe: Das erste Schwert prallte ab und flog in eine Ecke des Kellers, das zweite zersprang am Tionium in Stücke.
    Aber der Alb stöhnte dennoch auf.
    Mallenia traute ihren Augen kaum: Ein langer, schmaler Klingensplitter hatte sich durch die linke Wange ihres Feindes gebohrt und verband den Kopf mit dem Holzbottich. Es war keinetödliche Wunde, aber gewiss eine schmerzhafte. Und vor allem zerstörte sie das vollkommene Antlitz.
    Hinter sich vernahm sie eilige Schritte und das Schleifen von Metall.
    Tirigon vor ihr hob die Hand und sagte etwas in seiner Sprache, was durch seine Verletzung noch fürchterlicher klang.
    »Du hast versprochen, die Familien meiner Mitstreiter zu verschonen«, sagte Mallenia zu ihm. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass die Albin mit gezogenem Schwert hinter ihr stand und sie am liebsten töten würde. »Du hältst dich an deine Worte?«
    Der Alb gab ein dumpfes Ja von sich.
    »Und ich Werde aus diesem Keller gehen können?«
    »Niemals«, zischte eine Frauenstimme hinter ihr. Doch ihr besiegter Bruder bestätigte auch diesen Teil der Abmachung.
    »Und du meintest, dass es uns nicht gelänge, dich zu töten«, sprach Mallenia vorsichtig, während ihre Linke sich an den Dolchgriff legte. Sie beugte sich nach unten und schnitt sich eine schwarze Haarsträhne ab. »Das wird mein Andenken an meinen Triumph über dich und deinen Hochmut sein.«
    Der mörderische Ausdruck in Tirigons Augen sagte alles über seine Gedanken aus. »Schone dein Glück, Letzte der Ido«, hörte sie die warnende Stimme des zweiten Albs von der Tür. »Du wirst den Keller verlassen können. Den anderen Verschwörerfamilien soll das Leben gewährt bleiben. Von unserer Seite aus. Was Kaiser Aiphatön allerdings befiehlt, wenn er davon erfährt, wissen wir nicht.«
    »Erfahren wird er es sicherlich«, fügte die Albin genüsslich hinzu.
    Mallenia wandte sich wütend um. Die Geschwister standen unmittelbar hinter ihr, und die Albin hielt wirklich ein Schwert in der Hand. »Ich hätte wissen müssen, dass ihr euch eine Lücke sucht, um die Abmachung zu brechen!«
    »Keine Lücke. Es ist die genaue Auslegung der Abmachung.« Der Alb, der

Weitere Kostenlose Bücher