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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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von seinem Bruder für Mallenia nur durch sein anders gestaltetes Schwert zu unterscheiden war, neigte den Oberkörper. »Würde ich sie noch genauer auslegen, könnte ich sagen, dass er sich selbst verletzt hat und nicht du es warst, der das Wunder gelang.« Er zeigte auf seine Schwester. »Firüsha würde sich sehr freuen, wenn wir zu dieser Ansicht gelangten. Solange wir darüber nachdenken, wie wir deinen Sieg zu deuten haben, kommst du zumindest unbeschadet bis zur Tür.« Betont machte er einen Schritt auf die Seite und gab den Weg frei.
    Mallenia zögerte nicht und beeilte sich, den Raum zu verlassen, in dem sich der Geruch nach Blut, Innereien, Wein und Salzfleisch zu einem widerlichen Gestank mischte. Im Gehen nahm sie ihre Handarmbrust aus der Halterung auf dem Rücken unter dem Mantel hervor, spannte sie und drehte sich auf der Schwelle noch einmal um. Sie zielte auf den Verwundeten der Drillinge, visierte den Kopf an und drückte ab. Der Bolzen zischte los und traf Tirigon in den Hals.
    Mallenia fluchte. Der Kopf war das eigentliche Ziel gewesen, doch ihre Hand hatte gezittert. Mit ein wenig Beistand der Götter mit Ausnahme Tions war sie den Feind dennoch los.
    Hastig trat sie hinaus und warf die dicke Tür ins Schloss. Der Schlüssel steckte von außen, der Schultheiß hatte vergessen, ihn abzuziehen, und so konnte sie die Geschwister einsperren. Es würde ihr einen kleinen Vorsprung auf ihrer Flucht geben. Und den benötigte sie unbedingt!
    Die Albae würden ihr folgen. Damit waren die Familien der Verschwörer in Sicherheit. Vorerst. Über alles andere würde sie sich unterwegs Gedanken machen. Mallenia drehte sich um und sah die drei Nachtmahre keine fünf Schritt weit von ihr entfernt stehen. Soll ich?
    Es gab niemanden, der es gewagt hatte, auf die Reittiere der Albae zu steigen oder es hatte noch keiner überlebt, um davon zu berichten.
    Sie wusste, dass sie auf dem Rücken eines solchen Tieres die besten Aussichten hatte, die Verfolger auf Abstand zu halten. Herkömmliche Pferde waren den gebrochenen Einhörnern rettungslos unterlegen.
    »Mal schauen, ob ich dich überlisten kann«, murmelte sie und näherte sich den Nachtmahren, die Haarsträhne des Albs am ausgestreckten Arm vor sich haltend. Aufmerksam betrachtete sie die Nüstern der Tiere und glaubte zu erkennen, welches von ihnen den Geruch seines Herrn an ihr wahrnahm.
    Sie rieb mit den Haaren über die weiche Nase, dann über ihre Arme und kurz über ihren Oberkörper und die Beine. »Hier, riechst du das? Tirigon hat mir erlaubt, auf dir zu reiten«, sprach sie freundlich und umrundete das große schwarze Tier mit den schaurig roten Augen, in denen die Glut von Lava zu schwelenschien. Sie trat mit einem Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Unverzüglich bäumte sich der Nachtmahr auf und wieherte, was mehr an ein Kreischen erinnerte. Die Hufe stampften auf das Pflaster und ließen weiße Blitze um die Fesseln spielen, Brandspuren blieben auf dem Stein zurück.
    Mallenia krallte sich an den Hals und machte sich flach, um nicht von den schnappenden, scharfen Zähnen gepackt zu werden, doch sie ließ sich nicht abwerfen; schließlich trieb sie ihm die Stiefelabsätze hart in die Flanken. »Wer nicht hören will...«, rief sie und schlug der Kreatur mit dem Dolchknauf gegen die Blesse.
    Der Nachtmahr preschte los und galoppierte durch die nächtlichen Gassen. Immer wieder zuckte und funkte es unter ihm auf, wenn die Eisen den Boden berührten, und das Licht beleuchtete die vorbeifliegenden Mauern gewitterhaft.
    Mallenia griff die Zügel und lenkte den Nachmahr mit aller Kraft, wie sie es noch bei keinem Pferd hatte tun müssen. Bei einem normalen Reittier wäre die Haut rings ums Maul eingerissen, und die Wirbel wären sicherlich bei derlei Gewalt gebrochen. Doch er störte sich kaum daran und gehorchte ihren Befehlen. Sie schössen auf das Tor zu, das für sie von den aufmerksamen Wachen bereits geöffnet wurde. Man hielt sie für einen der Albae.
    In wildem Ritt flog sie aus Hochheiligstadt hinaus und donnerte auf der Straße nach Westen.

    Das Jenseitige Land, vierundsiebzig Meilen südwestlich der Schwarzen Schlucht, 6491. Sonnenzyklus, Winter.
    Tungdil und Ingrimmsch ritten nebeneinanderher und näherten sich Meile um Meile der Festung der Vierten, durch die man ins Geborgene Land gelangte. In die alte Heimat...
    In der Festung sollte die Zusammenkunft mit den verbliebenen Zwergenherrschern stattfinden, die Boten

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