Das Schicksal des Highlanders
ständigen Fehden und Schlachten alles entging.
Doch sie beeilte sich, diese düsteren Gedanken abzuschütteln. Es nützte nichts, Dinge zu bedauern, die man nicht ändern konnte. Sie wandte sich wieder der näher rückenden Burg zu. Hinter den hohen steinernen Mauern schien Donncoill nicht so verwahrlost zu sein wie das Land. Offenbar waren die Mauern verstärkt worden, und der ursprüngliche quadratische Wohnturm, den man noch immer deutlich erkennen konnte, war um einige Anbauten erweitert worden. Auf der rechten Seite des alten, niedrigen Turms befand sich ein Anbau, der in einen zweiten, schmaleren Turm mündete. Ein zweiter Flügel führte an der linken Seite des alten Bauwerks zu einer Baustelle, an der offenbar ein weiterer Turm entstehen sollte. Ihre Mutter hatte ihr oft von den großen Schlössern in Frankreich und England erzählt. In Maldie keimte der Gedanke, dass Sir Balfour solche Orte vielleicht mit eigenen Augen gesehen oder doch zumindest dieselben Geschichten gehört hatte, denn die Burg, die hinter den dicken Wehrmauern Gestalt annahm, würde bald aussehen wie die, von denen ihre Mutter ehrfürchtig berichtet hatte.
»Die Arbeit geht nur langsam voran«, erklärte Balfour, der neben sie getreten war und ihr die Zügel seines Pferdes abnahm.
Sein plötzliches Auftauchen und seine Nähe verwirrten Maldie. Sie hoffe nur, dass er nichts davon bemerkte. Gedehnt meinte sie: »Vielleicht solltet Ihr Euer Schwert öfter in seiner Scheide stecken lassen.«
»Ich wäre froh, wenn ich das könnte, ich fürchte nur, Beaton hegt nicht dieselben Hoffnungen auf Frieden wie ich.«
»Ihr sprecht von Frieden und zieht trotzdem in den Kampf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Beaton Euch nicht aufgefordert hat, seine Burg zu bestürmen.«
»Na ja, mehr oder weniger hat er das. Selbst ein Herold hätte es kaum deutlicher sagen können. Er hat nämlich meinen jungen Bruder Eric entführt und seine Handlanger auf mein Land gehetzt, als Eric jagte.«
»Und deshalb hat er auch damit gerechnet, dass Ihr vor sein Tor treten und ihm den Kampf ansagen würdet.«
Balfour nickte verlegen, denn jetzt sah er selbst, wie töricht er gehandelt hatte. »Stimmt. Sobald wir auf die Lichtung vor seiner Burg ritten, wusste ich, dass unser Angriff ein Fehler war. Ich rief ihm zu, ob wir die Sache nicht ohne Blutvergießen regeln könnten. Er ließ mich in dem Glauben, dass er damit einverstanden sei, und ich blinder Narr rückte näher. Es war eine Falle. Er wollte nur, dass wir nahe genug herankämen und dass meine Männer unvorsichtig würden, um uns leichter töten zu können. Sein Plan wäre fast aufgegangen. Doch nicht alle Pfeile erreichten ihr Ziel, und meine Männer waren klüger als ich. Sie trauten Beaton nicht über den Weg, als er um Frieden bat.«
»Dennoch habt Ihr ihn in aller Ruhe die Stärke Eurer Truppe erkunden lassen.«
»Das verstehst du nicht, Mädchen.« Balfour fragte sich, warum er sich überhaupt die Zeit nahm, ihr sein Tun und den Kampf zu erklären. Dann wurde ihm klar, dass es ihm einfach Spaß machte, mit ihr zu reden. Er vermutete allerdings auch, dass er versuchte, sich selbst den bitteren Fehlschlag zu erklären. »Meine Männer ärgerten sich über Beatons gemeine Hinterlist und verlangten nach Blut. Sie sind den ständigen Krieg ebenso leid wie ich, doch ihre Wut war übermächtig. Bald erkannte ich, dass die Schlacht verloren war, doch wenn Krieger kämpfen und vom Blutrausch geblendet sind, kann man kaum auf ihre Vernunft zählen. Erst als Nigel fiel, kamen sie so weit zur Besinnung, dass sie meine Aufforderung zum Rückzug befolgten.«
»Und Beaton hat noch immer Euren Bruder in seinem Gewahrsam.« Maldie spürte eine Woge des Mitleids in sich aufwallen, doch sie wollte sich nicht mit seinen Ärgernissen belasten. Schließlich hatte sie genügend eigene Probleme.
»Richtig. Aber immerhin weiß der junge Eric nun, dass die Murrays um ihn kämpfen werden.«
»Warum sollte er etwas anderes annehmen? Er ist doch Euer Bruder.«
Balfour verzog das Gesicht und zögerte. Doch dann befand er, dass er ruhig mit offenen Karten spielen konnte. »Eric ist nur mein Halbbruder. Mein Vater hatte mit einer von Beatons Gemahlinnen geschlafen, und Beaton bekam es heraus. Als Eric zur Welt kam, ließ er das Neugeborene auf einem Hügel aussetzen. Einer unserer Männer fand den kleinen Kerl, und bald stellten wir fest, um wen es sich handelte und warum er ausgesetzt worden war.«
»So nahm die Fehde also
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