Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf und lief hinter den Männern her, die Nigel in die Burg trugen. »Es geht schon wieder. Vielleicht war es auch nur der Ritt. Euer Ross ist zwar ein prächtiger Bursche, der mit leichter Hand und sanften Worten zu lenken ist, aber ich bin das Reiten nicht gewöhnt. Macht Euch keine Sorgen um mich, Sir Murray, ich bin robust genug, um Euren Bruder bald wieder so weit herzustellen, dass er sich ins nächste Kampfgetümmel stürzen kann.«
    Balfour blickte ihr leise lächelnd nach. Einen Moment lang hatte sie gewirkt, als hätte sie das Leid der trauernden Frauen so mitgenommen, dass sie einer Ohnmacht nahe schien. Doch dann war sie gleich wieder so forsch gewesen, wie er sie bisher kannte, auch wenn sie noch sehr bleich gewesen war und leicht gezittert hatte. Nigel hatte recht, das Mädchen barg Geheimnisse. In einem Augenblick war sie mitfühlend, im nächsten verächtlich. Außerdem hatte sie auf die Nachricht, dass Beaton im Sterben lag, sehr sonderbar reagiert, und ihre Erklärung dafür war ihm nicht aufrichtig vorgekommen. Noch immer begehrte er die kleine Maldie Kirkcaldy mehr, als ihm ratsam erschien, aber er würde auf der Hut sein. Erics Leben hing an einem seidenen Faden – er konnte es sich nicht leisten, sich den Verstand von Leidenschaft trüben zu lassen. Maldie Kirkcaldy hatte Geheimnisse. Er würde versuchen, sein Verlangen nach ihr zu stillen, doch er nahm sich fest vor, dabei auch ihre Geheimnisse zu lüften.

3
    Maldie erhob sich, leise vor Erschöpfung stöhnend. Rasch vergewisserte sie sich, dass Nigel noch friedlich schlief und sich von ihrem Seufzer nicht hatte stören lassen. Drei lange Tage und Nächte hatte sie den stark fiebernden Mann gepflegt und sich nur eine kurze Pause gegönnt, wenn Balfour den Platz am Bett seines Bruders einnahm. Endlich sank das Fieber wieder, doch sie traute dem Frieden noch nicht so ganz.
    Sie trat an den kleinen Tisch in der Nähe des schmalen Pfeilschlitzes in der Wand, dem einzigen Fenster im Raum, und goss sich einen Becher gewürzten Apfelwein ein. Es war nicht leicht, sich alleine um Nigel zu kümmern, doch beim ersten Blick auf Grizel, die Heilerin in Donncoill, war ihr klar gewesen, dass sie diese Frau nicht an Nigel heranlassen würde. Grizel war schmuddelig und hatte von hässlichen Geschwüren verunzierte Arme. Außerdem spürte Maldie, dass die Frau zutiefst unglücklich war. Grizel missfiel nicht nur ihre Aufgabe als Heilerin bei den Murrays, ihr missfiel hier alles und jeder. Einer solchen Frau war es völlig egal, ob derjenige, den sie pflegen sollte, überlebte oder starb. Aus der Frau würde nie eine gute Heilerin werden, egal, wie viel Wissen sie erwarb, denn sie verspürte nicht den geringsten Drang zu helfen oder zu heilen; sie hatte nicht die Spur von Mitgefühl für Kranke und Gebrechliche. Maldie hatte sich fest vorgenommen, das Balfour zu erklären, damit er dieser Frau nicht wieder den Ehrenplatz und die damit einhergehende Verantwortung überließ, wenn sie fort war. Es würde ihr leichter fallen, wenn sie einen Ersatz mit mehr Herz und Geschick auftreiben könnte, aber dazu musste sie Nigels Kammer verlassen.
    Sie schnitt eine Grimasse, trank ihren Apfelwein aus und schenkte sich noch einmal nach. Jetzt hätte sie eigentlich gehen können, doch sie zögerte. Es würde nämlich bedeuten, dass sie Balfour ohne Nigel und seine Wunden als Schutz gegenübertreten müsste. Maldie hatte zwar ihre Aufgabe als Heilerin äußerst gewissenhaft versehen und sich beharrlich darum bemüht, Nigel am Leben zu halten – aber sie hatte sich auch hinter dem vom Fieber geplagten Mann versteckt, wann immer Balfour sich ihr genähert hatte.
    Diese Feigheit störte und beunruhigte sie. Balfour hatte nie versucht, sie zu berühren. Er war immer nur aus tiefer Sorge um seinen Bruder in die Kammer gekommen. Dennoch hatte sie jedes Mal, wenn er sie angeblickt hatte, gespürt, wie ihr warm wurde. Wenn er in der Kammer weilte, waren alle ihre Sinne lebendig geworden. Trotz ihrer Erschöpfung war es ihr oft schwergefallen sich auszuruhen, weil sie seine Anwesenheit so stark gespürt hatte. Sie konnte sich noch so oft sagen, dass sie nur eitel sei – sie spürte ständig, wie sehr er sie begehrte. Mit jedem Blick, ob flüchtig oder höflich, hatte sie seine Leidenschaft gespürt, und ihr Körper hatte höchst bereitwillig reagiert. Es konnte sehr gefährlich sein, Balfour zu nahe zu kommen. Sie musste stets gegen ihr eigenes Verlangen und die

Weitere Kostenlose Bücher