Das Schicksal des Highlanders
sich an ihn drängte, ließen ihn keinen zusammenhängenden Gedanken fassen. Er konnte nur an eines denken: Er wollte sich tief in ihr vergraben.
»Maldie!«, flüsterte er und zog sie sanft Richtung Bett. »Wunderschöne Maldie! Auch du spürst die Hitze, nicht wahr?«
»Ja.« Jedes Mal, wenn er sich ein wenig fortbewegte, drängte sie ihm nach in dem wilden Wunsch, seiner Wärme nahe zu sein. »Ich glaube, es ist ein Bann.«
»Ein Bann, unter dem wir beide stehen.«
Sie stießen ans Bett. Nigel stöhnte. Plötzlich fühlte Maldie, dass alle Wärme rasend schnell ihren Körper verließ und ihr schwindelig wurde. Sie wankte ein wenig und befreite sich aus Balfours Griff, der gar nicht fassen konnte, was passiert war. Entsetzt starrte sie auf den schlafenden Nigel.
Ihr erster klarer Gedanke führte zu einem kurzen Dankgebet, dass Nigel noch schlief und offenbar nichts gesehen hatte. Dann spürte sie Zorn in sich aufsteigen, auch wenn sie nicht wusste, wem sie mehr zürnte: Balfour, dass er sie beinahe verführt hatte, mit ihm ins Bett zu gehen, oder sich selbst, dass sie es zugelassen hatte. Sie entfernte sich, wobei sie unauffällig Balfours Versuchen, sie am Arm zu fassen und zurückzuhalten, auswich. Nachdem sie entschlossen vor den großen Kamin gegenüber dem Bett getreten war, drehte sie sich um und musterte Balfour. Er wirkte etwas verwirrt, aber überhaupt nicht zerknirscht. Darüber ärgerte sie sich.
»Ihr seid noch immer hier?«, fauchte sie und streifte mit einer raschen, wütenden Handbewegung ihr wirres Haar hinter die Schultern.
Balfour lehnte sich an einen der dicken, hohen Pfosten am Fußende des Bettes und betrachtete sie. Es kostete ihn einige Mühe, darüber hinwegzusehen, wie voll und feucht ihre von seinen Küssen gezeichneten Lippen waren, wie erhitzt ihre Wangen. Heute würde sie nicht mehr in seine Arme zurückkehren – heute nicht. Ihre Miene gab ihm deutlich zu verstehen, dass sie im Augenblick keine freundlichen Gefühle für ihn hegte. Er sah nur eine Möglichkeit, ihrem Zorn und der damit einhergehenden Kälte Einhalt zu gebieten – er musste ihr klarmachen, dass sie in der kurzen Zeit in seinen Armen eine sehr willige, warme Partnerin gewesen war. Er hatte ihr zwar einen Kuss gestohlen und ihren Protest ignoriert, doch alles, was danach gekommen war, war mit ihrem leidenschaftlichen Einverständnis passiert.
»Vor Kurzem war ich noch sehr willkommen«, erwiderte er und bemühte sich dabei, möglichst ruhig zu klingen.
Maldie errötete, obwohl sie dagegen ankämpfte. Sie wusste, dass er darauf anspielte, wie gierig sie seine Küsse aufgesogen hatte; das konnte sie schlecht leugnen. Aber trotzdem war es nicht nett von ihm, sie an diesen Mangel an moralischer Stärke zu erinnern. Sie hätte nie herausgefunden, wie schwach sie war, wenn er ihr nicht den ersten Kuss aufgedrängt hätte. Bevor seine Lippen sie berührt hatten, hatte sie nur vermutet, dass sie es nicht schaffen würde, der Stärke ihrer beider Leidenschaft zu widerstehen. Jetzt war die Vermutung zur Gewissheit geworden, und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass er ihr diese harte Wahrheit vor Augen führte.
»Nun, das ist vorbei.« Innerlich verfluchte sie sich, denn selbst in ihren Ohren klang es bedauernd. »Wie Ihr wohl seht, habe ich hier noch viel Arbeit.«
»Ach ja? Nigel schläft. Du musst ihn doch dabei nicht bewachen, oder? Nun komm schon, sag, was du wirklich denkst! Du möchtest, dass ich gehe, weil ich dich dazu gebracht habe, dieselbe Leidenschaft zu spüren, die in mir tobt. Und jetzt willst du, dass ich möglichst weit weg bin, bevor du diese Hitze noch einmal spürst.«
»Wie arrogant Ihr doch seid! Ihr habt mich hintergangen. Ich habe zu dem ersten Kuss Nein gesagt, und Ihr habt es ignoriert. Wie alle Männer habt Ihr Euch einfach genommen, was Ihr haben wolltet.«
»Gut, die Schuld für den ersten Kuss nehme ich auf mich.« Er richtete sich auf und ging zur Tür. An der Schwelle drehte er sich noch einmal um. »Aber den zweiten hast du mir gegeben, und zwar freiwillig und mit einer Leidenschaft, die genauso heiß und stark war wie die meine. Sobald ich weg bin, wirst du wahrscheinlich alles versuchen, das zu bestreiten, aber ich glaube, du bist zu schlau, um diese Lüge zu glauben. Du hast mich begehrt, Maldie Kirkcaldy, und zwar ebenso sehr wie ich dich. Das weißt du genauso gut wie ich.«
Als er gegangen war, suchte Maldie nach etwas Großem, Schwerem, um es gegen die dicke Eichentür zu
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