Das Schicksal des Highlanders
Kopf zur Seite, zwischen Belustigung und Verärgerung schwankend. »Und wütend werde ich nur, weil ich dieses Spiel nicht sehr gut spielen kann, Sir.«
Balfour hoffte, seine Unschuldsmiene wirke überzeugend, doch der Blick, mit dem sie ihn bedachte, sagte ihm, dass sie sich davon nicht hatte täuschen lassen. »Was für ein Spiel denn? Ich spiele kein Spiel.«
»Ihr seid ein schlechter Lügner, Sir Murray. Ihr schäkert mit mir, Ihr neckt mich, Ihr spielt das Spiel der Verführung.«
»Ich glaube, du schätzt mich falsch ein.«
»Nein, nein. Ich kenne dieses Spiel nur allzu gut.« Schon wenn sie an die mehr oder weniger einfühlsamen, manchmal aber auch richtig brutalen Methoden dachte, mit denen Männer versucht hatten, sie auf ihr Lager zu zerren, wurde sie wütend. »Man hat es bei mir schon sehr oft probiert.«
»Und nicht geschafft?« Es erstaunte und beunruhigte Balfour, wie sehr er sich wünschte, dass sie noch unberührt sei. Eigentlich hätte ihm der Zustand ihrer Unschuld doch egal sein sollen.
Maldie blieb der Mund offen stehen. Sie konnte kaum glauben, dass er so unmanierlich war, ihr eine solche Frage zu stellen. In ihr mischten sich Kränkung und Wut. Viele Männer glaubten, ein armes Mädchen habe keinen Anstand, und waren dann zutiefst verwundert, wenn sie ihnen klarmachte, dass das bei ihr anders war. Eigentlich hatte sie Balfour diese beleidigende Einstellung nicht zugetraut.
Doch dann holte sie tief Luft und ließ sich von ihren Gefühlen leiten. Es war gefährlich, sich den Empfindungen dieses Mannes zu öffnen. Sie wollte auf gar keinen Fall herausfinden, dass Balfour Murray sie wie so viele Männer vor ihm für eine Hure hielt, nur weil sie arm war, aber aus Gründen, die sie nicht näher hinterfragen wollte, musste sie erfahren, warum er eine solch beleidigende Frage gestellt hatte.
Anfangs fiel es ihr schwer, den Raum hinter seinem Verlangen und ihre blinde Reaktion darauf auszuloten. Doch als sie sich zwang, tiefer zu blicken, überkam sie große Erleichterung. Beruhigt stellte sie fest, dass sein Herz frei war von Verachtung. Nun war sie sicher, dass er sie nicht hatte beleidigen wollen, oder, schlimmer noch, gedacht hatte, sie gehöre zu der Sorte Frauen, die sich nicht beleidigt gefühlt hätten durch das, was seine Frage nahegelegt hatte. Es verwirrte sie nur, dass diese Frage von Ärger, Angst und einer zögerlichen Neugier ausgelöst schien, denn diese Gefühle konnte sie bei ihm erspüren. Es kam ihr vor, als wäre ihm ihre Antwort sehr wichtig, als wollte er zu gerne ein Ja von ihr hören. Aber warum, das wusste sie nicht.
»Natürlich haben sie es nicht geschafft«, erwiderte sie schließlich schärfer als beabsichtigt, denn sie war noch immer verärgert. »Wie Ihr sicher wisst, bin ich nicht in dem Wohlstand und mit den Annehmlichkeiten aufgewachsen, die Ihr Euer ganzes Leben lang genossen habt. Ich musste mich in einer raueren Welt zurechtfinden. Die Männer glauben anscheinend, dass ein armes Mädchen für ein paar jämmerliche Münzen oder auch nur, um denen zu gefallen, die sich für etwas Besseres halten, mit Freuden alles tut.« Mit großer Genugtuung stellte sie fest, dass er zusammenzuckte – ein Beweis, dass er die Rüge verstanden hatte. »Ich lernte lieber, mich zu verteidigen, als hübsch zu lächeln und die Hure zu spielen.«
»Ich wollte dich nicht beleidigen.«
»Das mag wohl sein, aber dennoch habt Ihr es getan.«
Er nahm ihre Hand, ohne darauf zu achten, wie sie sich versteifte, und drückte einen zarten Kuss auf ihre Knöchel. »Dann bitte ich dich aufrichtig um Verzeihung!«
»Wenn es Euch damit ernst wäre, würdet Ihr nicht noch immer versuchen, mich zu verführen.«
»Warum denn nicht?«, meinte er schelmisch.
Maldie stöhnte überrascht und zugleich entrüstet auf, als er sie plötzlich an sich zog. »Soeben habt Ihr Euch demütig dafür entschuldigt, dass Ihr mich beleidigt habt, und jetzt wollt Ihr mich schon wieder beleidigen!«
»Nein, ich will dich küssen!«
Balfour wusste, dass er jetzt alle Grenzen überschritt, die ein ehrbarer Mann zu beachten hatte. Maldie mochte ja einige Erfahrungen gesammelt haben, aber abgesehen davon war sie gänzlich unschuldig und hatte offenbar hart darum kämpfen müssen. Der Anstand erforderte es, sie respektvoll zu behandeln, doch er hatte jetzt nur noch den übermächtigen Wunsch im Kopf, ihr einen Kuss zu rauben, wenn sie nicht zu laut protestierte oder sich zu heftig wehrte. Das war bestimmt ein
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