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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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bezichtigen. Sie lebt seit ihrer Geburt in Donncoill. Ihre Verwandten haben uns geholfen, dieses Land zu erobern und zu halten.« An der Schwelle blieb er nachdenklich stehen. »Sie hat noch Verwandte hier, auch wenn sie nichts mehr mit ihnen zu tun hat und umgekehrt. Ich brauche sichere Beweise für ihren Verrat. Aber jetzt möchte ich erst einmal, dass du dich fertig machst und im großen Saal zusammen mit mir zu Abend isst.«
    »Aber Nigel …«
    »Ich schicke Jennie her, sie soll sich unterdessen um ihn kümmern.«
    Er war schon verschwunden, bevor Maldie etwas entgegnen konnte. Sie fluchte leise. Einen Moment lang dachte sie daran, seinen Befehl zu missachten, doch dann fügte sie sich in ihr Schicksal. Dieses Essen wird wohl ziemlich lange dauern, dachte sie und holte eine Bürste, um ihr Haar zu ordnen.

6
    Balfour musste sich ein Lächeln verkneifen, als er Maldie in den großen Saal treten sah. Sie trug ein dunkelblaues Gewand, das zwar abgetragen, aber sorgfältig geflickt war. Es war ein wenig zu eng, doch es schmiegte sich so vorteilhaft an ihren kleinen Körper, dass es ihm ausnehmend gut gefiel. Ihr dichtes, widerspenstiges Haar wurde von einem Lederband zurückgehalten; dennoch hatten sich ein paar dicke Strähnen bereits wieder gelöst und umschmeichelten ihr kleines Gesicht. Er stand auf und bedeutete ihr, sich zu seiner Rechten niederzulassen.
    »Dieser Platz steht mir nicht zu!«, protestierte Maldie leise, bevor sie zögernd Platz nahm. »Ich sollte nicht auf der Estrade sitzen, denn ich habe weder einen Titel noch angestammte Rechte.«
    »Du hast Nigels Leben gerettet«, erwiderte er und wies einen Pagen an, ihr Wein einzuschenken. »Dafür hast du einen Ehrenplatz verdient, den kein Titel und keine schwere Börse rechtfertigen könnten.«
    »Er war verwundet, und ich besitze die Gabe, Menschen zu heilen.« Sie zuckte die Schultern. »Jeder hätte sich so verhalten.«
    »Nicht jeder.« Er bemühte sich, nicht allzu auffällig auf den Riesenberg Essen zu starren, den sie auf ihren Teller häufte. Offenbar hatte sie ihre schlanke Figur nicht mangelndem Appetit zu verdanken. »Du hast dich mit ganzer Kraft für ihn eingesetzt und bist stets freundlich und geduldig gewesen, ohne den geringsten Lohn dafür zu verlangen.«
    »Ich habe ein weiches Bett, ein Dach über dem Kopf und so viel zu essen, wie ich mir wünsche. Das reicht völlig.«
    Er schaute ihr stumm beim Essen zu. Einerseits belustigte es ihn, dass eine solch kleine Frau so viel essen konnte, andererseits tat es ihm weh. In ihrer Art zu essen entdeckte er eine gewisse Gier und Hast. Es war klar, dass sie viel zu oft eine ordentliche Mahlzeit hatte entbehren müssen. Wie oft sie hungrig ins Bett gehen musste, wollte er lieber nicht wissen. Bislang hatte er kaum einen Gedanken daran verschwendet, wie schwer das Leben für Menschen sein musste, die nicht so begütert waren wie er. Manchmal war er stolz darauf gewesen, wie gut er sich um die Menschen in Donncoill kümmerte, und außerdem hatte er hier und da Almosen an die Allerärmsten verteilt. Aber er hatte sich nie bemüht, diese Großzügigkeit auf andere auszudehnen. Jetzt schämte er sich, wenn er daran dachte, dass Menschen wie Maldie leiden mussten, weil niemand ihnen beistand. Er wusste zwar, dass ihm solche Gedanken nur wegen seiner Gefühle für Maldie kamen, aber er nahm sich fest vor, von nun an den Nöten seiner Mitmenschen gegenüber nicht mehr so blind zu sein.
    »Vielleicht hättest du gern ein neues Kleid?«, schlug er vor. Doch sogleich krümmte er sich unter dem scheelen Blick, den er dafür einfing. Er hätte seine Worte sorgfältiger wägen sollen; es war klar, dass er Maldie soeben beleidigt hatte.
    »Wenn dir mein Gewand zu ärmlich vorkommt, kann ich ja in meiner Kammer speisen«, entgegnete sie mit einer Kälte, über die sie selbst verwundert war. Falls das, was er eben gesagt hatte, überhaupt eine Beleidigung war, dann doch nur eine ganz kleine. Aber schon die geringste Andeutung, dass Balfour etwas an ihrer Kleidung auszusetzen hatte, traf sie bis ins Mark.
    »Es ist ein hübsches Kleid, und es steht dir ganz ausgezeichnet«, beeilte sich Balfour zu sagen. »Ich finde, du bist zu schnell eingeschnappt. Du siehst Beleidigungen, wo gar keine sind. Ich habe meine Worte nur ungeschickt gewählt. Und ich glaube, dass du klug genug bist zu wissen, dass es nur eine freundliche Lüge wäre, wenn ich behaupten würde, dein Kleid sei das schönste, das ich je gesehen habe.

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