Das Schicksal des Highlanders
sie zu trösten und seine barschen Worte zurückzunehmen.
»Glaubst du etwa, ich helfe Beaton? Vielleicht hat es ihm ja Grizel erzählt?«
»Grizel ist seit zwei Wochen tot, und die Männer, die sie hatte treffen wollen, sind ebenfalls tot; von ihnen hat es Beaton also nicht erfahren können. Wenn Grizel es ihm früher gesagt hätte, wäre Malcolm auch schon viel früher tot gewesen. Nein, es muss ein anderer gewesen sein.«
»Und du glaubst, dieser andere bin ich«, flüsterte sie heiser. Der Kloß in ihrem Hals machte es ihr fast unmöglich, einen Ton herauszubringen. Noch nie war sie so verletzt worden.
»Kannst du mich davon überzeugen, dass ich mich irre?«
Maldie wankte, seine Worte trafen sie wie ein Schwerthieb. Dabei hatte sie doch damit gerechnet, dass es einmal so weit kommen würde. Seit ihrer Ankunft in Donncoill hatte sie befürchtet, dass ihr Geheimnis, wer ihr Vater war, gelüftet würde. Sobald man herausgefunden hätte, dass sie Beatons Tochter war, würde man ihr natürlich mit Misstrauen begegnen. Doch Balfours Vorwurf kam aus heiterem Himmel, ohne dass er etwas über ihren Vater wusste.
Dass sie keine Murray war, genügte offenbar, um sie zu verdächtigen. Grizels Verrat hatte wohl nicht gereicht, um zu zeigen, dass auch ein Angehöriger des eigenen Clans sich gegen sie wenden konnte. In Maldies Verletztheit mischten sich Wut und Empörung. Vielleicht hatte sie ja nicht alles über sich gesagt, was sie von ihr hatten hören wollen, aber das war doch wirklich noch lange kein Grund zu glauben, sie würde einen Mann in den Tod schicken!
»Mein Wort reicht dir also nicht?«
»Nein, damit kann ich mich leider nicht zufriedengeben.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Du hast dich mit Geheimnissen umgeben und erwartest von uns blindes Vertrauen. Wir wissen weder, wer du bist, noch, woher du gekommen bist, noch, was du auf der Straße zu suchen hattest. Dennoch möchtest du, dass wir glauben, du seist uns freundlich gesonnen.«
»Für dich war ich mehr als nur ein Freund!« Es erfüllte sie mit Genugtuung, dass er errötete. Immerhin hatte er noch Zweifel an ihrer Schuld und fühlte sich unwohl bei dem, was er ihr unterstellte.
»Siehst du denn nicht ein, dass du verdächtig wirkst?«
»Ist Leidenschaft denn ein Verbrechen?«
»Maldie, erzähl mir etwas, irgendetwas über dich, was nachgeprüft werden kann!«
»Warum sollte ich?«
»Warum weigerst du dich?«
»Wer ich bin, geht dich nichts an, und auch nicht, woher ich gekommen bin oder wohin ich gehe, oder sonst etwas über mich. Du willst von mir einen Beweis, dass ich keine Spionin bin? Und wo ist dein Beweis, dass ich eine bin?«
Balfour wurde wieder zornig. Ihre Sturheit ärgerte ihn. War seine Bitte denn so schwer zu erfüllen? Er wollte doch nichts weiter als ein paar Auskünfte – Auskünfte, die die meisten Menschen ohne Zögern erteilen würden. In Donncoill wusste man nur, dass sie eine kundige Heilerin war, dass ihre Mutter tot und sie ein uneheliches Kind war und dass sie ihre Verwandten suchte. Dafür, dass sie nun schon geraume Zeit mit ihm zusammen war, war das herzlich wenig.
»Verstehst du denn nicht, warum ich das tue? Ich führe Krieg. Mein Bruder wird von meinem Feind festgehalten. Ich kann es mir nicht leisten, jemandem zu vertrauen, nur weil er behauptet, er sei unschuldig. Ich brauche mehr, Maldie, sonst muss ich dich wie die Feindin behandeln, die du durchaus sein könntest.«
»Dann schlage ich vor, du hörst auf, mir etwas vorzuwerfen, was ich nicht getan habe, und spürst den wahren Verräter auf!«
»Wie du willst. Dann darfst du deine Gemächer nur noch verlassen, wenn du dich um Nigel kümmerst.«
»Bist du dir sicher, dass du deinen geliebten Bruder einer Handlangerin Beatons ausliefern willst?«
»Du hattest schon genügend Gelegenheit, ihm Schaden zuzufügen. Nigel mag zwar noch nicht stark genug sein, in einer Schlacht zu kämpfen, aber gegen eine schwache Frau kann er sich bestimmt schon wehren. Vielleicht bringt dich die Zeit, die du allein verbringen musst, zu der Einsicht, dass es dir wenig hilft, dich hinter deinem Stolz zu verstecken. Ein paar Brocken Wahrheit sind kein sehr hoher Preis für die Freiheit.«
Er ging hinaus und verriegelte die Tür von außen. Der Streit hatte ihn traurig und wütend gemacht – und verwirrt. Anfangs hatte Maldie sehr betroffen gewirkt, dann aber war sie zornig geworden. Das deutete auf ihre Unschuld hin. Aber sie hatte nichts zu ihrer Verteidigung
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