Das Schicksal des Highlanders
Beaton denkt, er hat den Bastard seiner Frau geraubt und muss der Welt nun eine Lüge auftischen. Tatsächlich aber hat er das einzige legitime Kind, das er gezeugt hat, zurückgeholt.«
»Ja, im Moment kann ich daran nichts komisch finden. Ich wollte nie sein Sohn sein. Der Mann ist ein Schwein, ein grausamer, herzloser Schuft! Er will mich in denselben niederträchtigen Mann verwandeln, der er ist.«
»Du wirst nie wie er werden.«
»Wer weiß? Wenn er mich noch einmal dazu zwingt, einen Mann so grausam sterben zu sehen wie Malcolm, kann es passieren, dass ich durchdrehe und so werde wie er.«
Entsetzt und voller Mitgefühl legte Maldie den Arm um den Knaben. Sie hatte von dem Foltertod gehört, den Balfours Mann Malcolm erlitten hatte. Einen jungen Burschen zu zwingen, bei so etwas zuzuschauen, war wirklich grausam. Vielleicht hatte Eric recht damit, dass Beaton ihn in einen ebenso niederträchtigen Mann wie sich selbst verwandeln wollte. Wie oft musste man einen Jungen einem solchen Horror aussetzen, ehe er sich zu verändern begann? Ehe er begann, diese besondere Art kalter Herzlosigkeit zu entwickeln, die Beaton in sich selbst vervollkommnet hatte?
»Ich muss Balfour und Nigel die Wahrheit sagen«, meinte Eric. Schwer seufzend sank er gegen die feuchte Steinwand ihrer Zelle.
»Nein, nicht unbedingt«, erwiderte sie. Sie respektierte zwar seine Ehrlichkeit, war aber im Zweifel, ob er sich des Schmerzes bewusst war, den sie verursachen konnte.
»Ich muss es tun. Wenn ich das Geheimnis für mich behielte, könnte ich ihnen nicht mehr in die Augen blicken. Ich wünschte, ich könnte ihnen diese Nachricht zukommen lassen, bevor sie das Leben auch nur eines Murrays riskieren, um mich zu retten. Es ist nicht richtig, dass auch nur ein Murray bei dem Versuch stirbt, mich vor Beaton, meinem eigenen Vater, zu retten.«
»Sie würden dich trotzdem retten wollen«, sagte sie, aber sein rasches, bitteres Lächeln zeigte ihr, dass er den Zweifel in ihrer Stimme gehört hatte. »Jedenfalls glaube ich nicht, dass sie dir das vorhalten würden. Aber wenn ich bedenke, wie lange die Fehde schon währt und wie tief der Hass reicht, dann gerät mein Vertrauen ins Wanken. Tut mir leid.«
»Warum? Es ist wahr. Man sollte sich niemals für die Wahrheit entschuldigen.«
»Oh doch, das sollte man, falls diese Wahrheit jemanden verletzt. Deine Aufrichtigkeit ist bewundernswert, aber du wirst bald lernen, dass nicht jeder die Wahrheit hören will. Die einen werden durch sie verärgert, andere verletzt. Man sollte nicht lügen, aber vielleicht auch nicht immer so schnell mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Gut, im Moment wird es dir nicht allzu viel nützen – aber falls die Murrays nicht weiter schauen können als zu dem Blut in deinen Adern, hast du immer noch mich. Wir sind Bruder und Schwester.«
Er lachte kurz und schüttelte den Kopf. »Ach, sicher, das mag helfen, aber du wirst morgen sterben.« Dann stöhnte er auf und packte ihre Hand. »Heiliger Jesus, es tut mir so leid! Ich habe mir von meinem Schmerz den Verstand rauben lassen. So etwas Grausames hätte ich niemals sagen dürfen!«
»Schon gut.« Sie atmete tief ein, um die plötzliche Angstattacke abzuwehren, die seine Worte ausgelöst hatten. »Ich habe nicht vor, mein Leben an Beatons Galgen auszuhauchen.«
»Hast du einen Fluchtplan?«
»Nein. Ich hatte einen, ehe ich hier eingekerkert wurde, aber jetzt muss ich mir etwas Neues ausdenken.«
»Ich möchte nicht überheblich klingen, aber falls es hier einen Weg nach draußen gäbe, hätte ich ihn unterdessen gefunden.«
»Vielleicht. Aber ich habe mich auch aus einem verschlossenen, streng bewachten Raum in Donncoill befreit. Ich bin hinausgegangen und durch die Burg zu den Toren gelaufen, ohne dass eine Menschenseele mich aufgehalten hätte. Mir fällt bestimmt auch jetzt etwas ein, um uns rauszubringen. Das größte Hindernis ist diese verschlossene Tür.«
»Dabei sind natürlich auch die vielen gut bewaffneten Männer zwischen uns und der Freiheit zu bedenken.«
»Natürlich.«
»Darf ich fragen, warum mein Bruder dich in einen verschlossenen und bewachten Raum stecken ließ?«
»Nur zu.«
Er grinste kurz. »Aber du wirst mir nicht antworten, oder? Wie wär’s mit einer einfacheren Frage – wie heißt du?«
»Maldie Kirkcaldy«, sagte eine raue Stimme, bei der Maldie erschauerte. Sie schlang die Arme um Eric, unsicher, ob sie ihn schützen oder sich beruhigen wollte, denn sie schauten beide
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