Das Schicksal des Highlanders
sein, um an so etwas auch nur zu denken.«
»Sie war es«, sagte Maldie leise, betrübt durch die Wahrheit seiner Worte. »Solange ich mich erinnern kann, sagte sie mir, dass ich die Schande tilgen sollte, mit der er ihren Namen befleckt hatte.«
»Sie hat Euch aufgezogen, diesen Mann zu töten?«
Maldie verzog das Gesicht. Der Junge wollte nicht respektlos sein. Er sprach mit dem freimütigen, manchmal schmerzhaften Ernst des Kindes, das er noch war. Doch seine direkten Fragen gingen ihr im Kopf um und verlangten nach einer Antwort. Und die, die sich herausbildete, machte ihr schwer zu schaffen.
Er hatte recht. Mit einer einfachen Frage hatte er die Wahrheit zum Vorschein gebracht, die sie so hartnäckig verdrängt hatte. Doch nun, während sie in einem Dubhlinner Verlies auf ihre Hinrichtung wartete, hatte sie nicht mehr den Willen noch die Kraft dazu. Ihre Mutter hatte sie vom Tag ihrer Geburt an dazu erzogen, das Schwert ihrer Rache zu sein, das selbst zu führen sie zu feige war. Es wäre tröstlich zu glauben, dass Margaret Kirkcaldy nie über die Folgen ihres Tuns und die Gefahr nachgedacht hatte, in die sie ihr einziges Kind brachte, aber noch nicht einmal das konnte sich Maldie länger einreden. Ihre Mutter war so vom Hass auf Beaton zerfressen gewesen, dass sie es einfach nicht gekümmert hatte, was mit ihrer Tochter geschehen würde, wenn nur Beaton seine Strafe erhielt. Ob ihre Tochter scheiterte und starb oder erfolgreich sein und ihre Seele für immer mit der Sünde beschmutzen würde, den eigenen Vater getötet zu haben, spielte für die Frau keine Rolle.
»Ja«, flüsterte sie, zu verletzt, um zu weinen. »Sie hat mich aufgezogen, um diesen Mann zu töten.«
»Es tut mir leid«, sagte Eric sanft und legte seine langgliedrige Hand auf ihre Schulter. »Ich wollte nicht von Dingen sprechen, die Euch verletzen.«
»Du hast mich nicht verletzt, mein Junge, das hat meine Mutter getan. Im Moment leide ich am meisten unter der Tatsache, dass ich zu schwach und dem Tod zu nahe bin, um mich selbst weiter zu belügen. In meinem Herzen wusste ich es schon lange, ich war nur sehr gut darin, es zu übersehen. Und vielleicht sehnte ich mich auch danach, Beaton zu töten, weil er mich bei ihr zurückgelassen hat oder weil ich ihn für das verantwortlich machte, was aus ihr geworden ist. Schon allein dafür« – sie zwang sich, ihn anzulächeln – »hat er den Tod verdient.«
Eric grinste, dann zupfte er an der zerrissenen Rückseite ihres Gewandes.
»Ihr habt stark gekämpft, oder?«
»Nicht stark genug.«
Sie spürte es, als er das Mal auf ihrem Rücken sah, dessen Form und Größe unter dem zerrissenen Gewand auch in dem Dämmerlicht zu erkennen waren. Er verspannte sich, dann erschauderte er. Maldie seufzte, denn nun würde die Wahrheit ans Licht kommen. So wie sie Eric einschätzte, war er zu schlau, um die Bedeutung eines gemeinsamen Mals nicht zu verstehen.
»Du hast auch so eines, oder?«, fragte sie mitfühlend.
»Ja. Ich dachte immer, es sei von meiner Mutter.«
Sie merkte an seiner unsicheren Stimme, dass ihn die Wahrheit hart ankam. Welcher vernünftige Mensch wünschte sich schon zu entdecken, dass er der Sohn eines Mannes wie Beaton war und nicht aus dem Clan stammte, der ihn sein ganzes kurzes Leben lang liebevoll unterstützt hatte? Maldie nahm seine Hand. Sie wusste, dass er mit seinen aufsteigenden Tränen kämpfte, und wünschte, ihr würde etwas einfallen, was seinen Kummer linderte.
»Es tut mir leid!«
»Ich wäre viel lieber ein Murray«, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme.
»Das kannst du immer noch sein. Sie brauchen es nicht zu erfahren. Nur ein einziger Mensch hat mein Mal gesehen, und der konnte sich nicht erinnern, wo er es schon einmal gesehen hatte; er wusste nur, dass es ihm bekannt vorkam. Also besteht die Chance, dein Geheimnis zu hüten. Besonders, wenn diese Person niemals erfährt, wer ich wirklich bin.«
»Und diese Person ist wohl mein Bruder Nigel, oder?«
»Nein, nicht Nigel, sondern Balfour,« murrte sie und runzelte die Stirn, als er sich überrascht zeigte. »Weißt Du, Balfour sieht gar nicht so übel aus.«
»Das stimmt, nur merken es die Mädchen oft nicht.« Er seufzte und vergrub einen Moment lang sein Gesicht in den Händen. »Natürlich ist er jetzt nicht mehr wirklich mein Bruder.«
»Nein. Wahrscheinlich ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, es zu erwähnen, denn es ist zu früh für dich, die Ironie des Ganzen zu verstehen – aber
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