Das Schicksal des Highlanders
bald schaffe.«
»Hab Vertrauen zu deiner neuen Schwester, Eric«, murmelte sie und beobachtete, wie ein Wächter sich vor der Zelle niederließ. »Ich bin nicht standesgemäß wie du erzogen worden, und deshalb habe ich immer ein Paar Asse in meinem zerlumpten Ärmel.« – »Kann ich helfen?«
»Oh ja, du kannst darum beten, dass mir etwas Schlaues einfällt, oder darum, dass deine Brüder denken, jetzt wäre ein günstiger Zeitpunkt, um dich zu retten.«
17
»Markttage in Dubhlinn ziehen enorm viele Menschen an«, bemerkte Balfour und betrachtete die bevölkerten Straßen des Ortes, während er sorgfältig das Schwert unter seinem Umhang richtete.
Sie hatten Donncoill vor Sonnenaufgang verlassen und Dubhlinn erreicht, bevor die Sonne die letzten Morgennebel vollständig aufgelöst hatte. Balfour war voller Sorge, ob der harte, schnelle Marsch seine Männer für die Schlacht zu sehr erschöpft hatte. Aber sie waren noch genauso begierig wie er, Beaton die Beleidigung ihrer letzten Niederlage heimzuzahlen. Nigel wartete mit einer großen Anzahl Männer in den Hügeln außerhalb Dubhlinns auf das Signal zum Angriff und arbeitete sich langsam vor. Eine andere Gruppe streunte verkleidet umher, ohne dass ihr Clan oder ihre Absicht zu erkennen waren. Sie sollten in kleinen Gruppen ankommen, sich unter die Dorfbewohner und Reisenden mischen, um keinen Argwohn zu erregen. Dann sollten sie sich langsam zu den Verteidigungsanlagen vorarbeiten, bis sie zahlreich genug waren, um die Tore einzunehmen. Sobald die Tore besetzt waren, würde der Rest seiner Männer herbeieilen und Beatons Herrschaft ein rasches, blutiges Ende bereiten. Bis jetzt lief alles nach Plan, und Balfour hoffte, dass das Glück ihnen hold blieb.
»Ja, es ist ein wohlhabender, emsiger Marktflecken«, stimmte Douglas zu und trat an Balfours linke Seite. »Dubhlinns Äcker und Weiden tragen reich.«
»Trotzdem schauen die Leute nicht rund und zufrieden aus.«
»Nun, ich habe auch nicht gesagt, dass dieser Mistkerl teilt, oder?«, sagte Douglas gedehnt. Er runzelte die Stirn und zeigte auf eine alte Frau, die mit einer jüngeren Frau und einem Knaben an ihrer Seite zwischen den Marktbuden umherging. »Das ist die alte Witwe, bei der Maldie wohnte. Ich glaube, sie wird den Tod ihres Lairds nicht allzu lang beklagen, denn es waren seine Bluthunde, die ihren verkrüppelten Mann umgebracht haben.«
»Vielleicht sollten wir nicht zu voreilig von Beatons bevorstehendem Tod sprechen«, murmelte James zur Rechten Balfours, besorgt die Menge beobachtend, die sich durch die Gassen wälzte.
»Ja, wir sollten uns einfach die Straße weiter zur Burg hinaufschleichen«, stimmte Balfour zu. »Kannst du sehen, ob unsere Männer schon näher an den offenen Toren sind?«
»Nein«, erwiderte James schwach lächelnd. »Und das ist gut so, denn wenn wir sie sehen könnten, dann würde einer von Beatons Männern das wahrscheinlich auch können.«
»Natürlich.« Kopfschüttelnd lachte Balfour leise. »Ich bin aufgeregter als ein Knappe, der mit seinem Laird das erste Mal in die Schlacht zieht.«
Bevor James antworten konnte, blieb Balfour wie versteinert stehen. Auf einer kleinen Erhebung am Ende des Städtchens war der Galgen zu sehen. Wenn er nicht erfolgreich war, würde Maldie bald dort hängen. Balfour musste tief durchatmen, um dem Drang zu widerstehen, das Gerüst sofort niederzureißen.
Seit Douglas ihm von ihrem Schicksal berichtet hatte, quälte ihn der Gedanke an die Gefahr, in der Maldie schwebte. Er fragte sich immer wieder, ob er nicht an allem schuld war: dass sie hier war, Beaton angegriffen hatte und schließlich zum Tode verurteilt worden war. Nichts, was Nigel oder James sagten, nahm ihm seine Furcht. Keiner der beiden konnte ihm Maldies Verhalten befriedigend erklären und ihm das Gefühl geben, frei von Schuld zu sein. Balfour konnte es nur so deuten, dass sie damit ihre Unschuld hatte beweisen wollen. Er wusste zwar, dass er alles in seiner Macht Stehende tat, um sie aus Beatons Griff zu entwinden, aber das reichte nicht, um seine Schuldgefühle zu lindern. Diese Last würde erst von ihm genommen, wenn Maldie ihm verziehen hatte.
»Kommt, mein Bester«, beruhigte James Balfour und lenkte ihn Richtung Burg. »Wenn wir alle einen klaren Kopf behalten, wird das Mädchen diesem Schicksal entgehen.«
»Ich weiß. Es wäre verrückt, den Galgen niederzureißen. Es würde uns verraten und Maldies Leben nur um wenige Tage verlängern – wahrscheinlich
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