Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
deinem besonderen Ehrentag unternehmen?«
    »Nach dem College heimkommen und den Weltrekord im Auf-der-Couch-Sitzen und Top-Chef -Episoden-Sehen brechen?«
    Mom griff über mir ins Regal und nahm Bluie heraus, meinen alten blauen Teddybären, den ich hatte, seit … es erlaubt war, seine Freunde nach ihrer Hautfarbe zu benennen.
    »Willst du mit Kaitlyn oder Matt oder Monica ins Kino gehen?« Kaitlyn, Matt und Monica waren meine Freunde.
    Keine schlechte Idee. »Gut«, sagte ich. »Ich frage Kaitlyn, ob sie Lust hat, nach der Schule mit mir ins Einkaufszentrum zu gehen oder so was.«
    Mom lächelte und drückte den Bären an sich. »Ist es noch cool, im Einkaufszentrum abzuhängen?«, fragte sie.
    »Voller Stolz kann ich behaupten, dass ich keine Ahnung habe, was cool ist«, antwortete ich.
     
    Ich schickte eine SMS an Kaitlyn, duschte, zog mich an, und dann fuhr Mom mich zum College. Ich hatte Amerikanische Literatur, eine Vorlesung über Frederick Douglass vor einem weitgehend leeren Hörsaal, und es war außerordentlich schwierig, wach zu bleiben. Nach vierzig Minuten der neunzigminütigen Vorlesung antwortete Kaitlyn.
    Superduper. Herzlichen Glückwunsch zum halben Geburtstag. Castleton um 15:32?
    Kaitlyns außerschulisches Leben war derart ausgefüllt, dass sie es auf die Minute timen musste.
    Klingt gut. Ich warte im Café, antwortete ich.
    Mom fuhr mich direkt von der Schule zu der Buchhandlung, die zur Mall gehörte, wo ich Mitternachtsdämmerung und Requiem für Mayhem erstand, die ersten beiden Fortsetzungen von Preis der Morgenröte , und dann ging ich zum riesigen Food-Court des Einkaufszentrums und kaufte mir eine Cola light. Es war 15:21 Uhr.
    Beim Lesen sah ich den spielenden Kindern auf dem Piratenschiff-Spielplatz zu. Es gab da einen Tunnel, durch den zwei Kinder immer wieder krabbelten, ohne die Lust daran zu verlieren, was mich an Augustus Waters und seine existenziell belasteten Freiwürfe erinnerte.
    Mom war auch im Food-Court. Sie saß allein in einer Ecke und dachte wahrscheinlich, ich könnte sie nicht sehen, wie sie ein Philadelphia-Cheese-Steak-Sandwich aß und irgendwelche Papiere las. Versicherungskram vermutlich. Der Papierkrieg war endlos.
    Pünktlich um 15:32 Uhr entdeckte ich Kaitlyn, die selbstbewusst am Wok-House vorbeimarschiert kam. Als ich die Hand hob, ließ sie ihre sehr weißen und frisch gerichteten Zähne aufblitzen und steuerte auf mich zu.
    Sie trug einen perfekt sitzenden, anthrazitgrauen, knielangen Mantel und eine Sonnenbrille, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Dann schob sie die Sonnenbrille hoch und beugte sich vor, um mich zu umarmen.
    »Darling«, sagte sie mit einem leichten britischen Akzent. »Wie geht es dir?« Niemand fand ihren Akzent aufgesetzt oder merkwürdig. Kaitlyn war eben eine überaus kultivierte fünfundzwanzigjährige Britin, die zufällig im Körper eines sechzehnjährigen Mädchens aus Indianapolis steckte. Es wurde von allen akzeptiert.
    »Mir geht es gut. Wie geht es dir?«
    »Ach, ich weiß es gar nicht mehr. Trinkst du Cola light?« Ich nickte und reichte ihr meine Cola. Sie trank einen Schluck durch den Strohhalm. »Ich wünschte wirklich, du wärst noch in der Schule. Ein paar der Jungs sind inzwischen richtig schnuckelig .«
    »Ach ja? Wer denn?«, fragte ich. Sie zählte die Namen von fünf Jungen auf, die schon in der Grundschule bei uns in der Klasse waren, doch ich hatte keinen mehr vor Augen.
    »Ich bin jetzt mit Derek Wellington zusammen«, sagte sie, »aber ich glaube nicht, dass es von Dauer ist. Er ist noch so ein Kind . Aber genug von mir. Was gibt es Neues im Hazelversum?«
    »Eigentlich nichts«, sagte ich.
    »Gesundheit so weit in Ordnung?«
    »Wie immer, schätze ich.«
    »Phalanxifor!«, rief sie begeistert und lächelte. »Das heißt, du kannst ewig leben, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht ewig«, sagte ich.
    »Aber theoretisch schon«, gab sie zurück. »Was gibt es sonst noch Neues?«
    Ich überlegte, ob ich ihr erzählen sollte, dass ich auch einen Freund hatte oder zumindest mit einem Jungen einen Film gesehen hatte, denn ich wusste, wie überrascht und beeindruckt sie davon wäre, dass jemand so Derangiertes und Unbeholfenes und Verkümmertes wie ich auch nur für kurze Zeit die Zuneigung eines Jungen auf sich ziehen könnte. Aber ich hatte nicht viel, womit ich angeben konnte, also zuckte ich nur die Schultern.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragte Kaitlyn und zeigte auf die Bücher.
    »Ach, das ist Science-Fiction.

Weitere Kostenlose Bücher