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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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die mich in die letzten paar Stunden führt, würde mir sehr helfen«, antwortete der Fluthändler.
    »Sie meinen zum Kopf der Nike, als er gestohlen wurde?«, wollte Rufus wissen.
    »Ja!« McPherson zog eine grüne Faser aus seiner Tasche. »Das ist das Stück Holzwolle, das ich vor meiner Hotelzimmertür gefunden habe. Mit diesem Fragment könnte es klappen. Sicher bin ich mir nicht, dass ich eine Flut herbeirufen kann, aber wenn, dann geht es nur hier. Sollte es mir nicht gelingen, eine Spur zu entdecken, werde ich draußen weitersuchen. Und zwar so lange, bis ich den Kopf der Nike wiedergefunden habe. Davor gebe ich keine Ruhe.«
    Verblüfft hörte Rufus dem Fluthändler zu. Er fragte sich schon seit Langem, ob man mithilfe eines beliebigen Fragments zu dem dazugehörigen Artefakt in die Vergangenheit gelangen konnte, auch wenn es nicht die Akademie gewesen war, die einem das Fragment in die Hände gespielt hatte. Deswegen trug Rufus ja die Locke seiner Mutter bei sich. Auch wenn seine Mutter natürlich kein Artefakt war, sondern ein Mensch. James McPhersons Idee war auf alle Fälle der erste konkrete Hinweis darauf, dass so etwas tatsächlich möglich sein könnte.
    Direktor Saurini seufzte. »Ja, James, versuchen Sie das! Zumindest können wir uns sicher sein, dass wir noch Zeit haben, den Diebstahl aufzuklären. Denn die Diebe müssen den Weg des Artefakts in die Welt ebenfalls gründlich vorbereiten. Und das dauert. Niemand würde einen plötzlich aus dem Nichts aufgetauchten Marmorkopf für den echten Kopf der Nike halten. Die Geschichte des Artefakts muss dunkel und verwoben sein und allen Nachprüfungen standhalten. Am Ende muss jeder sie glauben können, sonst bleibt der Kopf ein Stück Stein oder würde als gut gemachte Fälschung abgetan werden. Und damit wäre er auch für die Diebe wertlos. Da der Diebstahl offensichtlich gut geplant war, wird mit ziemlicher Sicherheit auch der weitere Weg des Kopfes bis zu seinem öffentlichen Auftauchen schon durchdacht worden sein.«
    »Das nehme ich auch an«, sagte James McPherson. »Die Zeit ist im Moment unser einziger Vorteil. Und nun sollten wir noch mal alles zusammentragen, was sich in der Akademie mit dem Kopf abgespielt hat.«
    »Rufus?« Direktor Saurini sah ihn ernst an. »Hast du mit irgendjemandem über den Kopf gesprochen? Wer kannte ihn?«
    Rufus überlegte. »Filine und No natürlich«, antwortete er. Dann fügte er hinzu: »Aber sie sind keine Verräter und sie wussten auch nicht, dass es der Kopf der Nike war.«
    Saurini schwieg einen Augenblick. Dann meinte er: »Ich werde sie vorerst nicht befragen, um keine unnötige Unruhe zu stiften. Gibt es sonst noch jemanden, der von dem Kopf gewusst haben könnte?«
    Rufus schüttelte den Kopf. »Beim Handel waren Meister McPherson und ich alleine. Und er war auch der Einzige, der den Namen Nike von Samothrake überhaupt ausgesprochen hat.«
    James McPherson nickte zustimmend. »Ja, daran erinnere ich mich auch.«
    »Und bei der Ausgabe der Artefakte?«, erkundigte sich Saurini.
    Rufus schluckte. »Coralia hat ihn mir gegeben. Sie hat an diesem Tag die Ausgabe geleitet. Und Bent und Anselm haben ihr dabei geholfen. Aber Coralia wusste ziemlich sicher nicht, woher der Kopf stammte und Bent und Anselm bestimmt auch nicht.«
    Wieder schwieg der Direktor und fuhr dann fort: »Fällt dir sonst noch irgendetwas ein?«
    Rufus dachte nach. »Nein, ich habe den Kopf nur Meister McPherson gegeben. Ich habe ihn nie wieder berührt und auch nicht über ihn geredet. Und dann kam ja unsere Flut …«
    »Stimmt«, murmelte Direktor Saurini. »Nun, wir werden in der nächsten Zeit wachsam sein müssen, sehr wachsam. Die Akademie hat im Laufe ihres Bestehens schon vielen Gefahren getrotzt, tun wir also alles dafür, dass es auch diesmal so sein wird.«
    »Sie fürchten um die Akademie?«, fragte Rufus entsetzt.
    »Ja, das tue ich. Wenn ein so wertvolles Artefakt verschwindet, ist das eine Gefahr für die Akademie, daran gibt es keinen Zweifel.«
    Rufus fröstelte unwillkürlich. Und plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Wenn jemand in der Akademie an der Sache beteiligt war, und so sah es ja fast aus, war es dann vielleicht doch Coralia, die in dieses Verbrechen verstrickt war? Sie hatte sich zwar so verhalten, als habe sie den Kopf nicht als das erkannt, was er war, andererseits hatte sie Rufus gegenüber erst vor Kurzem angedeutet, dass sich mit dem Verkauf von Artefakten viel Geld verdienen ließe. Und dann

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