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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Weise.

Der zornige Junge
    Als Rufus aus dem Tunnel kam, sah er vor sich No, Filine, Bent, Anselm und Oliver, die immer noch mit Meisterin Iggle im Unterricht waren. No berührte das Buch der Gebrüder Micheluzzi. Die übrigen hielten einander an den Schultern.
    Sie standen in einem alten Fischerboot, wandten Rufus den Rücken zu und deuteten aufgeregt vor sich. Gleichzeitig hörte Rufus hinter sich etwas heranrauschen. Es donnerte und dröhnte wie gewaltige Brecher, die sich an Felsen stießen. Wieder spritzte weiße Gischt um seinen Kopf.
    Rufus lief schneller. Gleich würde die Flut wieder da sein. Wenn er dann zu weit von den anderen weg war, würde das Wasser ihn packen, ohne dass er sich irgendwo festhalten konnte. Dann würde er die Flut verlieren. Er musste den Kahn und die anderen erreichen.
    Im selben Moment ließ No das Buch los und fuhr herum.
    Offenbar hatte er das Wasser ebenfalls gehört, obwohl er in einer Flut war.
    »Warum hast du das Buch losgelassen!?«, brüllte Bent. »Wir waren gerade auf der richtigen Spur.«
    »Weil ich was gehört habe!«, gab No laut zurück. Er erblickte Rufus.
    »Rufus!«, brüllte er aus Leibeskräften. Und sofort danach: »Flut! Da kommt eine Flut. Und was für eine!«
    Jetzt drehten sich auch die übrigen Lehrlinge um.
    Bent schüttelte den Kopf. »Ich kann da nichts sehen!«
    »Aber ich sehe und höre es!«, rief No. »Das ist eine andere Flut. Nicht die aus dem Buch.«
    Rufus rannte noch schneller.
    »Dahinten?«, fragte Filine und starrte an Rufus vorbei. »Ja, da flimmert etwas. Jetzt sehe ich es auch.«
    Anselm schrak zusammen. »Stimmt! Das klingt wahnsinnig laut, wie die Brandung an einer riesigen Steilklippe oder so.«
    »Ich höre es auch!« Meisterin Iggle lauschte erfreut. »Lehrlinge! Einer von euch hat eine Flut ausgelöst. Der Unterricht ist beendet. Konzentriert euch auf die unbekannte Flut und wendet an, was ihr eben gelernt habt.« Die Meisterin schlug das Buch der Gebrüder Micheluzzi zu und blickte zu Rufus, der bei den anderen angekommen war. »Viel Erfolg, meine Lieben!«
    Sie drehte sich um und sprang mit einem Satz, den Rufus ihr nicht zugetraut hätte, auf eine der Holzleitern an der Mauer. Flink stieg sie diese hinauf und kletterte über eine Balkonbrüstung in ein Haus.
    »Warum läuft sie denn weg?«, fragte Filine.
    »Offenbar hat sie was anderes zu tun, als sich mit uns in die Flut zu begeben«, erwiderte Bent. »Oder sie will wissen, wie wir damit fertigwerden.« Dann wurden seine Augen groß. »Leute, jetzt sehe ich es auch. Das ist aber kein endlos scheinendes Gewässer wie im Flutkundeunterricht.« Er zeigte in die Richtung, aus der Rufus gekommen war.
    Rufus drehte sich um. Unmittelbar hinter seinem Rücken ragten gewaltige Felsklippen in die Höhe. Sie glänzten dunkel und an ihren Füßen brachen sich tosende Wellen.
    »Raus aus dem Boot!«, brüllte Anselm. »Wenn wir hier drin bleiben, werden wir alle gegen die Felsen geschleudert! Das ist lebensgefährlich!«
    Rufus begriff, dass Anselm recht hatte. Rechts und links begannen die Häuser der Akademie zu verschwinden und das Kanalbett füllte sich rasch mit Wasser. Und dieses Wasser war schwarz und kalt.
    Rufus sah über sich. Dort erstreckte sich ein weiter Nachthimmel, an dem zwischen grauen Wolken ein paar Sterne blitzten.
    »Auf die Felsen!«, schrie Bent. »Wir müssen da hochklettern, bevor das Wasser uns erreicht.«
    »Aber wie kommen wir da hoch?« Filine deutete auf die Steine, die mit glitschigem Seetang und scharfkantigen Muscheln bedeckt waren.
    Hinter Filine hob Oliver eine Hand und winkte heftig.
    »Oliver!«, brüllte Rufus. »Er hat eine Idee.«
    Tatsächlich rannte der stumme Lehrling auf eine der Leitern zu. Er sprang auf die unterste Sprosse und kletterte nach oben.
    »Natürlich!«, rief No. »Solange die Flut noch nicht ganz da ist, kommen wir da hoch. Dafür sind die Leitern da, Leute! Nicht, um hier in die Häuser zu kommen, sondern um in einer Flut auf einem höheren Ausgangspunkt zu starten! Das ist hammergenial, los!«
    Er lief hinter Oliver her und stieg ebenfalls die Leiter hoch.
    Bent und Anselm, Filine und Rufus folgten ihm eilig und stiegen auf zwei daneben befindlichen Leitern nach oben.
    »Schneller, wir müssen höher!«, brüllte No. »Die Klippen sind haushoch!«
    Er hatte recht. Die Felsen überragten inzwischen jedes der Häuser der Akademie um einige Meter. Und noch war kein Ende abzusehen und das Meer schoss immer schneller heran.
    »Wo sind

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