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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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wir denn hier bloß gelandet?«, fragte Filine.
    »Keine Ahnung«, gab Rufus zurück. »Kannst du dir die Sterne merken wie bei der letzten Flut? Vielleicht hilft uns das später!«
    Filine schnaubte. »Ich mache doch jetzt nicht den Hans Guck-in-die-Luft, wenn wir gleich von einem Ozean verschlungen werden! Außerdem ist ja alles voller Wolken.« Sie kletterte weiter. »Diese Flut ist auf alle Fälle ganz anders als die beiden, die wir bisher erlebt haben. Zum Glück hatten wir das mit dem Wasser eben im Unterricht, sonst wären wir echt baden gegangen.«
    Eine donnernde Woge rollte heran. Rufus schmeckte Salz in der Luft und ein sehr kalter Wind traf sein Gesicht. Hastig fasste er nach der nächsten Sprosse. Doch plötzlich begann das Haus vor ihm zu verblassen, und wo eben noch die Leiter gewesen war, erhob sich jetzt nur noch schwarzer Fels.
    »Oh nein, die Flut hat uns eingeholt, auch hier oben. Wir müssen auf die Klippen!«, rief er Filine zu. »Spring sofort rüber!«
    Er stieß sich von der Holzleiter ab und sprang auf die Klippen, die jetzt einen halben Meter vor ihm aus der Dunkelheit aufragten. Hier oben waren sie trockener als weiter unten und seine Hände fanden Halt auf dem Stein.
    Unter ihnen schlugen mächtige Wellen an die unbekannte Küste. Sie blitzten schaumweiß auf dem schwarzen Meer auf und zogen sich gurgelnd wieder zurück.
    Rufus blickte sich um. Filine stand immer noch auf der Leiter und sah ihn ängstlich an. Rufus streckte die Hände aus.
    »Spring schon, Fili! Sonst fällst du ins Meer!«
    Filine stöhnte auf. Dann ließ sie die Leiter los, machte die Augen zu und sprang. Rufus packte sie an den Handgelenken und zog sie zu sich.
    »Du hast es geschafft!«
    »Danke!« Filine machte die Augen wieder auf. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Oliver, No, Anselm und Bent standen einige Meter über ihnen.
    Filine sah unsicher nach unten, wo die Gischt an den Felsen emporspritzte. »Wie hoch das ist! Und wo kommt diese Flut bloß auf einmal her?«
    »Es ist eine ganz normale Flut«, gab Rufus zurück. »Wir sind schließlich in der Akademie.«
    »Danke für deine nette Belehrung. Aber wir waren gerade mitten im Unterricht!«
    »Na, und? Warum sollte eine Flut nicht mitten im Unterricht anfangen?«
    »Na, ich habe jedenfalls nicht an mein Fragment gedacht.« Filine schüttelte den Kopf.
    »Das kann man sich nun mal nicht aussuchen, wann eine Flut anfängt«, meinte Rufus. »Und vor allem sollten wir jetzt lieber weitermachen, bevor sie wieder verschwindet!«
    Er drehte sich auf dem Felsstück, auf dem sie standen, um und sah nach oben. »Ich denke, wir sollten weiter hoch gehen. Unter uns kann ich nichts erkennen, was wie eine Spur aussieht.«
    Er hatte recht. Das Meer war bis auf die Schaumkronen pechschwarz. Der einzige Weg bestand offenbar darin, nach oben zu klettern. Doch als Rufus auf den Klippen nach einem Weg suchte, überfiel ihn ein unheimliches Gefühl. Mitten in der Nacht war ein solcher Aufstieg eine ziemlich riskante Sache.
    »Hierher!«, rief in diesem Moment Anselm über ihnen. »Ich bin ein guter Bergsteiger. Ich mache das in den Ferien oft mit meinen Eltern. Kommt mir nach!« Der rot gelockte Junge winkte Filine und Rufus zu. »Seht ihr diese Tritte da? Da müsst ihr rüberkommen. Los, nicht stehen bleiben! Wenn man auf so einem Felsen erst mal festklebt und sich nicht mehr weitertraut, dann ist es aus.«
    Rufus nickte. Er biss die Zähne zusammen und schielte zu Filine hinüber. Aber diese schien ihre anfängliche Furcht überwunden zu haben. Sie fasste nach dem nächsten Felsstück und trat auf den schmalen Vorsprung, den Anselm als Tritt bezeichnet hatte. Schritt für Schritt arbeitete sie sich zu den anderen vor.
    Rufus folgte ihr. Und wirklich erwies sich der Vorsprung als trittsicher und gangbar.
    Als sie bei den anderen ankamen, bemerkte Rufus, dass auch Oliver, Bent und No die Angst ins Gesicht geschrieben stand. Nur Anselm wirkte angesichts ihrer Lage überraschend selbstsicher.
    »Da lang geht es weiter!« Er zeigte auf einige leicht gestufte Felsen. »Ich gehe voraus und suche den Weg, vertraut mir. Steigt einfach genau da hin, wo ich die Füße hinsetze. Das ist keine schwierige Wand. Es ist nur etwas dunkel, aber wir werden es schaffen.« Er kletterte los.
    Nacheinander folgten ihm die anderen. Anselm hatte nicht übertrieben. Der Weg, den er aussuchte, ließ sich gut gehen. Trotzdem knurrte Bent unwirsch, als er auf einen losen Stein trat, der polternd in die Tiefe

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