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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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sprang.
    »Ein Seil wäre wirklich nicht schlecht!«
    »Wo sind wir denn nur, und was ist das für ein seltsamer Ort? Ich sehe überhaupt nichts, was nach Menschenwerk aussieht!«, rief Filine. »Meinem Gefühl nach sind wir irgendwo auf einer Art Insel mitten im Meer. Das verstehe ich nicht.«
    Doch in diesem Moment hielt Oliver sie an der Schulter fest und deutete über sich.
    Filine blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Rufus folgte ihrem Blick. Sie waren inzwischen bestimmt zwanzig Meter in die Höhe gestiegen. Doch über ihnen schien sich nur Dunkelheit auszubreiten. Plötzlich schob sich eine Wolke zur Seite, und im selben Moment sah Rufus, was Oliver meinte. Der stumme Junge hatte wahrhaftig scharfe Augen.
    Direkt über ihnen ragte eine gewaltige Mauer auf, die sich wie eine schwarze Krone oben auf den Felsklippen erhob.
    »Eine Mauer!«, rief Rufus. »Hier muss es Menschen geben. Das sind keine natürlichen Felsen.«
    »Ja!«, antwortete Bent aufgeregt. »Wenn man nur etwas mehr erkennen könnte!«
    Anselm erhöhte das Tempo und stieg schneller voran. Kurz darauf war er direkt unterhalb der Mauer angekommen und sah nach oben.
    »Diese Mauer ist wahnsinnig hoch. Hier kommen wir nicht einfach rüber. Aber sie ist eindeutig von Menschen gebaut.«
    No und Bent stießen zu ihm. Und wenig später standen auch Oliver, Filine und Rufus am Fuß der riesigen Mauer.
    Rufus ließ seinen Blick nach rechts und links über das Bauwerk gleiten. Die Mauer wirkte trotzig und stark und erstreckte sich, so weit er sehen konnte.
    »Die ist echt hammerhoch!«, meinte No. »Seht euch das nur an! Da wird einem schwindelig.«
    »Das sind bestimmt vierzig Meter!«, stimmte Anselm ihm zu. »Also, wo auch immer wir hier sind, da kommen wir niemals rüber.«
    Kaum hatte er das gesagt, trat Oliver auf die Mauer zu. Er hielt einen Stein in der Hand und benutzte ihn wie einen Stift, als er mit diesem ein großes Fragezeichen in die Wand kratzte.
    »Ja«, sagte Bent. »Das wissen wir auch! Wir wissen nicht, wo wir sind, und wie wir über die Mauer kommen sollen, erst recht nicht.«
    Doch Oliver schüttelte den Kopf und lächelte dabei. Er zeigte auf die Mauer und zuckte mit den Schultern. Dann tippte er sich mit dem Finger an die Schläfe.
    Filine lachte auf. »Du meinst nicht, wie wir da rüberkommen, sondern, warum diese Mauer hier ist, stimmt’s?«
    Oliver nickte.
    »Ach so!« No grinste. »Na klar, wieso steht hier plötzlich eine Riesenmauer in der Landschaft. Das ist wirklich die Frage. Die Mauer ist das erste Zeichen und wenn wir weiterkommen wollen, dann müssen wir das rausfinden! Also, was ist das hier eurer Meinung nach? Ich würde mal sagen, es ist eine Burg.«
    Gebannt sah Rufus auf die Mauer. Aber die Flut machte keine Anstalten, sich zu verändern oder den Lehrlingen einen tieferen Einblick zu gewähren.
    »Ein Gefängnis!«, rief Bent.
    No brach in Gelächter aus. »So einen Monsterknast gab es in der Vergangenheit garantiert nicht. Vielleicht gibt es so was mal in der Zukunft. Früher hat man die Leute doch wohl einfach umgebracht, versklavt oder in ein Verlies geworfen. Mann, wenn das hier eine Gefängnismauer wäre, dann höchstens für Dinosaurier oder so.«
    Er lachte noch immer, als Anselm plötzlich rief: »Die chinesische Mauer! Das war die größte Mauer der Welt.«
    Filine schob die Unterlippe vor und starrte die Steine an. »Nichts«, sagte sie nach einer Weile. »Schade, das war eine gute Idee. Was gibt es denn noch für berühmte Mauern?«
    »Die Berliner Mauer«, meinte Rufus. »Aber die war, glaube ich, nicht so hoch. Und Berlin liegt auch nicht am Meer. Außerdem ist das nicht so lange her.«
    »Okay.« Bent überlegte. »Da war noch die Hadriansmauer in England. Aber ich weiß nicht viel über sie.«
    »Aber ich«, sagte Filine. »Die haben die Römer gebaut. Sie war die nördlichste Grenze ihres Reichs.«
    Anselm sah sie skeptisch an.
    »Ich weiß das, weil wir in unserer letzten Flut bei den Kelten in England waren, und das war 61 nach Christus. Der Bau des Hadrianwalls begann fünfzehn Jahre später. Und er lag im Westen auch am Wasser. Ich weiß aber nicht, ob so dicht dran wie hier.«
    »Britannien?« meinte Rufus. »Kann es sein, dass uns schon wieder eine Flut zu den Römern und Kelten führt?«
    Er dachte an Aili und Brae, die beiden Königstöchter, die ihm in seiner Traumflut erschienen waren. Im selben Moment sprang Oliver zwischen die Lehrlinge, wedelte wild mit den Händen und zeigte in

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