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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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mit Büchern vollgestopft war und rief auf halber Höhe: »Keine Flut in Sicht?«
    »Nein«, gab Filine Auskunft. »Wir haben auch noch gar nicht weitergeforscht. Wir mussten erst einmal überlegen, ob wir sechs überhaupt eine Flutgruppe bilden wollen.«
    »Ach so?« Die Meisterin musterte die Lehrlinge.
    »Ja«, sagte Filine. »Wir waren uns da nicht sofort einig.«
    »Aber jetzt habt ihr euch doch dazu entschlossen, gemeinsam zu forschen?«
    »Genau!«, rief No. »Und wir haben auch schon ein Quartier gefunden, in dem wir arbeiten werden. Das rote Haus am Kanal.«
    Meisterin Iggle hob den Kopf. »Meister Otomos Haus? Er war der letzte Meister der Zirkuskünste, Akrobatik und Volkskünste. Dieses Fach hat nach ihm bis heute keinen Nachfolger gefunden und gehört zu den ausgestorbenen Fächern.«
    Interessiert hörte Rufus ihr zu. »Es gibt ausgestorbene Fächer?«
    Die Magistra Bibliothecaria nickte. »Die Akademie war früher um einiges größer als heute, es gab mehr Mitglieder. Deswegen stehen inzwischen auch so viele Gebäude leer, weil sie trotz der geringeren Zahl der Akademiker in ihrer alten Ausdehnung besteht. Aber vielleicht wird ja jemand von euch einmal Meister Otomos Nachfolger.«
    »Und wie wird man das?«, fragte Bent neugierig.
    »Na, indem man sich für ein Fach interessiert, wie sonst?!«, erwiderte die Magistra Bibliothecaria trocken. »Man kann alles erlernen, wenn man das will. Aber man muss sich eben zur Genüge damit beschäftigen. Das gilt übrigens auch für das Eidouranion. Es liegt nicht zuerst an der Begabung. Es liegt vor allem an der Hingabe.« Sie blitzte Bent aus ihren dunklen Augen an. »Nur Hingabe führt zur Meisterschaft. Hingabe und Übung! Und jetzt sucht euch die Bücher zusammen, die ihr braucht. Ich erwarte nachher eine Gruppe Lehrlinge, die etwas zum Thema antike Musikinstrumente sucht. Bis dahin sehe ich zu, dass keiner in eure Nähe kommt.«
    Meisterin Iggle holte ihnen sechs Rucksäcke aus einem Nebenraum, in denen sie ihre kostbare Fracht mitnehmen konnten. Eine knappe Stunde später hatten Rufus, Filine, No, Oliver, Anselm und Bent einige Bücherstapel zu den Themen, die sie erforschen wollten, zusammengetragen.
    Meisterin Iggle lächelte schmal. »Ja, diese Werke dürften euch eine Weile auf Trab halten. Wenn ihr dennoch etwas vergessen habt, schickt mir Minster für Nachbestellungen. Niemand kennt kürzere Wege durch die Akademie als sie. Und keine Sorge, sie kommt schon zu euch, wenn sie spürt, dass ihr sie ruft.«
    Die Magistra Bibliothecaria zwinkerte Rufus unbemerkt zu. Sie ahnte, dass zwischen ihm und der Bisamratte eine besondere Beziehung bestand.
    Auf dem Rückweg zu Meister Otomos Haus dachte Rufus darüber nach, was Meisterin Iggle gesagt hatte. Meister wurde man durch Hingabe und Übung. Und wenn er daran dachte, wie lange er selbst gebraucht hatte, bis er zum ersten Mal eine wirklich gute Zeichnung hinbekommen hatte, stimmte das ganz sicher.
    Was aber war mit den Traumfluten? Was hatten sie mit Hingabe und Üben zu tun, wenn man in ihnen Artefakte aus der Vergangenheit holen konnte, ohne sich wirklich mit ihnen beschäftigen zu müssen?
    Direktor Saurini hatte Rufus geraten, sich nicht zu sehr auf diesen Weg einzulassen, sondern die Gesetze der Akademie und ihre Fluten wie alle anderen Lehrlinge zu studieren. Er hatte ihn gewarnt, dass Traumfluten schon dazu geführt haben könnten, dass die Träumenden verrückt wurden.
    Und doch wusste Rufus, dass er trotz Saurinis Warnung die Traumfluten nicht einfach aufgeben würde. Etwas hielt ihn davon ab. Da war zum einen Coralia, die diese seltene Kunst offenbar sehr gut beherrschte und höchstwahrscheinlich bereit war, sie für ihre Pläne einzusetzen. Auch wenn Rufus nicht klar war, was sie wirklich beabsichtigte. Verrückt allerdings war Coralia gewiss nicht, eher kalt und berechnend. Und dann war da noch seine Mutter.
    Wenn sie wirklich mit Coralia zusammenarbeitete, spielten die Traumfluten ganz sicher eine Rolle dabei. Und deswegen durfte Rufus nicht aufhören, sich mit ihnen zu beschäftigen.
    Wenn es sein musste auch mit Hingabe und Übung.

Unheimliche Botschaft
    Die Nacht war bereits hereingebrochen, als die Lehrlinge zurück im Hause Meister Otomos waren.
    Sie suchten sich Plätze um zwei große Holztische in einem der Räume, legten die Bücher aus und zündeten einige Öllampen an.
    »Was wissen wir also?«, fragte Filine in die Runde.
    Noch einmal zählten sie sich gegenseitig auf, was sie alles

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