Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
begraben. Aber jetzt begriff er es. Sie hatte gesagt: »Ich nehme dich mit, Rufus, wenn du das willst. Denn dein Vater und ich, das geht nicht zusammen. Ab jetzt muss ich es alleine schaffen.«
    »Das kannst du ja, Mama«, hatte Rufus leise gesagt.
    »Denkst du?«
    Und er hatte geantwortet: »Ja, wie ein Ritter, der gegen einen Drachen kämpft.«
    Plötzlich hatte sie fast schluchzend aufgelacht. »Ich muss Geld verdienen. Und du und ich werden weniger zusammen sein als bisher.« Sie hatte ihn angesehen und dabei leise gesagt: »Ja, ich muss wohl eine Ritterin des Geldes werden.«
    Und Rufus hatte sie vor sich gesehen in einer glänzenden Rüstung aus strahlendem Gold und Silber, wie sie mit Drachen kämpfte, um sie beide zu beschützen.
    Danach hatte Rufus alleine in seinem Zimmer gesessen und auf seinen Vater gewartet. Aber der war nicht gekommen. Er war nie wieder aufgetaucht.
    Und seine Mutter war eine Ritterin des Geldes geworden.
    So, wie sie es gesagt hatte.
    Und er selbst war schuld daran. Denn er hatte Ja gesagt. So und nur so war es.
    Plötzlich fühlte sich Rufus wieder genauso schrecklich wie damals.
    Er wäre am liebsten aufgesprungen und zu Direktor Saurini gelaufen, um ihm zu sagen: »Meine Mutter hat damit nichts zu tun. Es ist alles meine Schuld!« Aber der Gedanke, was dann passieren würde, hielt ihn zurück.
    »Deine Mutter?«, würde Saurini verblüfft fragen. »Wieso denkst du das?«
    »Weil sie diese Ampulla gekauft hat, auf dem Flutmarkt. Und weil Coralia das alles eingefädelt hat und mich dazu bringen will, mit ihr gemeinsame Sache zu machen.«
    Aber das konnte er nicht.
    Er konnte nicht verraten, dass seine Mutter da mit drin steckte. Er musste dieses schreckliche Geheimnis bewahren und darauf hoffen, dass es ihm dank der Kräfte der Akademie gelingen würde, irgendwie alles wieder gutzumachen.
    Er musste es schaffen, seine Mutter in der Vergangenheit zu treffen. Vielleicht konnte er sie dort warnen, dass sie nicht so werden sollte, wie sie geworden war. Konnte ihr sagen, dass es falsch war, eine Ritterin des Geldes zu sein. Konnte sie davon abhalten, sich auf dunkle Geschäfte einzulassen … Und doch hatte sie das alles nur für ihn getan.
    Er würde ihr sagen müssen, dass sie das nicht zu tun brauchte.
    Rufus dachte fest an die Locke in seinem Beutel. Sie sollte ihn wie ein Fragment dorthin führen, wo er hoffte, das Schicksal ändern zu können. Es musste gehen. Denn irgendwie wollte es ja auch Meister McPherson mit der Faser Holzwolle versuchen, die die Diebe in seinem Hotel verloren hatten. Nur wie?
    Rufus wälzte sich unruhig auf die andere Seite.
    Die Geschichte meiner Mutter, dachte er. Ich muss an ihr forschen. Aber wie sollte er das anstellen? Seine Mutter war schließlich kein Artefakt, dessen Geschichte irgendwo in den Büchern der Akademie niedergelegt sein konnte.
    Die Geschichte seiner Mutter stand auf einem gänzlich anderen Blatt und sie hatte darüber hinaus auch noch mit ihm selbst zu tun.
    Plötzlich kamen Rufus Zweifel, ob es ihm je gelingen würde, sie in der Vergangenheit zu treffen. Dieser Gedanke machte ihn traurig und etwas mutlos, und er spürte, wie die Müdigkeit ihn wie ein schwarzes Tuch überfiel. Schweren Herzens ließ er den Kopf tief in das Kopfkissen sinken. Das tiefrote Holz des Bettes roch schwach nach Alter und Zeit.
    Und dann sagte plötzlich eine Stimme etwas direkt in sein Ohr.
    »Schläfst du?«
    Rufus schreckte zusammen.
    »Filine?«, fragte er. Doch aus ihrem Bett drang weiterhin nur das regelmäßige Atmen.
    »No?«, fragte Rufus etwas lauter.
    »Nein«, sagte im selben Moment eine andere Stimme direkt an seinem Ohr. Rufus fuhr herum. Aber da war niemand.
    »Gut!«, sagte da die erste Stimme. Sie klang erleichtert. »Jetzt können wir endlich reden. Ich glaube, dass alle schlafen. Auch bei Oliver brennt kein Licht mehr. Ich habe eben nachgesehen. Hab schon gedacht, der geht nie ins Bett.«
    »Okay«, antwortete die zweite Stimme. »Gut, dass wir ein Zimmer für uns haben, sonst könnten wir überhaupt nichts machen.«
    »Allerdings! Ich wollte ja sowieso gar nicht in die Flut. Ich sollte heute mein Zepter bekommen. Echt, wir sollten doch nur gucken, was Rufus in Flutkunde so alles kann. Und jetzt sitzen wir hier mit denen in einer Flut fest!«
    »Nun übertreib mal nicht«, erwiderte die zweite Stimme. »Dein Zepter bekommst du schon noch. Coralia hält, was sie verspricht! Und so schlecht ist die Flut nun wirklich nicht. Diese Stadt war doch

Weitere Kostenlose Bücher