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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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und unauffälliger kann man ein Artefakt nicht bekommen. Aber weißt du auch, Rufus, dass Coralias Eltern ebenfalls Mitglieder der Akademie sind?! Die Malenhagens sind eine alteingesessene, ehrenwerte Familie und verfügen über einigen Einfluss. Ich rate dir also, erst einmal herauszufinden, was genau der Grund dafür ist, dass sie dich beobachten lässt. Kein Lehrling der Akademie ist schließlich vor den normalen Irrungen und Wirrungen des Lebens geschützt, und vielleicht hat Coralia ja auch ein ganz anderes Interesse an dir …«
    »Was denn für ein anderes Interesse?«
    Meister McPherson schmunzelte. »Wie heißt es so schön? Gleich und gleich gesellt sich gern. Wenn Coralia wirklich die Gabe der Traumflut besitzt, eine seltene und nicht von allen geliebte Gabe, und wenn sie denkt, dass du diese auch haben könntest, dann möchte sie möglicherweise einfach einen Partner finden, mit dem sie zusammen träumen kann. Hat sie dir noch nie angeboten, mit ihr zusammen in eine Flut zu gehen?«
    »Doch«, sagte Rufus. »Sie hat mal so eine Wette vorgeschlagen. Und weil ich gewonnen habe, darf ich jederzeit mit ihr in eine ihrer Fluten kommen.«
    »Hm!«, lächelte Meister McPherson. »Das ist eine großzügige Einladung. Nun, ich will nichts Falsches sagen, aber bevor du Coralia dunkler Machenschaften verdächtigst, denk auch einmal darüber nach, ob du nicht vielleicht eher ihr Favorit bist?!«
    »Ihr Favorit?«
    »Vielleicht mag sie dich einfach gerne!?«
    »Aber sie hat mich und die anderen in der ersten Flut total gemein reinzulegen versucht.«
    »Eifersucht und Verliebtheit liegen oft nah beieinander«, befand James McPherson. »Und da sie eine gute Akademikerin zu sein scheint und du dich in deinen bisherigen Fluten auch als klug und geschickt erwiesen hast, könnte es immerhin sein, dass sie …«
    Der Flutmarkthändler zögerte.
    »Sie meinen, dass sie in mich verliebt ist!« Rufus wurde rot.
    »Ja, auch wenn dir dieser Gedanke nicht unbedingt zu behagen scheint«, lächelte der Meister. »Er läge doch immerhin im Bereich des Möglichen.«
    Rufus schluckte. Natürlich konnte Meister McPherson recht haben. Coralia hatte immer wieder seine Nähe gesucht. Er schüttelte den Kopf. Und trotzdem musste das noch lange nicht heißen, dass sie nichts Schlimmes vorhatte. Aber was war, wenn sie wirklich in ihn verliebt war und jedes Mittel nutzte, um an ihn ranzukommen?
    »Meister McPherson«, sagte er laut. »Ich weiß nicht, was hinter Coralias Verhalten steckt. Aber ich werde es rausfinden. Und dazu habe ich noch eine Frage. Wie haben Sie es geschafft, mit dem Stück Holzwolle eine Flut heraufzubeschwören?«
    Der Meister lächelte. »Ich habe sie nicht herbeibeschworen, ich habe geforscht. Forschen ist der einzige Weg, eine Flut herbeizuführen.«
    »Aber Sie wussten doch alles über das Fragment? Es war einfach ein Stück Verpackungsmaterial, in dem der Kopf gelegen hatte. Was gab es denn da noch zu forschen?« Rufus starrte James McPherson an.
    »Viel, Rufus!«, antwortet der Meister. »Forschen heißt sich Fragen stellen! Ich habe mir jede erdenkliche Frage gestellt. Wie haben die, die das Stück Holzwolle vor meine Tür gebracht haben, dies getan? Klebte es an ihrem Schuh oder an den Händen? Wie sind sie eingedrungen? Wie haben sie den Kopf der Nike getragen? Warum ist die Holzwollefaser vom Rest der Holzwolle abgefallen? Woher hatten sie einen Hinweis? Was war ihr Motiv? Ich habe versucht, mir den Diebstahl in jeder Form auszumalen. Ich habe mir Fragen gestellt und mir dann die mir möglich scheinenden Antworten gesucht. Das gehört zum Forschen dazu. Stelle dir Fragen und suche die dazugehörigen Antworten. Und wenn du der Wahrheit nahe kommst, dann wird die Akademie dir helfen! Das geht mit jedem Fragment.«
    »Danke, Meister McPherson«, flüsterte Rufus. »Ich werde forschen. Aber was ist, wenn ich etwas herausfinde? Dann muss ich Ihnen doch mitteilen, was ich in Erfahrung gebracht habe. Nur, wie sollen wir uns erreichen, wenn Sie nicht wieder in die Akademie zurückkehren?«
    James McPherson überlegte. »Es gibt vielleicht eine Möglichkeit«, sagte er schließlich.
    Er deutete in die Tiefen des Tunnels.
    »Dieser Kanal führt zu einem alten Park. Der Park ist von einer hohen Mauer umgeben und seit Jahren verwildert. Außerdem ist er durch Hecken begrenzt und von der Straße aus nicht einzusehen. Niemand kennt ihn meines Wissens nach. Es ist ein Giardino segreto, ein geheimer Garten.«
    »Ein geheimer

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