Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
und ihm fiel auf, dass James McPherson einen langen Ledermantel trug. Der weiße Stock mit den blauen Mustern, den McPherson bei ihrer letzten Begegnung in der Hand gehalten hatte, stak aus dem Rucksack hervor.
    »Sie verlassen die Akademie?«, rief Rufus erschrocken.
    James McPherson nickte. »Ja. Ich tue es nicht gerne, aber ich muss es tun. Und außer dir, Direktor Saurini und einigen wenigen ausgewählten Meistern weiß auch niemand, dass ich überhaupt hier war. Ich habe die Akademie nicht durch den Haupteingang betreten, und ich werde sie diesmal auch nicht durch diesen verlassen können, sondern mich davonstehlen – fast wie ein Dieb.« Er lachte bitter auf. »Und ich werde nicht eher zurückkommen, bis ich den Kopf der Nike wiedergefunden habe.«
    »Haben Sie denn etwas über den Diebstahl herausgefunden?«
    Der Flutmarkthändler blickte ihn ernst an. »Es ist mir nicht gelungen zu entdecken, was wirklich mit dem Kopf der Nike geschehen ist. Aber ich bin jetzt ganz sicher, dass es eine Verbindung zwischen der Akademie und diesem Diebstahl gibt. Du entsinnst dich an das Stück Holzwolle, das ich gefunden habe?«
    Rufus nickte.
    »Ich konnte eine kurze Flut auslösen, einen Blick auf die Diebe erhaschen und einige Wortfetzen mitanhören. Allerdings konnte ich fast kein Wort verstehen.«
    »Trotz der Kräfte der Akademie?«, fragte Rufus verblüfft.
    »Ja, und das ist ein bedenkliches Zeichen«, erwiderte der Meister bedrückt. »Es war eine Geheimsprache mit Wörtern dazwischen, die wie Deutsch klangen. Aber dann habe ich etwas gesehen …« James McPherson fasste Rufus fest am Arm. »Es muss eine Verbindung von hier zu dieser Bande geben. Ich weiß nicht zu wem, das konnte ich nicht herausfinden, aber irgendjemand in der Akademie hat den Auftrag gegeben, den Kopf der Nike zu stehlen. Denn die Diebe haben in der Nacht des Diebstahls eindeutig nach mir gesucht. Sie hatten eine Zeichnung von mir und eine Zeichnung vom Kopf der Nike! Und beides konnte nur von hier stammen. Denn der Kopf der Nike ist vorher nie außerhalb der Akademie gewesen!«
    »Eine Zeichnung?!« Rufus stöhnte innerlich auf. »Was denn für eine Zeichnung?«
    »Es war eine Bleistiftzeichnung«, antwortete Meister McPherson.
    Rufus wurde fast schlecht. »Ich mache auch Bleistiftzeichnungen«, murmelte er nahezu unhörbar. »Wussten Sie das, Meister McPherson?«
    »Nein, aber wenn ich es gewusst hätte, hätte das nichts geändert. Nach allem, was ich über dich weiß, würde ich dich niemals verdächtigen. Du hast nicht die Gier eines Diebes in dir, Rufus. Oder die Not. Das weiß ich und das weiß Direktor Saurini. Also mach dir keine Sorgen. Diese Zeichnung kam aus der Akademie, aber nicht von dir.« Er lächelte sanft.
    »Es gibt also einen Verräter«, sagte Rufus leise. »Das steht jetzt fest!«
    »Ja, und wir müssen herausfinden, wer es ist und warum er das tut. Ich werde die Spur draußen verfolgen. Ich werde mich nach dieser Geheimsprache umhören, und ich werde die Bande finden! Das schwöre ich dir im Namen der Akademie. Und du musst dir ab heute klar darüber sein, dass die Akademie es mit einem Gegner oder Gegnern zu tun hat, die klug und mächtig sind. Sie haben es geschafft, den Kopf der Nike stehlen zu lassen. Sie haben die Welt da draußen in ihre Pläne eingebunden, obwohl keines der Mitglieder der Akademie diese während der Schulzeit verlässt! Sie haben also die Mittel, mit der Außenwelt zu kommunizieren, ohne dass jemand es merkt. Und wenn man bedenkt, dass es hier drin keine Telefone und Computer gibt, weil sie die Kräfte der Akademie beeinflussen würden, dann müssen sie es schon recht geschickt angestellt haben.«
    Rufus fiel die Brieftaube der letzten Nacht ein. Er zögerte kurz, aber dann sagte er: »Coralia hat eine Brieftaube und sie lässt mich von zwei anderen Lehrlingen beobachten. Sie will wissen, ob ich Traumfluten erlebe – so wie sie!«
    James McPherson runzelte die Stirn. »Das ist wirklich seltsam«, gab er zu. »Mit so einer Taube könnte man sicherlich Nachrichten aus der Akademie schmuggeln. Ich werde das überprüfen müssen. Danke für den Hinweis. Andererseits haben sich Lehrlinge innerhalb der Akademie schon immer gegenseitig Botschaften geschickt. Und was die Traumfluten angeht. Sie sind auf Dauer sehr selten. Viele Lehrlinge haben sie zu Beginn ihrer Zeit in der Akademie, aber dann vergehen sie. Wenn es jedoch wirklich um Gewinn geht, dann können die Traumfluten sehr nützlich sein. Schneller

Weitere Kostenlose Bücher