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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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denn los?«
    Die Bisamratte lief zur Tür und blieb auf der Schwelle stehen.
    »Wo willst du hin?«
    Statt einer Antwort verschwand Minster im Flur. Rufus befreite sich von der Bettdecke und folgte der Bisamratte. Als er im Flur ankam, stand sie vor einem kleinen Wandschrank und schien auf ihn zu warten. Doch als Rufus den nächsten Schritt machte, fauchte Minster ihn plötzlich an und kam auf ihn zugerannt.
    Erschrocken streckte Rufus die Hände vor sich.
    Minster sprang wie ein Hund an ihm hoch und schnappte nach seinem Beutel. Rufus wich zurück. Doch die Bisamratte ließ nicht locker. Sie sprang zurück auf den Boden, rannte einmal um Rufus herum und sprang dann wieder an seinen Beutel. Ihre scharfen Zähne blitzten in der Dunkelheit.
    »Was ist denn? Was willst du?«
    Rufus war inzwischen klar, dass sie sich keinesfalls in einer Traumflut befanden, denn der Flur in Meister Otomos Haus sah, genau wie das Zimmer auch, aus wie in den Stunden zuvor.
    Wieder sprang Minster an den Beutel und packte die Kordel, mit dem dieser zugezogen war.
    Rufus streckte die Hände aus und griff sich die Bisamratte. »Minster, was ist denn los? Willst du an den Beutel?«
    Minster fauchte leise.
    Rufus setzte sie ab und ließ sich neben sie sinken. Wollte sie ihm etwas an seinem Fragment zeigen? Kannte sie vielleicht eine Spur, die er übersehen hatte? Er öffnete den Beutel. Sofort steckte Minster den Kopf hinein und zog im nächsten Moment den Wendelring ein Stück ins Freie.
    »Was willst du denn mit dem Wendelring?«, flüsterte Rufus verblüfft.
    Die Bisamratte ließ sich nicht beirren. Sie zerrte den Goldreif ganz aus Rufus’ Beutel und sah den Lehrling dann abwartend an.
    Rufus legte die Hand auf den Ring. »Was soll das? Das geht niemand etwas an!«
    Doch Minster stemmte ihre Pfoten in den Teppich und zog den Wendelring zu dem kleinen Schrank. Rufus verstand jetzt gar nichts mehr.
    »Minster, was willst du?«
    Als Antwort stupste Minster mit der Schnauze gegen die Schranktür. Dann sah sie Rufus unverwandt an.
    Langsam stand er auf und tappte auf sie zu. »Warum hast du den Wendelring aus dem Beutel gezogen? Und was ist mit dem Schrank?«
    Wieder zischte Minster leise und stupste gegen den Schrank.
    Rufus griff nach der Schranktür und zog sie auf. Der Schrank war leer. Sofort sprang Minster auf den Wendelring, stieß ihn mit der Schnauze an und sprang weiter in den Schrank.
    Rufus begriff. »Ich soll den Ring in den Schrank legen?«
    Minster fauchte und sah Rufus an. Offenbar wollte sie wirklich, dass er den Wendelring in den Schrank legte. Aber wozu? Wobei störte der Wendelring denn? Rufus konnte sich das alles nicht erklären. Er schüttelte den Kopf, dann tat er, was die Bisamratte von ihm wollte, schloss leise die Schranktür und ging wieder zu Minster. »Bist du jetzt zufrieden?«
    Doch Minster wandte sich einfach um, durchquerte den Flur und führte ihn schließlich in Olivers Zimmer. Als Rufus eintrat, sah er den stummen Lehrling in einer Ecke auf einem Haufen Teppiche schlafen.
    Die Bisamratte lief schnurstracks weiter. Sie sprang auf das Fensterbrett und sah sich wieder zu Rufus um.
    »Da raus?«, flüsterte Rufus. »Minster, ich weiß nicht, was das alles soll, aber ich darf mich auf keinen Fall zu weit von den anderen entfernen!«
    Minster fauchte nur. Dann sprang sie vom Fensterbrett durch das offene Fenster auf die Leiter, die an der Außenwand von Meister Otomos Haus angebracht war.
    Rufus zögerte. Wenn er nur gewusst hätte, um was es hier ging. Plötzlich bekam er wieder Angst. Minster hatte ihm, seit er in der Akademie war, immer nur Gutes gewollt. Sie hatte ihm bei der Auswahl seines ersten Fragments geholfen und ihn in der Traumflut geführt. Sie war ein Wesen, dem Rufus zutiefst vertraute. Und doch lockte sie ihn jetzt von der Flutgruppe weg.
    Wollte sie, dass die Flut scheiterte? Wollte sie ihn auf diese Weise vor irgendetwas warnen? Wollte sie ihn dazu bringen, sich nicht weiter von Anselm und Bent beobachten zu lassen? Ging es darum? Aber warum hatte sie verlangt, dass er den Wendelring versteckte? Sollte er ihn vielleicht vor Anselm und Bent in Sicherheit bringen?
    Plötzlich war Rufus klar, dass er auf all diese Fragen nur eine Antwort finden würde, wenn er Minster vertraute. So schwer es ihm auch fiel. Kurz entschlossen stieg er auf das Fensterbrett und von dort auf die Leiter.
    Unter ihm kletterte Minster bereits geschickt Sprosse für Sprosse abwärts. Rufus folgte ihr. Dabei horchte er genau

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