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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Garten?«, fragte Rufus neugierig.
    »Ja, solche Gärten gab es im 15. und 16. Jahrhundert des Öfteren in Italien, deswegen auch der italienische Name. Sie dienten dem Rückzug reicher Hausbesitzer vom Alltagsgeschäft in das Reich der Natur. In der Akademie hat man ihn damals als Erinnerung an die italienischen Gründer Paolo und Giorgio Micheluzzi angelegt. Aber nun pass auf. Am Ende des Gartens steht ein achteckiges Vogelhaus, in dem früher einmal Pfauen gehalten wurden. Heutzutage aber betritt niemand mehr den Garten. Und von außen ist es auch sehr schwer, die Mauer zu überwinden. Außerdem ist der Tunnelausgang zusätzlich durch ein Gitter verschlossen.«
    James McPherson zog einen Schlüsselbund mit zwei großen und einem kleineren Schlüssel aus seiner Manteltasche.
    »Du begleitest mich zu dem Garten, Rufus, und ich überlasse dir diese Schlüssel. Wenn du etwas in Erfahrung bringst, das ich wissen sollte, versteckst du eine Nachricht im Vogelhaus. Ich habe aber nur diesen einen Schlüsselbund, und du musst mir mithilfe Meister Zachus’ Gerätschaften die Schlüssel nachmachen und sie für mich im Vogelhaus deponieren, falls ich sie einmal brauche, um die Akademie ungesehen zu betreten.«
    Rufus nickte.
    »Gut! Ich werde ab und zu jemanden zu dem Vogelhaus schicken, um zu kontrollieren, ob du dort eine Nachricht für mich hinterlegt hast.«
    »Und wen?«, fragte Rufus.
    Meister McPherson schwieg. Dann sagte er leise: »Meinen Traumführer. Aber frag jetzt nicht weiter, ich habe dir schon zu viel verraten. Im Falle der Gefahr dürfen wir nicht alles preisgeben.«
    Er reichte Rufus den Schlüsselbund.
    »Und jetzt lass uns aufbrechen, Rufus. Ich wünsche dir viel Glück. Verdächtige niemanden öffentlich, wenn du nicht sicher bist, dass dein Verdacht auch wirklich zutrifft. Aber fürchte dich auch nicht, deinem Verdacht nachzugehen, gegen wen er sich auch immer richten mag.«
    Rufus hatte dem Ratschlag Meister McPhersons aufmerksam gelauscht. »Ja«, sagte er nun.
    Gemeinsam gingen die beiden den langen Tunnel entlang. Minster huschte ihnen lautlos hinterher. Am Ende angelangt, stießen sie auf ein schmiedeeisernes Gittertor, das Rufus mit einem der schweren Schlüssel öffnete. Unmittelbar darauf standen sie in dem geheimen Garten. Zwischen stufenförmig angelegten Flächen mit hohen Büschen, von denen einige weiße oder rote Beeren trugen, und kleinen Blumenbeeten führte ein schmaler Pfad durch das üppige Grün. Es roch nach feuchter Erde und Pflanzen. James McPherson ging jetzt voran. Ab und zu schaute eine steinerne Figur wie ein schimmernder Geist aus den Büschen hervor. Nach zwanzig Metern breitete sich vor ihnen eine Wiese aus. Verborgen hinter einem hohen Gartenpavillon stand das achteckige Vogelhaus unter einigen Fliederbüschen. Einige Meter dahinter erhob sich die Gartenmauer, auf die der Pfad zulief. Dann entdeckte Rufus eine dunkle Holztür in der Mauer.
    »Dort geht es hinaus«, erklärte James McPherson. »Aber jetzt komm zuerst hierher.« Er trat vor das Vogelhaus. Dieses war aus weißen Steinen und leuchtete schwach in der Dunkelheit. Die Wände waren mit gemalten Vögeln, Engeln und goldenen Vasen verziert. An einer der acht Seiten führte eine Tür ins Innere. Rufus schloss sie mit dem kleinen Schlüssel auf. Sein Blick fiel auf viele Sitzstangen für Vögel und einige kleinere Volieren. Meister McPherson deutete auf einen kleinen, hölzernen Vogelkäfig in Form einer Pagode in einer Ecke. »Dies wird unser geheimer Briefkasten sein. Dort legst du die Schlüssel und eventuelle Nachrichten für mich bereit.«
    »Aber wie erhalten Sie diese, wenn ich die Tür wieder abschließe?«
    Der Meister lächelte. »Dafür wird mein Traumführer sorgen, keine Bange. Ihn hindert diese Tür nicht.«
    Er klopfte Rufus auf die Schulter und verließ das Vogelhaus. Dann ging er voraus zu der Tür in der Gartenmauer. Rufus verschloss das Vogelhaus und folgte ihm.
    James McPherson reichte dem Lehrling die Hand. Dann sagte er: »Öffne mir jetzt!«
    Rufus steckte den dritten Schlüssel ins Schloss. Die dunkle Holztür ließ sich lautlos bewegen. Sofort drang das Gefühl des normalen, alltäglichen Lebens auf Rufus ein.
    James McPherson nickte kurz, dann trat er auf die Straße.
    »Auf Wiedersehen, Rufus.«
    »Auf Wiedersehen, Meister McPherson!«
    Sie sahen sich an. Dann wandte sich James McPherson um und ging davon. Rufus verschloss die Tür hinter ihm.
    Gemeinsam mit Minster lief Rufus durch den

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