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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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gehört, wie einer der Matrosen, mit denen ich unterwegs war, davon erzählt hat. Der Landwind herrscht oft hier. Und er würde uns vor unseren Verfolgern davontragen, denn unser Segel ist größer als ihres.«
    »Aber …«, wiederholte der Kapitän.
    »Es ist dein Schiff, Onkel!«, rief Amilcar. »Befiehl deinem Kapitän, dem Wind zu folgen, genauso, wie mein Vater es getan hat. Wenn wir leben wollen, müssen wir uns auf das Unbekannte einlassen.«
    Amilcars Onkel sah seinen Neffen überrascht an. Dann sagte er: »Kapitän, Amilcar hat recht. Wir müssen es wagen. Folgt seiner Idee!«
    Der Kapitän gehorchte und wies die Mannschaft an, den Kurs zu ändern. Ächzend legte sich das Schiff auf die Seite. Anselm und Bent fuhren herum. Dann sahen sie, wie der Wind über ihren Köpfen das Segel zu füllen begann. Und unmittelbar darauf nahm das Handelsschiff Fahrt auf.
    »Was ist denn jetzt passiert?«, wunderte sich Bent, der offenbar nichts von dem mitbekommen hatte, was sich zwischen Hanno, Amilcar und dessen Onkel abgespielt hatte.
    »Der Kapitän hat eine Fluchtmöglichkeit entdeckt«, sagte Filine gelassen. »Er folgt dem Wind.«
    »Und wie ist er darauf gekommen?«
    »Hanno und Amilcar haben es herausgefunden.« Filine zeigte auf den Mann und den jungen Glasmacher. »Ein Fischer und ein Meister der Luft und ihrer Bewegung. Sie haben nachgedacht!«
    »So ein Glück!«, jubelte Anselm begeistert. »Mann, so ein wahnsinniges Glück! Seht nur, es sieht ganz so aus, als könnten wir dem Kriegsschiff tatsächlich noch entkommen.«
    Anselm hatte recht. Das große Segel des tyrischen Handelsschiffs blähte sich jetzt wie ein Ballon. Und dann entfernten sie sich zügig von ihren Verfolgern.

Dankesopfer
    Die Flut hatte gewechselt und die Lehrlinge standen in der Werkstatt der Glasmacher auf Tyros.
    Amilcar hielt ein dünnes Eisenrohr in Händen und nahm mit der Spitze orange und weißlich glühendes Glas aus der Schmelze.
    Sein Onkel und Hanno sahen ihm dabei zu.
    Dann hob Amilcar das Rohr und begann das Glas gleichzeitig zu rollen und zu blasen. Es formte sich rasch. Der junge Glasmacher griff einen Spatel und drehte das Glas an ihm, bis es eine längliche Form angenommen hatte. Staunend sahen die Lehrlinge, wie das hell glühende Glas erkaltete und dabei vor ihren Augen tiefblau wurde.
    »Das ist es!«, flüsterte Rufus.
    Wieder nahm Amilcar etwas glühendes Glas aus der Schmelze und setzte es an das Gefäß an. Er hatte sich inzwischen eindeutig an seinem neuen Instrument geübt. Mit raschen Handgriffen bekam das Glasgefäß einen Stiel und einen Fuß. Dann setzte der Glasmacher eine zweites Rohr an den Boden und schnitt mit einer kleinen Säge das erhitzte Glas am oberen Rohr ab. Nun war das blaue Gefäß oben offen.
    Amilcar löste auch das untere Rohr. Dann stellte er das Glas auf einen Stein.
    Sein Onkel blickte ihn mit leuchtenden Augen an. »Es ist prachtvoll, mein Neffe! Es ist das schönste Glas, das ich je gesehen habe.«
    Amilcar lächelte und ließ das Glas abkühlen. »Ich verdanke diese neue Fertigkeit meinem Vater und meinem Freund Hanno hier. Er hat mich auf die Feuerberge aufmerksam gemacht. Ohne ihn wäre mir die entscheidende Idee nicht gekommen.« Er wandte sich Hanno zu. »Und deswegen möchte ich, dass du ab jetzt nie wieder von dir sagst oder denkst, du seist ein Sklave. Du bist frei, Hanno! Mein Onkel und ich werden dich außerdem mit allem versorgen, was du benötigst, um dein Leben hier in Tyros, oder wo immer es dich hinzieht, als dein eigener Herr zu leben! Und ich habe auch noch eine Bitte an dich. Sei auch weiterhin mein Freund, Hanno. Du warst es in unserer Gefangenschaft, nun bleib es auch in Freiheit!«
    Amilcar streckte Hanno die Hand hin.
    Der Fischer blickte Amilcar gerührt an. Dann ergriff er die angebotene Hand.
    »Ja, Amilcar«, sagte er. »Wir sind Freunde!«
    Die beiden küssten sich auf die Wangen.
    Amilcar holte Luft. Dann nahm er rasch einen Pinsel und tauchte ihn in eine gelblich schimmernde Farbe. Vorsichtig nahm er das abgekühlte Glas wieder auf und malte drei Wellenlinien darauf. Sie wurden sofort unsichtbar. Doch als Amilcar das Glas hob und gegen das Sonnenlicht hielt, leuchteten sie gelblich auf dem blauen Untergrund.
    Rufus durchfuhr ein Schauer.
    Die Flut wechselte. Amilcar und sein Onkel standen zusammen mit Hanno am Meer.
    »Jam«, sprach Amilcar. Er hielt das fertige Glas in Händen. »Von diesem Glas hat mein Vater immer geträumt. Er ruht nun bei dir, Gott des

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