Das Schiff der Abenteur
Da durfte sich kein anderer einmischen.
»Das tut mir leid, Herr Eppy«, sagte Bill. »Reichen Sie mir Lucius heraus. Wir werden uns um ihn kümmern.
Aber Sie müssen bleiben, wo Sie sind.«
Darauf wurde unten wieder leise verhandelt. Dann rief Herr Eppy: »Ich muß Sie bitten, uns mit dem Jungen zusammen herauszulassen. Er ist ernstlich verletzt, und ich mache mir große Sorgen.«
Es war äußerst belustigend, das Gesicht von Lucius zu beobachten. Dina wäre fast vor Lachen losgeplatzt.
»Nichts zu machen!« erwiderte Bill fest. »Nur Lucius kommt raus. Heben Sie ihn hoch.«
Da Lucius jedoch heil und unverletzt auf dem Hof saß, konnte Herr Eppy ihn unmöglich aus der Säule heben.
»Dieser freche Lügner!« flüsterte Lucy der neben ihr sit-zenden Dina zu.
Bill schlug ungeduldig mit der Latte auf die Säule. »Sie wollen sich anscheinend nicht von Lucius trennen. Na gut, wie Sie wollen! Aber ich warne Sie. Sobald jemand den Kopf aus der Öffnung steckt, kriegt er eins drauf.«
Wieder ließ Bill die Holzlatte auf die Säule sausen. Das würde Herrn Eppy bestimmt nicht gefallen. Tapferkeit war nicht seine Sache, und Bill konnte sich seine Gefühle deutlich vorstellen. »Können wir wenigstens etwas zu essen bekommen?« fragte Herr Eppy schließlich.
»Nein!« erwiderte Bill hartherzig. »Wir haben hier kaum genug für uns.«
Nach dem Scharren zu urteilen, das aus der Säule er-tönte, gingen die Männer wieder hinab, wohl um unten weiter zu beraten.
Bill wandte sich zu Jack um. »Verteile das restliche Essen. Ich werde sicherheitshalber hier stehenbleiben. Wer weiß, ob die Männer nicht Revolver bei sich haben. Sie dürfen auf keinen Fall oben an der Säule erscheinen.«
Jack und Philipp verteilten das Essen. Bill würgte rasch etwas herunter, behielt die Säule dabei jedoch immer im Auge. Aber es rührte sich nichts mehr darin. Alles war wie ausgestorben.
Nach dem kärglichen Mahl winkte Bill die Kinder zu sich heran. »Hört zu!« sagte er leise. »Ich kann meinen Posten vorläufig nicht verlassen. Ihr könnt die Boote von Herrn Eppy suchen. Lucius wird euch führen. Seid aber vorsichtig! Vielleicht ist jemand in der Bucht zurückgeblieben.«
»Es sind zwei Männer dort«, sagte Lucius.
Das hatte Bill nicht erwartet. Er überlegte ein wenig.
»Wir müssen erst einmal wissen, wo die Bucht liegt«, sagte er. »Laßt euch von Lucius den Weg zeigen und kommt dann gleich wieder zurück. Hoffentlich bringt uns der Knirps von der Siedlung heute wieder etwas zu essen.«
»Das könnten wir wirklich brauchen«, sagte Jack.
»Und unser lieber Herr Eppy und seine Freunde ebenfalls«, grinste Philipp. »Was machen wir, wenn wir die Bucht mit den Booten gefunden haben, Bill?«
»Wir schicken Lucius mit einer vorgetäuschten Botschaft seines Onkels hin und lassen die beiden Männer hier heraufkommen. Und dann laufen wir rasch zu den Booten und fahren ab.«
»Aber Sie kennen die Fahrtrinne nicht«, wandte Lucius ein. »Sie könnten leicht auf Felsen auflaufen. Hier braucht man einen Führer, der mit dem Ufer vertraut ist.«
Das war wieder ein neues Problem. »Wir müssen zusehen, was wir da machen«, sagte Bill nach kurzem Nach-denken. »Geht jetzt erst einmal los. Bring die Kinder zu der Bucht, Lucius.«
Ein wenig unsicher betrat Lucius die Hauptstraße. Er führte die Kinder ein Stück hinunter und bog dann auf halber Höhe des Berges nach links ein.
»Du kennst den Weg gut«, sagte Jack ermunternd.
Lucius blickte ihn zweifelnd an. »Ich kenne ihn überhaupt nicht. Es fällt mir furchtbar schwer, mir einen Weg zu merken. Ich besitze gar keinen Ortssinn und werde die Boote niemals finden.«
Unerwarteter Besuch
Lucius fand die Bucht mit den beiden Booten wirklich nicht. Ziellos schlug er bald diesen, bald jenen Weg zur See hin ein. Aber sie kamen immer irgendwo am felsigen Strand heraus, an dem unmöglich ein Boot landen konnte.
»Du bist ein Esel, Lucius!« rief Jack schließlich ärgerlich.
»Esel!« wiederholte Kiki sofort. »Esel! Hol den Doktor!«
Keines der Kinder lachte. Sie waren durch das ziellose Umherirren verärgert. Dieser verflixte Lucius! Gleich wür-de er anfangen zu weinen.
»Ich kann doch nichts dafür, daß ich die Bucht nicht finde«, sagte der Junge schluckend. »Wenn ich vorher ge-wußt hätte, daß das so wichtig ist, hätte ich nur den Weg natürlich gemerkt.«
»Nun fang bloß nicht auch noch zu plärren an«, schimpfte Jack. »Sonst stecken wir dich in ein Kanin-chenloch
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