Das Schiff der Abenteur
und stopfen es mit Seegras zu.«
Lucius blickte ihn ängstlich an. »Ich würde euch den Weg ja gerne zeigen, aber ich weiß ihn wirklich nicht. Oh-ne einen einheimischen Führer könnt ihr sowieso nicht von der Insel fort. Das Meer ist hier voller Felsen, die direkt unter der Wasseroberfläche liegen. Sogar erfahrene Seeleute finden es schwierig, da hindurchzusteuern. Ich weiß das genau, weil ich schon oft auf den Inseln gewesen bin.«
Jack blickte ihn von der Seite an. »Ja, das glaube ich dir«, sagte er nach kurzem Zögern. »Ich möchte hier auch nicht ohne einen Führer fahren, der die Gewässer genau kennt. O je, wir sitzen schön in der Klemme! Wir haben kein Boot. Und wenn wir eins hätten, würden wir wahrscheinlich damit auf einen Felsen laufen.«
Lucy dachte, daß sie und Herr Eppy mit seinen Freunden nun vielleicht jahrelang auf Thamis bleiben müßten.
Sie stieß einen Seufzer aus. »Warum mußte ich nur das Flaschenschiff für Philipp kaufen! Aber ich ahnte ja nicht, daß wir dadurch in dieses furchtbare Abenteuer geraten würden.«
Niedergeschlagen machten sich die Kinder auf den Rückweg. Plötzlich blieb Jack stehen und schaute zum Himmel. »Nanu? Das klingt ja fast wie ein Flugzeug.«
Nun hörten auch die anderen das Motorengeräusch.
Eifrig suchten sie den Himmel mit den Augen ab. Bald entdeckten sie im Norden einen kleinen Punkt, der immer größer wurde. Tatsächlich, ein Flugzeug! Es schien direkt auf die Insel zuzukommen.
»Schade, daß wir kein Notsignal geben können!« meinte Dina. »Ich werde wenigstens winken.« Sie zog ein kleines Taschentuch heraus und begann es heftig durch die Luft zu schwenken.
Die anderen lachten sie aus. »Bildest du dir wirklieh ein, der Flieger könnte dein schmutziges kleines Taschentuch sehen und würde deshalb hier landen?« fragte Philipp spöttisch.
»Man kann nicht wissen«, erwiderte Dina, immer heftig weiter winkend.
»Du bist ja blöd«, sagte Philipp, woraufhin Dina ihm eine Grimasse schnitt. Die anderen ließen sie winken und gingen weiter. Dabei behielten sie das Flugzeug jedoch immer im Auge. Jetzt flog es direkt über der Insel. Dann zog es eine große Schleife und kam wieder zurück.
»Er hat mein Taschentuch gesehen!« schrie Dina aufgeregt. »Er kommt zurück!«
»So was Albernes!« sagte Philipp achselzuckend und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Aber das Flugzeug kehrte wirklich zurück. Und nicht nur das, es kreiste zweimal um die ganze Insel und kam dabei immer tiefer herunter.
»Dort ist ein Platz zum Landen!« rief Dina ihm zu, als glaubte sie wirklich, man könnte sie dort oben hören.
»Komm hier runter! Flieg nicht wieder fort!«
Das Flugzeug senkte sich immer tiefer und steuerte langsam auf den ebenen Platz zu, auf den Dina gedeutet hatte. Es schien tatsächlich landen zu wollen. Die Kinder verfolgten seine Bewegungen mit angehaltenem Atem.
Jetzt berührten die Räder den Boden. Einen Augenblick sah es so aus, als würde das Flugzeug sich überschla-gen. Aber dann fing es sich wieder und stand plötzlich still.
Dina blickte die anderen triumphierend an. »Seht ihr! Er hat mich winken sehen und mein Rufen gehört.«
Die anderen starrten sprachlos zu dem Flugzeug hin.
»Das sind bestimmt keine Freunde von Herrn Eppy«, rief Philipp schließlich. »Jemand kommt uns zu Hilfe. Wir wollen rasch hinlaufen.«
Die Kinder flogen förmlich über den steinigen Boden.
Nun stiegen zwei Männer aus dem Flugzeug aus. Sie winkten den Kindern zu und kamen ihnen entgegen.
Lucys scharfe Augen erkannten sie zuerst. »Es ist Tim!« schrie sie atemlos. »Tim, Bills Freund. Und der andere ist Andros.«
Sie hatte richtig gesehen. Andros machte ein beschämtes Gesicht, als er die Kinder erblickte. Tim rief ihnen fröhlich entgegen: »Hallo, hallo! Wie geht es euch?
Wo ist Bill? Andros erzählte mir eine solch haarsträuben-de Geschichte, daß ich schleunigst herkam, um die Sache zu untersuchen.«
»Das war eine gute Idee.« Jack ergriff Tims Arm und schwenkte ihn ausgelassen wie einen Pumpenschwengel durch die Luft. »Bill ist gesund und munter. Nett, daß Sie gekommen sind! Was hat Andros Ihnen denn erzählt?«
»Er erzählte mir eine sehr merkwürdige Geschichte.
Anscheinend hat er sie erst einen Tag lang verdaut, ehe er sich dazu entschloß, sie mir anzuvertrauen. Als er mich unten am Kai stehen sah, wo ich sehnsüchtig nach euch ausschaute, sprach er mich an. Er sagte, er hätte euch mit seinem Boot nach Thamis gebracht.
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