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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wahrheit werden lassen will: den Sieg über den Krebs. Ob ihm das mit seinem HTS gelungen ist, wer weiß es? Das ist eben das Problem: Wir wissen es noch nicht. Wir hoffen wie Millionen Kranke. Aber in der Medizin gilt keine Hoffnung. Medizin ist eine exakte Wissenschaft. Experimente gehören in das Labor, die Arbeit am Menschen verlangt Realitäten. Das ist ein großer, menschlich verständlicher Fehler Dr. Zeijnilagics: Er ist zu früh an die Öffentlichkeit getreten. Jetzt haben wir die Aufregung der ganzen Welt über uns; die Kranken – wie Sie – pilgern nach Sarajewo, als sei es das Mekka der Medizin, und dabei ist es nur ein kleiner Brunnen, an dem man sich erfrischen kann.«
    »Das sagen Sie alles so schön, Herr Professor.« Karl Haußmann sah aus dem Fenster. Jenseits der Mauer, die das Krankenhaus von der Straße abschirmte, brauste der Verkehr Mostars. Alte Busse, Autos, Eselskarren, Handwagen, ein Gewimmel von Menschen mit roten, runden Käppchen auf den Köpfen. Ein Hauch von Orient. Jetzt blickte er den Arzt an:
    »Man hat Ihnen noch nicht gesagt, daß Ihre Frau inoperabel ist …«
    »Nein!« erwiderte Professor Kraicic und hob seine schmalen langen Hände: »Meine Frau starb vor drei Jahren an einem Mammakarzinom.«
    »Verzeihung …«, sagte Haußmann leise. Und er kam sich zum drittenmal elend und beschämt vor.
    Der Professor erhob sich. »Kommen Sie bitte mit«, sagte er. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Sie gingen zusammen durch die große Milchglastür, auf der Eintritt verboten stand. Auf dem gekachelten Gang der OP-Station war es still und kühl. Ein Klimagerät arbeitete lautlos. Über einer Doppeltür mit Gummidichtungen brannte einsam ein kleines rotes Lämpchen.
    Ruhe! Operation.
    Erika …
    Haußmann blieb stehen und starrte hinauf zu der kleinen roten Birne.
    Verzeih' mir, dachte er. Verzeih' mir alles, Rika. Nun ist es zu spät für uns, ein völlig anderes Leben zu beginnen, aber du sollst wissen, wie leid mir alles tut …
    »Kommen Sie!« sagte Professor Kraicic sanft. Haußmann blieb stehen, rührte sich nicht.
    »Was machen sie jetzt mit Erika?« fragte der dumpf.
    »Sie operieren. Wenn alles glatt verläuft, ist Dr. Dravo jetzt dabei, die Bauchhöhle auszuräumen.«
    »Die Bauchhöhle …« Haußmann schwindelte es. Er lehnte sich gegen die gekachelte Wand und schloß die Augen. Wie ein rasender Kreisel kam er sich vor. »Aber es ist doch sinnlos, Herr Professor.«
    Er wußte später nicht, wie er weitergegangen und in das Zimmer gekommen war. Plötzlich stand er vor einer matt schimmernden Leuchtwand, in die man drei große Röntgenbilder geschoben hatte. Die Bauchhöhle Erikas, von drei Seiten fotografiert, und in ihr, ganz deutlich zu sehen, die große, fast runde Verschattung. Ein Klumpen wie aus Wasser, von einem Ballon umgeben. Das große Auge des Todes …
    Haußmann nickte. Sein Herz schmerzte, als sei es in Fetzen gerissen.
    »Ja«, sagte er langsam. »So ist es. So war es auch auf dem Bild von Dr. Borgoporte.«
    »Diese Aufnahmen in drei Ebenen haben uns veranlaßt, sofort zu operieren«, sagte Professor Kraicic und knipste das Licht der Leuchtwand wieder aus. »In drei Wochen können Sie Ihre Frau zur Erholung ans Meer mitnehmen. Nach Hvar oder Krk.«
    Haußmann schluckte. Dann wurden ihm die Beine weich, er setzte sich, und in seinem Kopf brummte es wie ein riesiger Hummelschwarm.
    »In … drei … Wochen …«, stotterte er. »Gesund …?«
    »Ja.«
    »Durch Operation?«
    »Ja.«
    »Dann … dann ist es kein Krebs?«
    Ein Aufschrei war es. Ein Schrei, der hell durch den großen Raum gellte.
    »Nein!« sagte Professor Kraicic fest. »Es war kein Krebs!«
    »Aber … das Röntgenbild …«
    »Es zeigt ein subseröses Myom an der Oberfläche des Uterus. Myome sind kein Anlaß zur Panik. Sie sind selten bösartig und entwickeln sich nur vereinzelt zu Sarkomen. Ihre Gutartigkeit steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer gefährlichen Demonstration. Starke, wehenartige Schmerzen, Druckerscheinungen auf die Nachbarorgane, unregelmäßige Blutungen … das alles können auch Anzeichen eines Karzinoms sein. Nur: Bei einer histologischen Untersuchung und ein wenig Kenntnis vom Röntgenbildlesen erkennt man ein Myom sofort.« Professor Kraicic lächelte, als er Haußmanns entgeistertes Gesicht sah. »Ja, so ist das. Nehmen wir an, Sie hätten ohne Zwischenfälle Sarajewo erreicht, man hätte Ihnen das HTS gegeben, Ihre Frau hätte die Kapseln genommen und das Myom –

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