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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stehengeblieben war.
    Aber es gab doch ein Auto in Bosinj. Es gehörte dem Schmied, und für 2.000 Dinare erklärte er sich bereit, nach Sarajewo zu fahren.
    Es war später Abend, als sie ankamen. Die vorbestellten Zimmer im Hotel ›Europa‹ waren leer. Von Lord Rockpourth, Karl und Erika Haußmann wußte man nichts. Sie waren noch nicht angekommen. Und keiner wußte auch, wo sie waren.
    »Das ist aber merkwürdig«, sagte Robert. »Es gibt doch nur diese Straße nach Sarajewo. Wenn sie auch eine Panne hatten … wir hätten sie doch einholen müssen. Sie können nicht einfach verschwinden …«
    »Vielleicht sind sie in Mostar geblieben?« sagte Marion. In ihren Augen stand ehrliche Sorge. »Wir sind ja durch Mostar gerast wie die Irren. Als ob wir ein Rennen nach Sarajewo gewinnen müßten.«
    »Was sollen sie in Mostar?«
    »Vielleicht ist etwas passiert? Ihr Onkel …«
    Robert nickte. Er ließ durch den Chefportier in den beiden Mostaer Krankenhäusern anfragen. Nach einer halben Stunde wußte man Bescheid. Robert kam sehr nachdenklich an den Tisch in der Hotelhalle zurück, wo Marion wartete.
    »Sie sind in Mostar. Mrs. Haußmann ist operiert worden, und mein Onkel hat nach einer Infusion so viel Kraft bekommen, daß er mit dem Oberarzt über schottische Schafzucht diskutiert.«
    »Operiert …«, sagte Marion leise. Ihre Augen verdunkelten sich. »Ich dachte, Erika ist nicht mehr zu operieren …?«
    »Anscheinend geht es ihr gut.« Der junge Lord lächelte etwas ironisch. »Man spricht sogar davon, daß sie völlig gesund wird.«
    In dieser Nacht schlief Marion Gronau nicht eine Minute. Sie saß auf dem Balkon, sah hinunter auf die Straße und hinüber zu den schlanken Minaretts der Moscheen und wußte, daß sie den Kampf um Karl Haußmann und um ein sorgloses Leben endgültig verloren hatte.

In der Nacht klopfte es leise an die Tür.
    Frank Hellberg schreckte auf, sprang aus dem Bett und öffnete die Tür einen Spalt. Draußen stand, schüchtern wie ein Kind und mit großen, bettelnden Augen, Claudia Torgiano. Sie hatte die Arme über der Brust gekreuzt und sah erbärmlich hilflos aus.
    »Ich kann nicht schlafen, Frank«, sagte sie leise. »Ich habe Angst, so sinnlose, dumme Angst … Kann ich hereinkommen?«
    Hellberg öffnete die Tür ganz und zog sie in sein Zimmer. Auf nackten, tapsenden Füßen lief sie zu seinem Bett, warf sich hinein und deckte sich bis zum Hals zu. Ihr kleiner, von den langen, schwarzen Haaren umrahmter Kopf war kaum in den Kissen zu sehen.
    »So ist es gut«, sagte sie. »So habe ich keine Angst mehr. Komm Frank, leg' dich zu mir.«
    Hellberg atmete tief durch. Dann kam er langsam zum Bett und setzte sich auf die Kante. Claudias Hände waren heiß und feucht, als er sie zwischen seine Finger nahm.
    »Du hast Fieber?« fragte er erschrocken.
    »Das macht nur die Angst. Ich kann nicht allein sein, Frank. Ich muß bei dir sein. Immer …«
    »Zunächst müssen wir vernünftig sein, mein kleiner Liebling.« Er strich ihr über das Haar, und sie nahm seine Hand, drückte sie an ihren Mund und küßte seine Handfläche.
    »Komm!« sagte sie leise.
    »Wir haben morgen eine anstrengende Reise vor uns.« Es fiel ihm schwer, so zu reagieren. »Du solltest schlafen, Liebste.«
    »Du liebst mich nicht, Frank …«
    »Ich liebe dich, wie es Worte gar nicht ausdrücken können.«
    »Du sagst es bloß. Du willst mich trösten. Du spielst mir etwas vor.« Ihre kleine Stimme zerbrach. »Du ekelst dich vor mir, weil ich Krebs habe.«
    »Claudia!« Hellberg riß sie aus den Kissen und preßte sie an sich. »So etwas darfst du nie, nie wieder sagen.«
    »Ich habe solche Sehnsucht nach dir«, flüsterte sie. »Und ich habe doch nur noch so wenig Zeit für die Liebe …«
    Später lagen sie nebeneinander, aber sie lagen wie Schwester und Bruder. Claudia schlief. Ihr Kopf lag auf seinem Oberarm, ihr zierlicher, kindlicher Körper schmiegte sich an ihn. Ein glückliches Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie fühlte sich geborgen. Sie war nicht mehr allein auf der Welt. Sie hatte eine Heimat in den Armen Franks.
    Sie war so glücklich …
    Am nächsten Morgen um 8.30 Uhr standen sie auf dem Bahnsteig des Schmalspurbahnhofes am Zug nach Sarajewo. Sie waren pünktlich gekommen, aber sie kannten die Gepflogenheiten Serbiens nicht. Schon eine Stunde vor der Abfahrt war der Zug von Hunderten von Reisenden gestürmt worden, die wie eine donnernde, brüllende Woge in die Wagen stürzten, kaum daß der Zug hielt.

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