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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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grotesk wie grausam waren. Schwarzer Humor, nur selbst erlebt.
    Ab und zu beugte er sich zu Claudia, tätschelte ihre blasse, kalte Hand und nannte sie »Mein Töchterchen«. Dann zuckte sie jedesmal zusammen wie unter einem Schlag und sah Hellberg hilfesuchend an. Das besonders schien Saluzzo sehr zu amüsieren. Hilfe von einem Mann, der völlig hilflos war. Wie sehr ein Mensch doch an phantastischen Hoffnungen hängt!
    »Es wird eine dunkle Nacht«, sagte er, als zum Nachtisch ein Cocktail aus Muschelfleisch in rotem Champagner serviert wurde. »Neumond! Es ist genau das, was wir brauchen.« Er rauchte eine Zigarre an, blies einen Ring in die Luft und zuckte mit den Schultern, als Hellberg ablehnend die Zigarrenkiste zurückschob. »Muß ein Journalist eigentlich mehrere Sprachen sprechen?« fragte er unvermittelt.
    »Das kommt auf sein Aufgabengebiet an. Ein Fotoreporter etwa, der in der Welt herumreist, muß verschiedene Sprachen beherrschen.«
    »Und was sprechen Sie?«
    »Englisch, Französisch und bißchen Italienisch, und seit einem halben Jahr nehme ich Unterricht in Spanisch.«
    »Interessant.« Saluzzo sah dem Rauch seiner Zigarre nach. »Sie können sich schon auf spanisch verständigen?«
    »Mühsam. Es fehlen noch viele Vokabeln und vor allem die Grammatik.«
    »Es wird schon gehen«, sagte Saluzzo geheimnisvoll.
    »Was wird gehen?« fragte Hellberg zurück.
    »Sie sind ein ungeduldiger Mensch, Hellberg.« Saluzzo lächelte Claudia an. »Sieht sie nicht bezaubernd aus in dieser romantischen Beleuchtung? Wie von innen beschienenes Porzellan. Meine Tochter war eine einmalige Schönheit, Hellberg; sie hatte noch größere Augen als Claudia. Aber sonst …« Saluzzo beugte sich vor. »Ich habe mich erkundigt – du bist Waise.«
    Claudia nickte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Ich werde dich adoptieren.« Saluzzo lehnte sich wieder zurück. »Seit zwanzig Jahren leide ich darunter, kein Vater mehr sein zu können. Und nun finde ich durch Enrico Sampieri, diesen Windbeutel, das Mädchen Claudia! Ich werde ihn deshalb auch nicht bestrafen, daß er mich mit Ihnen, Hellberg, belästigt hat. Ich mußte Sie in Kauf nehmen, um Claudia an Bord zu bekommen. Aber nun sind Sie überflüssig, eine verbrauchte Verpackung. Nur Ihre spanischen Sprachkenntnisse werde ich noch gebrauchen können.«
    Saluzzo erhob sich, und auch Hellberg sprang auf. Claudia kroch in sich zusammen. In ihren Augen schrie die Angst. Laß mich nicht allein, Frank, hieß dieser Blick. Laß mich bitte, bitte nicht allein mit ihm …
    »Kommen Sie mit, Signore!« sagte Saluzzo knapp.
    »Wohin?« Hellberg blieb neben Claudia stehen. Sie müssen mich jetzt totschlagen, freiwillig tue ich keinen Schritt, dachte er.
    »Unter Deck«, sagte Saluzzo.
    »Ich lasse Claudia nicht allein!«
    »Sparen Sie sich Ihre Heldenposen, Hellberg! Claudia wird kein Haar gekrümmt. Mein Wort ist an Bord wie ein Gesetz. Ein einziges Mal hat es ein Matrose versucht, sich darüber hinwegzusetzen. Er wollte opponieren. Eine Stunde später fiel er über Bord. Trotz aller Suchmanöver haben wir ihn nie mehr gefunden. Man weiß ja, daß an der jugoslawischen Küste Haie leben …« Saluzzo winkte ab, als Hellberg den Mund zu einer Antwort öffnete. »Keine Reden, Signore. Claudia wird sich für kurze Zeit, die wir unter Deck sind, allein amüsieren. Luigi Foramente kann ihr über das Tonband flotte Melodien vorspielen. Kommen Sie!«
    »Bleib', Frank!« schrie Claudia auf und klammerte sich an Hellberg fest. »Geh' nicht!«
    »Eine Tochter muß ihrem Vater gehorsam sein«, sagte Saluzzo ernst und kam langsam näher. »Das ist die erste Vorbedingung. Ein ungehorsames Kind wird bestraft, ein gehorsames kann den Vater um den Finger wickeln.«
    Hellberg stellte sich zwischen Claudia und Saluzzo. Nur eine Handbreit voneinander entfernt standen sie sich gegenüber.
    »Wenn Sie Claudia anrühren, zerbreche ich Ihnen die Knochen«, sagte Hellberg ganz ruhig.
    »Vorher werden Sie Haifraß, Hellberg.«
    »Dazu gehört mehr als ein großes Maul! Ich bin Stadtmeister im Judo.«
    Saluzzo lächelte breit. »Ein Rindvieh sind Sie! Während wir jetzt miteinander sprechen, sehen uns sechs Augen zu. Schauen Sie sich nicht um, Sie sehen sie doch nicht. Aber wenn Sie die Hand gegen mich erheben würden, wird es unter Garantie aus irgendeiner Ecke krachen, aus der Ecke mit dem besten Schußwinkel. Was nützt Ihnen da Ihr Judo, Sie Phantast?« Saluzzo trat zwei Schritte von Hellberg zurück.

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