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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wenn die Madonna gnädig war, hat ein anderes Schiff sie aufgelesen.«
    »Wie lange sind Sie jetzt hier, Señorita?« fragte Hellberg. Er konnte vor Erregung kaum sprechen.
    »Vielleicht zwei Wochen … ich weiß es nicht. Ich habe keinen Zeitbegriff mehr. In meine Kabine scheint nie die Sonne. Ich zähle die Tage so, wie ich schlafe … und ich habe bisher fünfzehnmal geschlafen.«
    Hellberg wischte sich über die Augen. Zwischen den Fingern sah er zu Saluzzo. Der elegante Teufel stand lässig an der Tür, lehnte sich gegen den Rahmen und rauchte eine Zigarette.
    »Wie kann man Ihnen helfen?« fragte Frank. »Warum haben Sie so geschrien?«
    »Ich werde schreien, bis mir die Kehle platzt. Ich lasse mich nicht kampflos verschleppen!« Juanita kroch von der Wand weg. Als sie vor dem Bett stand und das grelle Licht aus dem Kristalleuchter sie überflutete, sah Hellberg erst, wie atemberaubend schön sie war. »Wissen Sie, daß in den Kabinen auf diesem Gang noch mehr Mädchen gefangengehalten werden?«
    »Nein!« Hellberg sprang auf.
    »Was sagt sie?« fragte Saluzzo an der Tür.
    »Gleich …« Hellberg war es nicht mehr möglich, seine Erregung zu beherrschen. Ein Zittern lief durch seinen Körper. Juanita ging zu einem Sessel, auf dem ein seidener Morgenmantel lag, und zog ihn über ihr durchsichtiges Hemdchen. »Wie viele Mädchen sind an Bord?«
    »Ich weiß es nicht genau. Nachts klopfen wir zur Verständigung gegen die Wände. Aber es sind mindestens fünf andere Mädchen. Und nun wird Ihre Begleiterin dazukommen.«
    »Nie und nimmer!« sagte Hellberg verbissen.
    »Was wollen Sie tun? Wir sind doch wehrlos! Ich kann wenigstens schreien … dann kommt jemand und gibt mir eine Beruhigungsspritze. Aber Sie können gar nichts tun.« Juanita kämmte sich vor dem großen Kristallspiegel. Umberto Saluzzo lächelte zufrieden. Was dieser Hellberg auch gesagt haben mochte – er hatte sie wenigstens beruhigt. »Sie werden übrigens auch verkauft.«
    »Blödsinn!«
    »Denken Sie. Wenn man so etwas lesen würde, glaubt man, das seien dumme Phantasien. Dabei weiß die internationale Polizei, daß heute noch in Saudi-Arabien und Somaliland geheime Sklavenmärkte abgehalten werden. Die weißen Mädchen sind dort die teuersten Angebote, sie werden mit Gold aufgewogen. Männer wie Saluzzo verdienen damit ein Vermögen. Dabei ist er nur ein Zwischenhändler. Der Anfang einer Kette, die von Europa über Nordafrika und Kleinasien bis zum fernsten Orient reicht.«
    »Und woher wissen Sie das, Juanita?«
    »Von ihm selbst. Er hat mir meinen ferneren Lebensweg selbst in allen Einzelheiten ausgemalt.«
    Saluzzo an der Tür wurde wieder unruhig. »Was redet sie eigentlich unentwegt?« fragte er.
    Hellberg erhob sich von dem Gobelinsessel, nickte Juanita ermunternd zu und wandte sich ab.
    »Spanisch hat viele Ausdrücke!« sagte er hart. »Alles in allem aber sagt sie, daß Sie ein ungeheures Schwein sind, Saluzzo.«
    »Das freut mich.« Saluzzo verbeugte sich leicht vor Juanita. »Wenn sich kein guter Käufer findet, mein Süßes, werde ich mich selbst um dich bemühen.«
    »Und im Schlaf werde ich dich erwürgen!« knirschte Juanita wild.
    Hellberg fuhr herum. Erst jetzt erkannte er Juanitas Spiel. »Sie können italienisch?« fragte er.
    Sie antwortete in Spanisch. »Ja. Natürlich. Ich nehme an, daß er mir sonst nicht erzählt hätte, was mich erwartet. Ich tat aber so, als wenn ich ihn nicht verstehe.«
    »Haben Sie keine Sorgen, Juanita.« Hellberg nickte dem schönen Mädchen ermunternd zu. »Noch sind wir nicht in Beirut. Bis dahin kann noch viel passieren, und es wird viel passieren! Bleiben Sie ruhig, schonen Sie Ihre Kräfte und Nerven, wir werden sie bald gebrauchen können. Ich habe das im Gefühl.«
    Dann standen sie wieder im Gang, Saluzzo schloß die Luxuszelle wieder ab und steckte den Schlüssel ein. »Nun?« fragte er. »Was denkt sie? Warum schreit sie so unnütz?«
    »Können Sie sich nicht denken, daß ein Mädchen Angst hat?« Hellberg überlegte, ob er jetzt nicht Saluzzo mit einem Sprung anfallen und zu Boden schlagen sollte. Sie waren allein im Gang, und Frank fühlte sich stark genug, mit einem Mann wie Saluzzo fertig zu werden. Aber was geschah dann? Oben wartete Luigi Foramente, der ›Kapitän‹ der Jacht. Wie viele Besatzungsmitglieder das Schiff hatte, wußte Hellberg noch nicht. Allein drei Stewards hatte er gezählt. Sie waren auch für die Pflege der Mädchen hier unten bestimmt und damit Komplizen

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