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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gegner einem gegenübersteht. Ich bedauere, jetzt eine andere Marschrichtung einschlagen zu müssen.« Er wandte sich wieder zur Tür. Im Gang war jetzt ein lautes Stimmengewirr. Der Kapitän, der I. Offizier, der I. Ingenieur, Dr. Mihailovic – mit einer Slibowitzfahne – und eine Menge Passagiere verstopften den Gang. Karl Haußmann zeigte auf die Tür und zitterte vor Erregung.
    »Aufbrechen!« rief er dem I. Offizier zu. »Mann, holen Sie einen zweiten Schlüssel oder eine Axt oder einen Vorschlaghammer. Sie haben es doch gehört: Meine Frau ist von einem Verrückten eingeschlossen worden.«
    »Brechen Sie die Tür nicht auf, mein Herr!« tönte die Stimme des Irren von innen. »Beim ersten Splittern des Holzes müßte ich Ihre verehrte Gattin erstechen …«
    »Rika!« brüllte Haußmann und umklammerte die Klinke. »Mein Gott, warum hilft denn niemand?!«
    »Ein Vorschlag: Lassen Sie Dr. Mihailovic eintreten! Es dauert keine zehn Sekunden, und Sie haben Ihre Gattin unversehrt wieder.«
    Haußmann sah sich mit flackernden Augen um. Der I. Offizier hob die Arme und sprach ein paar Worte mit dem betrunkenen Doktor. Der gab einen Laut von sich, als heule er auf, und hob abwehrend die Hände.
    Der Irre schien phantastische Ohren zu haben. Er klopfte an die Tür.
    »Der Doktor ist auch da«, sagte er. »Er soll hereinkommen. Er kann der Wissenschaft ein Opfer bringen.«
    »Hören Sie …« Karl Haußmann legte die Lippen an die Türritze. »Lassen Sie meine Frau heraus, und wir vergessen den ganzen Rummel …«
    »Mein Herr!« rief der Wahnsinnige zurück. »Verlangen Sie von mir nicht einen galileischen Widerruf. Ihre Gattin ist die Stufe zur Reinigung der Menschheit. Ich warte eine halbe Stunde … dann werde ich Ihre Gattin für den Ungehorsam der Welt bestrafen, so leid es mir tut, eine so kluge und schöne Frau zu entstellen. Aber bitte, suchen Sie die Schuld dann ganz bei sich.«
    »Rika!« schrie Haußmann und rüttelte wieder an der Klinke. »Rika! Habe Mut! Wir werden einen Weg finden. Habe Mut!«
    »Der Weg ist Dr. Mihailovic. Schicken Sie ihn in die Kabine.« Uve Frerik schien hinter der Tür zu lachen. »Wie rar sind die Mutigen …«
    Haußmann trat von der Tür zurück. Er schwankte etwas, kalter Schweiß tropfte über sein verzerrtes Gesicht. Der Kapitän und die anderen Schiffsoffiziere verhandelten, Dr. Mihailovic lehnte zitternd an der Gangwand.
    »Was wollen Sie tun?« fragte Haußmann heiser. Der I. Offizier zeigte auf drei Matrosen. Sie drängten sich durch die Menge der Neugierigen und hatten Äxte und Rauchpatronen bei sich, die für Notsignale auf den Schwimmflößen gedacht waren. Im Raum wirkten die Rauchpatronen wie Tränengas.
    »Wir werden ihn ausräuchern«, sagte der I. Offizier. »Immer diese Deutschen …«
    »Lassen Sie die dämliche Politik einmal weg!« schrie Haußmann außer sich. »Sie haben doch gehört: Beim ersten Schlag gegen die Tür tötet er meine Frau.«
    »Wissen Sie einen anderen Weg?«
    »Verhandeln.«
    »In einer halben Stunde ist es sowieso geschehen. Irre sind konsequent. Oder glauben Sie, ihn überreden zu können?«
    »Ich weiß es nicht. Man muß es doch versuchen. Mein Gott, Sie können es doch nicht einfach darauf ankommen lassen, ob er meine Frau tötet oder nicht, wenn wir die Tür einschlagen. Wir wollen doch keinen Mord provozieren.«
    »Also gut, warten wir!« Der I. Offizier winkte den drei Matrosen. Die stellten die Äxte ab und legten die Rauchpatronen auf einen Sims. Der I. Offizier sah auf seine Armbanduhr.
    »Versuchen Sie Ihr Glück …«
    »Haben Sie keine andere Möglichkeit, in die Kabine zu kommen, ohne die Tür einzuschlagen?« fragte Haußmann leise.
    »Nein!«
    »Von außen! Durch das Bullauge.«
    »Das ist zu klein. Aber …« Der I. Offizier sprach aufgeregt mit dem Kapitän. Der nickte und rannte davon. Haußmann lehnte sich neben Dr. Mihailovic an die Wand.
    »Doch eine Möglichkeit?« stotterte er.
    »Wir werden mit dem Streichbrett, das wir immer benutzen für den Außenanstrich, an zwei Seilen einen Mann herunterlassen. Wenn der Wahnsinnige günstig steht, kann unser Mann ihn mit einem Schuß durch die Scheibe unschädlich machen.«
    »Das ist gut«, sagte Haußmann schwach. »Das ist sehr gut. Und bis er an der Bordwand heruntergelassen ist, muß ich den Irren beschäftigen …«
    »Versuchen Sie es.« Der I. Offizier hatte wenig Hoffnung, Haußmann sah es an seinem Blick. »Viel Glück!«
    Haußmann trat wieder an die Tür und

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