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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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totzusaufen.
    Nach der Ausschiffung der Passagiere wurde es ein paar Minuten einsam auf der ›Budva‹. Dann wurden die drei Särge an Land getragen, in die bereitstehenden Wagen geschoben und weggefahren. Als letzte wurden die Schwerkranken aus dem Schiff gebracht. Auf ihren Tragen, in Decken gehüllt, schwankten sie über die Mole zu den Krankenwagen oder den Privatautos, die mit der ›Budva‹ herübergekommen waren wie Haußmanns Auto. Auch der riesige, graue Rolls von Lord Rockpourth stand da, und erstaunt sah Haußmann, daß sogar ein Chauffeur in Livree am Steuer saß, den er auf dem Schiff gar nicht bemerkt hatte. Zwei Matrosen trugen gerade die Bahre mit dem Lord an Land, und Robert, der Neffe, ging nebenher und schien eine Kanonade von Schimpfworten über sich ergehen zu lassen. Er erkämpfte sich sein Erbe heroisch, das mußte man ihm lassen.
    »So!« sagte Lord Rockpourth, als er hinten in dem für seine Bahre umgebauten Rolls lag. Er schien zufrieden zu sein. Man war in Dubrovnik, er lebte noch, Mr. Haußmann sorgte für die Fahrt nach Sarajewo – es lief alles so, wie es von ihm geplant war. »Jetzt zum Hotel Petka. Ich habe dort sechs Zimmer bestellt. Sie sind meine Gäste, Mrs. und Mr. Haußmann. Morgen früh geht es dann weiter – oder wollten Sie in dieser Nacht noch fahren?«
    »Nein, Mylord. Meine Frau ist recht müde.« Haußmann war etwas verlegen. Er hatte gelogen. Allein wäre er vielleicht doch noch ins Land gefahren, so weit wie möglich Sarajewo entgegen. Übernachten konnte man überall, eventuell sogar im Wagen schlafen. Jetzt, wo er in Jugoslawien war, überfiel ihn eine hektische Unruhe. Gast des Lords zu sein, war eine Ehre … aber was machte man mit Marion Gronau?
    Sie war noch nicht an Land gekommen, sie verabschiedete sich anscheinend gründlich von einem der Offiziere der ›Budva‹. Ein Gedanke, der Haußmann weher tat, als er es sich eingestehen wollte, und gegen den er ankämpfte, denn er hatte sich dazu durchgerungen, die Vergangenheit vollkommen zu begraben.
    Er atmete auf, als er Marions leuchtendblonde Haare auf dem Fallreep sah. Leichtfüßig kam sie an Land, ein Steward trug ihre Koffer, und auf halbem Wege blieb sie stehen und winkte zurück, zu einem Mann, den Haußmann nicht sah.
    »Na endlich!« sagte er knurrend, als sie neben dem Wagen stand. »Sind die Koffer so schwer zu packen?«
    »Ah, Ihre Tochter, Mr. Haußmann?« rief Lord Rockpourth aus seinem Rolls. »Ein schönes Mädchen! Sieht Ihnen ähnlich. Ich hatte leider keine Kinder. Nie Zeit! Immer nur Jagen und Reiten und Reisen. Ich habe nur diesen Nichtsnutz von Robert. Aber das reicht auch.«
    Der junge Lord verbeugte sich leicht vor Marion. Und Marion nickte zurück, reckte sich etwas und zeigte, was sie unter dem leichten Sommerkleid hatte, in deutlichen Konturen.
    O Himmel, dachte Haußmann. Auch das noch! Marion und der Neffe Robert. Mein Gott, verhindere das.
    »Marion Gronau ist meine Sekretärin«, sagte Haußmann laut und abgehackt, um deutlich den Unterschied zwischen sich und Marion klarzumachen. »Ich habe sie zur Betreuung meiner Frau mitgenommen.«
    »Leider gab es zu meiner Zeit nicht solche hübschen Sekretärinnen, Mr. Haußmann!« sagte Lord Rockpourth fröhlich. »Robert! Glotz' sie nicht so an! Zu meiner Zeit trugen Sekretärinnen Nickelbrillen und rochen nach Mottenpulver. Robert!«
    »Onkel James?«
    »Wie alt bist du?«
    »Vierundzwanzig, Onkel James.«
    »Und Sie, Miß Marion?«
    »Dreiundzwanzig, Mylord«, sagte Marion und schlug kokett die Augen nieder. Wie eine berührte Mimose sah sie aus.
    »Sie sind in Krankenpflege ausgebildet?«
    »Ein wenig, Mylord.«
    »Oha!« Lord Rockpourth lehnte sich zurück. Sein Mumiengesicht schien zu phosphorisieren. »Stellen Sie mir Miß Marion als Pflegerin zur Verfügung, Mr. Haußmann? Es bleibt sonst alles, wie besprochen. Nur – so nehme ich an – wird es Ihnen recht sein, wenn Miß Marion Sie entlastet und sich um mich alten Mann kümmert …«
    »Natürlich, Mylord!« Haußmann sah Marion böse an. Sie lächelte ihm zu, und es war ein triumphierendes Lächeln.
    »Zum Hotel Petka!« befahl Lord Rockpourth. Der Chauffeur ließ den Motor des Rolls an. Er flüsterte fast. Ohne Erschütterung fuhr er an. Haußmann trat an seinen Wagen und setzte sich seufzend. Marion verstaute ihre Koffer im Kofferraum.
    »Was gab es, Karli?« fragte Erika. Sie sah wieder bleich aus, mit tiefen Ringen um den Augen. Der vergangene Tag war zuviel für sie

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