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Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Titel: Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Richter
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schnappte nach Luft und sagte:
    »Eine Katze!«
    Im gleichen Augenblick plumpste etwas Schweres auf unsere Bettdecke. Das Schwere fing an zu schnurren. Wir schoben die Köpfe wieder nach oben.
    Tatsächlich! Auf der Bettdecke lag Tante Pollys Kater. Seine Glühaugen leuchteten. Das Mondlicht fiel auf sein schwarz glänzendes Fell. Er schnurrte behaglich und putzte mit der Pfote sein Gesicht.
    »Dein Menschenfresser ist ein Mäusefresser«, kicherte ich. »Er ist durchs offene Fenster gekommen und hat die Maus mitgebracht und die hat gefiept, weil sie noch gelebt hat.«
    »Und dann hat er sie totgemacht und aufgefressen. Das waren die Mauseknochen, die so geknurpst haben«, flüsterte Ole.
    Ich schüttelte mich. »Hör auf! Das ist eklig!«
    »Besser eklig als gruselig!«, gähnte Ole. Das Bett knarrte, als er mir den Rücken zudrehte. Und dann schlief er einfach ein.
    Ich war noch lange wach. Ich dachte über Katzen und Mäuse nach, über Tante Polly und Onkel Fiete und Queequeg, und ich fragte mich, was Mama wohl sagen würde, wenn wir ihr das am Telefon erzählten. Sie würde laut lachen, so viel war sicher … und mein Bruder Ole war wirklich ein Hosenschisser!

 
    NEUNTES KAPITEL,
     
    in dem uns Long  John Silver
    aus dem Schlaf kräht
     
    Die Nächte in Betenbüttel waren kurz, denn Long John Silver war mit Sicherheit der lauteste Kräher im Landkreis Großwedau.
    Sobald die Sonne aufging, krähte er los. Es hörte sich an, als würde er nie mehr aufhören, als säße er auf der Froschkönigskugel am Bettpfosten, genau neben meinem Ohr. Er krähte ganz heiser und hatte einen Kiekser in der Mitte des Schreis.
    Wir waren an quietschende Straßenbahnen gewöhnt, an hupende Autos, an wummernde Bässe, an die Klospülung in der Wand neben unserem Kopf, aber das war nichts gegen die Stimme Long  John Silvers.
    »Kann mal einer den Hahn abstellen?«
    Ole hatte sein Kopfkissen über den Kopf gezogen und versuchte verzweifelt, gegen das Krähen anzuschlafen.
    »Hast du was geträumt?«, fragte ich.
    »Bin noch dabei!«
    »Erzähl!«
    »Ein Baumhaus!«, murmelte Ole. »Im Kirschbaum. War noch nicht fertig. Wir saßen drin, aber die Wände fehlten, weil du kein Holz geholt hast. Wir brauchten auch noch Nägel. Aber wir konnten nicht runter, denn unten stand der Tätowierte mit der Harpune. Der durfte uns nicht sehen! Onkel Fiete war auch irgendwo. Hat rumgemeckert, weil seine Gießkanne ein Loch hat. Ich sollte das gewesen sein. Dabei war ich’s nicht. Das war ein Einschussloch von einer Harpune. So was kann man nicht reintreten. Ich wollte es ihm gerade sagen, da hat der blöde Hahn gekräht und jetzt weiß ich nicht, wie es ausgeht!«
    Ich beneidete Ole. Ich konnte mich morgens nie erinnern, was ich geträumt hatte. Und mein Bruder träumte ganze Filme und konnte sie auch noch erzählen.
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Wer?«
    »Der Tätowierte mit der Harpune! Dieser Queequeg!«
    »Na, wie soll er ausgesehen haben? Wie ein Menschenfresser eben.«
    »Glatze oder Haare?«
    »Haare natürlich, dunkel, ziemlich kraus und lang! Und von oben bis unten tätowiert.«
    »War er nackt?«
    »Blödsinn, er hatte eine Hose an. Sein Rücken, seine Brust, seine Arme und sein Gesicht waren tätowiert. Auf der einen Schulter hatte er einen roten Löwen und auf den Armen Feuer speiende Drachen.«
    »Und im Gesicht?«
    »Spinnennetze mit Fliegen drin!«
    »Glaub ich nicht!«
    »Dann träum doch selbst! Er sah auf jeden Fall sehr gefährlich aus!«
    Ole gähnte. Long  John Silver hatte aufgehört zu krähen.
    »Ich schlaf schnell noch ein bisschen, vielleicht kann ich ja den Traum noch einfangen!«
    Er drehte sich zur Seite.
    Das Haus war ganz still. Tante Polly und Onkel Fiete waren noch nicht aufgestanden. Ich lag auf dem Rücken und hörte irgendwo eine Uhr ticken.
    Draußen gurrten die Tauben. Der schwarze Kater war weg, wahrscheinlich jagte er gerade die nächste Maus. Ich wusste nicht einmal seinen Namen. Ich musste unbedingt Tante Polly danach fragen. Um die Lampe an der Decke schwirrten mindestens zwanzig Fliegen. Es sah aus, als spielten sie Fangen.
    Die weiße Gardine bewegte sich nicht. Es würde sicher ein heißer Tag werden.

 
    ZEHNTES KAPITEL,
     
    in dem das Schifferklavier in
    Tante Pollys Küche spielt
     
    Als Onkel Fiete in die Küche kam, hatte Tante Polly den Frühstückstisch schon gedeckt. Er setzte sich auf seinen Platz und schüttelte den Kopf.
    »Du kannst nicht mehr zählen, Frau! Da stehen vier

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