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Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Titel: Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Richter
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Schubkarre, ich hole den Anker, das Holz und das Werkzeug.«
    »Aber wir müssen erst fragen.«
    »Blödsinn, der alte Griesgram sagt sowieso Nein.«
    »Aber er merkt das doch.«
    »Bis der was merkt, sind wir schon halb fertig.«
    »Und wo willst du bauen?«
    »Abwarten«, sagte Ole.
    Wir luden das Holz auf die Karre. Ole holte Hammer und Säge, einen Zollstock und eine Dose mit Nägeln.
    Dann schoben wir die Karre durch das hohe Gras am Kirschbaum vorbei.
    Der Nachmittag war glutheiß, die Grillen zirpten und Schweißtropfen liefen mir in die Augen. Ole schien genau zu wissen, wo es langging.
    »Wie weit ist es denn noch?«, keuchte ich.
    »Wir sind gleich da«, keuchte Ole zurück.
    Ich hätte nie geglaubt, dass es so schwer sein würde, eine Schubkarre durchs hohe Gras zu schieben. Das Holz rutschte hin und her. Ole versuchte, es vorne festzuhalten.
    »Siehst du den Baum da hinten?«
    Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen.
    Am Ende der Wiese stand ein krumm gewachsener Baum. Er trug weder Blätter noch Früchte und sah ziemlich tot aus.
    »Der ist bestimmt morsch.«
    »Ist er nicht! Ich hab ihn mir angesehen. Der ist genau richtig für ein Baumschiff.«
    Unter dem Baum ließen wir uns keuchend ins Gras fallen und starrten in den wolkenlosen Himmel.
    Eine Libelle schwebte vorbei. Sie blieb einen Augenblick über meinem Gesicht in der Luft stehen und ich konnte sehen, dass ihre durchsichtig schillernden Flügel sich wie kleine Propeller drehten.
    »So«, sagte Ole und sprang auf. »Und jetzt fangen wir an!«
    Er zog einen Zettel aus der Hosentasche.
    »Hier ist der Bauplan!«
    Ole hatte den Baum ziemlich genau abgemalt. Die unteren großen Äste bildeten ein Dreieck, dort hatte er den Boden des Schiffs eingezeichnet.
    Neun große Bretter brauchten wir. Neun große Bretter und zwei Stützpfähle.

 
    DREIZEHNTES KAPITEL,
     
    in dem Onkel Fiete
    verschwunden ist
     
    Tante Polly wachte auf.
    »So, Fiete Feddersen, jetzt koche ich uns erst mal eine gute Tasse Bohnenkaffee!«, sagte sie.
    Sie stand auf, setzte den Wasserkessel auf die Herdplatte und holte die Kaffeemühle vom Regal.
    »Du kannst schon mal den Kaffee mahlen, Fiete.«
    Der Sessel, in dem Onkel Fiete gesessen hatte, war leer. Tante Polly ging in den Flur.
    »Fiete?«
    Onkel Fiete antwortete nicht. Tante Polly sah in der guten Stube nach. Kein Fiete Feddersen. Seine Seemannskappe hing am Haken im Flur, seine Schuhe standen auf dem Fußabtreter. Tante Polly wurde unruhig.
    Sie öffnete die Haustür und ging zur Pforte. Der Hund folgte ihr auf Schritt und Tritt. Sie schaute nach rechts, sie schaute nach links. Die Straße war menschenleer.
    »Wo kann er denn bloß hin sein, Freitag? Wenn er weggeht, nimmt er dich doch immer mit!«
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz.
    »Fiiiete!«, rief Tante Polly. »Fiiiieteeee!!«
    Tante Polly bekam Herzklopfen. »Es wird ihm doch nichts zugestoßen sein.«
    Das war ihre größte Angst, die Angst, dass ihm etwas zustoßen würde. Man wird ja nicht jünger, Fiete Feddersen, und die Knochen sind ja auch nicht mehr so stark. Und wenn man fällt und hilflos irgendwo im Garten liegt und der andere ist nicht da oder er schläft. Nicht auszudenken.
    Bei diesen Gedanken wurde Tante Polly schwindlig. Sie musste sich auf die Gartenpforte stützen.
    Und dann ohne Kopfbedeckung. Bei dieser Hitze. Der Mann weiß doch nicht, was er tut. Ein falscher Schritt, einmal nur rechts statt links abbiegen, und Queequeg redet von großer Fahrt und solchem Unsinn. O Himmel, strahlender Azur, schon ist der Weg verloren. Hat man doch alles schon gehört, im Radio, hilflose Person gesucht, mittelgroß, schütteres weißes Haar, trägt eine weiße Jacke, graue Hose, Filzpantoffeln, sachdienliche Hinweise an die Polizeistation Großwedau.
    Tante Polly schnappte nach Luft.
    »Geh, such das Herrchen, Freitag! Geh! Such!«
    Der Hund, der Freitag hieß, bellte kurz und lief zurück zum Haus. Er rannte zur blauen Hintertür.
    »Guter Hund! Such, Freitag! Wo ist das Herrchen?«
    Die Kinder, dachte Tante Polly, die Kinder hab ich in der Aufregung ja ganz vergessen. Da wird er sein. Sie öffnete die Hintertür.
    Der Hund, der Freitag hieß, lief schnurstracks auf den Schuppen zu, vorbei am Johannisbeerstrauch, vorbei an der Himbeerhecke. Tante Polly folgte ihm auf Schritt und Tritt. Freitag kratzte an der Schuppentür.
    Tante Polly stieß die Tür auf. Sie blinzelte ins Dämmerlicht.
    »Fiete, bist du das?«
    Und da saß Fiete Feddersen in Filzpantoffeln

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