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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Netz einzuklinken. Leider gab es nur eine Verbindung zum Intranet des Kosmodroms und auch dort nur zur Abteilung Gepäckmanagement. Computerspiele, die gewöhnlich auf allen Computern installiert werden, gab es mit Ausnahme von »Minensucher« und einer Patience nicht. Deshalb durchstöberte ich das Suchsystem nach dem Gepäck des »Mister Smith«, aber das System erwies sich als äußerst unübersichtlich und war deshalb nicht zu verstehen. Mit Müh und Not fand ich die Liste des heute verladenen Gepäcks, aber da hörte ich das Türschloss klicken. Weil mir meine Computertätigkeit peinlich war, schaltete ich ihn aus.
    Oma Ada kam herein.
    »Ich konnte keine Verbindung aufnehmen«, sagte sie noch auf der Türschwelle stehend. »Die Jacht befindet sich in der Phase der Startvorbereitung, keine Verbindung zu den Passagieren. Sie forderten mich auf, in einer Stunde wiederzukommen, wenn sie auf der mittleren Umlaufbahn ist.«
    »In einer Stunde ist es zu spät«, flüsterte ich. »Verstehen Sie das? Zu spät!«
    Sie schüttelte den Kopf: »Sorge dich nicht, Enkelchen. Dein ›Mister Smith‹ ist ein großes Tier, nicht wahr? Wenn die Regierung mit ihm schon so geheimnisvoll tut!«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Na, dann muss halt noch einmal gelandet werden. Er behauptet zum Beispiel, dass er eine Nierenkolik habe und sofort zum Arzt müsse oder etwas in dieser Richtung.«
    »Und dann landen sie?«, staunte ich.
    »Das ist doch ein kleines Schiff, es fliegt speziell für diese eingebildeten Herrschaften. Es kehrt um... Einmal musste ein Passagierschiff wieder landen, weil das Hündchen einer Senatorengattin im Sterben lag.«
    »Wurde es gerettet?«, wollte ich aus unerfindlichen Gründen wissen.
    »Ist verreckt. Aber das Raumschiff ist gelandet. Hast du wenigstens Tee getrunken?«
    »Ja. Vielen Dank.«
    Oma Ada setzte sich aufs Bett und stützte ihr Kinn auf eine Hand und schaute mich traurig an. »Oh je... was im Hafen los ist. Überall sind Soldaten, Aktive und Reservisten... fast noch Kinder. Bald gibt es Krieg, merke dir meine Worte.«
    »Wirklich?«, rief ich. »Heißt das, der Krieg beginnt?«
    Sie lächelte bitter: »Beginnt? Der Krieg... Krieg hört niemals auf. Als es Inej nicht gab, ging es gegen die Fremden. Mit den Fremden wurde Frieden geschlossen und die Planeten begannen sich gegenseitig...«
    »Es gab aber schon ewig keinen Krieg mehr«, versuchte ich einen Einwand anzubringen.
    »Es gab keinen großen Krieg. Aber im Kleinen... in aller Stille... wurde er immer geführt. Die Flotten wurden natürlich nicht gegeneinander eingesetzt, dagegen sträubte sich der Imperator. Es ist sein heiliges Recht, Kriege zwischen den Planeten zu führen. Aber Kleinkriege entfachen kannst du, soviel du lustig bist. Die Geheimdienste bekämpfen sich, die Magnaten intrigieren, Handelskriege, psychologische Kriege, bakteriologische Kriege... Hast du von der Beulenpest gehört? Das ist auch eine unserer Erfindungen, eine menschliche. Auf einem guten Planeten entwickelt und gegen einen anderen, der die Lebensmittelpreise unterbot, angewendet. Dabei mutierte das Virus, führte zum Aussterben von Kühen und Schafen – und wendete sich gegen die Menschen selbst. Ist das etwa kein Krieg?«
    »Das kann nicht sein!«, rief ich aus. »Die Beulenpest ist ein mutiertes Virus der Schweinepest!«
    »Richtig, mein Söhnchen, richtig. Nur dass es sich dabei nicht um eine spontane Mutation handelt. Die Ansteckungsmöglichkeit und die Virulenz wurden erhöht, ausgerichtet wurde er auf Menschen als Krankheitsüberträger und schon hatten wir es geschafft.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass sich die Geheimdienste mit solchen Dingen beschäftigen«, gab ich zu. »Das ist doch extrem gefährlich!«
    Oma Ada nickte.
    »Es ist ständig Krieg, glaub mir. Ich habe hier schon alles gesehen. Das Kosmodrom ist eine Gerüchteküche. Nimm eure Phagen... Sollen sie ruhig die Menschheit retten und das Imperium verteidigen, niemand hat etwas dagegen! Aber nein, sie sind jedem beliebigen Nabob zu Diensten...«
    Ich konnte dem nicht folgen und riss die Augen auf.
    Oma Ada schaute mich erstaunt an. »He, Kleiner, du hast wohl von nichts eine Ahnung?«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Also, die Phagen, die stehen doch im Dienst des Imperators, weißt du das? Von Anfang an hatten sie beschlossen, nur den höchsten Idealen, nämlich dem Imperium und der Menschheit als solches und nicht etwa dem Imperator und dem einzelnen Menschen, zu dienen. Tja, das ist an sich eine gute

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