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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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spät!«
    »Das Stück beginnt in anderthalb Stunden«, murmelte William.
    »Aber das Theatercafé hat schon geöffnet«, meinte Rosi unschuldig und schaute in den Himmel.
    Ihr Vater lächelte ziemlich gezwungen. »Was soll man da machen, die eigene Tochter jagt einen fort. Schönes Wochenende, ihr jungen Leute!«
    Er tätschelte Rosi und Rossi die Wangen, reichte mir die Hand, und Lion wurde eines leichten Klapses auf den Hinterkopf für würdig befunden. Dann entfernte sich der tolerante Theaterkritiker.
    »So ein Langweiler«, maulte Rosi, als ihr Vater gerade einmal zehn Meter entfernt war, »alle einsteigen!«
    Ich hatte meinen Vater nie als Langweiler bezeichnet. Früher.
    Aber ich machte keinen Versuch, das Rosi zu erklären, sie hätte es sowieso nicht verstanden.
    »Komm, Lion«, sagte ich und nahm ihn an die Hand.
    Das Auto war toll. Ein Jeep, nicht sehr groß, aber mit Automatik voll gestopft bis zum Gehtnichtmehr. Nun war mir klar, warum die Eltern keine Bedenken hatten, meine Freunde zum Picknick fahren zu lassen – im Jeep war ein Autopilot, der die Führung übernehmen würde, sollte Rosi etwas nicht richtig machen. Mit so einem Auto durften sogar Betrunkene fahren. Vielleicht hatte es William deshalb gekauft.
    Ich setzte mich mit Lion auf den Rücksitz. Rosi und Rossi richteten sich vorne ein.
    Während Rosi den Motor anließ – warum sie ihn überhaupt anlassen musste –, wandte sich Rossi zu uns um und sagte hämisch: »Habt ihr eine Vorstellung davon, zu welchem Stück unser Papachen gegangen ist? In die Weihnachtsgeschichte ›Heller Stern, klarer Stern‹. Das ist für die Allerkleinsten, darüber, wie das erste Umsiedlerraumschiff zum Avalon fast verunglückt wäre, und wie der liebe Gott es rettete und es glücklich landete!« Er kicherte.
    »Na, na«, äußerte Rosi vorwurfsvoll und streifte ihn mit einem Blick, »jemand hat im vorigen Jahr vor Begeisterung geheult, als er dieses Stück angesehen hat!«
    »Das stimmt nicht!«, protestierte Rossi. »Mir kamen die Tränen vor Lachen!«
    »Das Raumschiff landete aber wirklich wie durch ein Wunder«, fuhr Rosi fort, »es war ja noch total primitiv, mit einem Atommotor. Es ist vier Monate durch den Zeittunnel geschlichen und der Brennstoffvorrat war falsch berechnet.«
    Rossi verstummte. Er stritt sich ständig mit seiner Schwester über Religion. Rosi glaubte, dass es einen Gott gab, und Rossi stritt es ab, höchstens früher hätte es ihn gegeben, aber selbst dann hätte er sich schon seit langem zurückgezogen, sagte er.
    Zwischenzeitlich erreichten wir die Schnellstraße. Rosi betätigte unbesorgt allerlei Schalter und das Dach wurde von innen her transparent. Von außen sah der Jeep jetzt einfarbig schwarz aus, aber wir konnten alles sehen wie auf einer offenen Plattform.
    »Ja und, hast du Bier mitgebracht?«, erkundigte sich Rossi. Seine Schwester strömte beim Autofahren Energie aus und er brauchte offensichtlich eine Kompensation dafür.
    »Habe ich«, erwiderte ich.
    »Dann her damit!«
    Ich überlegte kurz und entschied, dass es nicht schaden würde. Ich gab eine Flasche Rossi, eine Lion – er würde sicherlich probieren wollen – und nahm eine für mich.
    Rosi streckte ihre Hand nach hinten aus.
    »Du bekommst keine«, sagte ich, »du fährst.«
    »Blödmann, hier ist doch alles voller Automatik!«, protestierte Rosi.
    »Ich gebe dir trotzdem nichts. Ich habe deinem Vater versprochen, dass du am Steuer nichts trinkst.«
    »Ha, ich habe mir gleich gedacht, dass er dich gehört hat!«, attackierte Rosi ihren Bruder. »Hast ja auch so laut gesprochen, dass man es in der ganzen Wohnung hören konnte! Lass mich mal trinken!«
    Rossi schraubte den Verschluss ab, trank den ersten Schluck, lächelte selig und meinte: »Nö, du fährst, Tikkirej hat Recht. Er ist erwachsen und wir müssen auf ihn hören.«
    »Na warte!«, drohte ihm Rosi. Sie fuhr mit ihrer Hand in die Jacke und holte eine kleine, flache Flasche, einen Flachmann, hervor. Rossi fielen fast die Augen aus dem Kopf:
    »Das ist doch Mamas!«
    »Überhaupt nicht Mamas, sondern meine. Mama hat ihre vorige Woche irgendwo verloren.«
    Rosi drehte sich um und zwinkerte mir zu. »Voller Cognac, stell dir das vor!«
    »Rosi, nicht!«, bat ich.
    Sie hätte bestimmt auf mich gehört. Ich sah es ihren Augen an, dass sie schwankte und den starken Cognac eigentlich gar nicht trinken wollte. Aber da sagte Rossi hinterhältig: »Hör auf das, was die Älteren sagen!«
    Rosi schraubte

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