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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ein Rüstungslabor arbeiten zu gehen und einen Haushalt zu führen? Ich würde nie mehr so werden können wie sie.
    »Es ist schwer, gleichzeitig zu lernen und zu arbeiten«, äußerte ich, »was ist daran so schwer zu verstehen? Ihr könnt doch auch extern die Schule beenden.«
    »In der Schule ist es interessant«, meinte Rossi, »du machst einen Fehler. Es ist interessant und du hast keine unnötige Verantwortung.«
    »Kann schon sein«, stimmte ich zu.
    Wir diskutierten noch eine Weile, doch unlustig. Im Grunde hatten sie mich verstanden, wollten aber einfach nicht, dass ich sie verließ.
    »Du müsstest eine Pilotenausbildung machen«, schlug Rossi vor, »Papa sagte neulich, dass du ein guter Pilot sein würdest, weil du ein Modul warst. Das bedeutet, dass du dich ihnen gegenüber human benehmen würdest. Das wiederum wäre sehr nützlich für die soziale Harmonie in der Gesellschaft.«
    Mich erfasste eine stille Wehmut. Als Stasj mich überredete, parallel zur Arbeit in eine normale Schule zu gehen, argumentierte er, dass »der Umgang mit Gleichaltrigen meiner harmonischen Entwicklung zugutekommen würde«. Ich richtete mich danach, war jedoch nicht damit einverstanden. Und jetzt erfasste mich dasselbe Gefühl: Eigentlich ist alles richtig, aber...
    Ich wollte nämlich nicht Pilot werden und mich den Modulen gegenüber »human« verhalten. Denn es war ja trotzdem gemein, Menschen zu gestatten, zu schweigsamen Zombies zu werden. Pilot könnte ich höchstens auf einem superkleinen Raumschiff werden wie bei den Phagen. Aber solche Raumschiffe gab es kaum.
    »Kommt, wir schlittern auf dem Eis!«, schlug Rossi vor.
    »Bist du verrückt, das Auto bricht durch!«, entsetzte sich Rosi. »Das Eis ist dünn!«
    »Doch nicht mit dem Auto, nur wir!«
    Rosi zuckte mit den Schultern.
    »Kommst du mit, Tikkirej?«
    »Gehen wir«, stimmte ich zu. Ich war noch nie auf Eis geschlittert. Das würde bestimmt lustig.
    Wir zogen den Vorhang hinter uns zu und stürmten aus dem Pavillon.
    Lion führte ich an der Hand, damit ich ihm nicht ewig alles erklären musste.
    »Hurra!«, rief Rossi und warf die leere Bierflasche zur Seite. Er nahm Anlauf, sprang mit einem Jauchzer auf das mit Schnee bedeckte Eis und schlitterte. Ich schaute aufmerksam zu, um mir zu merken, wie das gemacht wurde.
    Es sah alles sehr leicht aus.
    Zuerst der Anlauf, dann aufs Eis – und dann die Beine gerade halten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Bestimmt würde es schwerer sein, auf dem Eis wieder Anlauf zu nehmen. Aha, so funktionierte es also: Rossi machte kleine Schritte, hob die Füße, und dann sah es aus, als würde er nach vorn springen.
    Rosi stürmte nach vorn, ihrem Bruder hinterher. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel hin und rutschte auf dem Hinterteil weiter, wobei sie lachte und sich drehte.
    »Lion, bleib hier stehen«, bat ich. Ich nahm Anlauf und begab mich ebenfalls aufs Eis.
    Es war gar nicht so schwer und machte wirklich Spaß. Ich erinnerte mich, dass es in der Stadt eine Schlittschuhbahn gab und man dort auf dem Eis mit speziellen Geräten, den Schlittschuhen, fuhr. Ich sollte einmal dorthin gehen, denn es klappte prima.
    Und schon knallte ich ebenfalls auf den Rücken, rutschte mit den Beinen voran und traf den lachenden Rossi. Rosi, die bereits aufgestanden war, lachte fröhlich über uns.
    »Oh, entschuldige«, sagte ich.
    »Macht nichts!« Rossi stellte sich auf Hände und Füße und stand auf. Sein Rücken hatte den ganzen Schnee vom Eis gefegt, und ich bemerkte, dass das Eis durchsichtig war. Sogar den Grund konnte man sehen!
    »He, schau mal!«, rief ich aus.
    Rossi schaute nach unten und seine Fröhlichkeit verflog sofort. Vorsichtig ging er zurück auf die zugeschneite Fläche.
    »Was machst du?«, wollte ich wissen. Ich streckte mich auf dem Eis aus und schaute mir die Unterwasserwelt an. Vielleicht konnte man sogar Fische sehen?
    »Das Eis ist total dünn«, meinte Rossi schuldbewusst, »weißt du... Es ist bestimmt gefährlich, zu schlittern.«
    Rosi schlitterte geschickt auf uns zu. Sie rief:
    »Was steht ihr da herum?«
    »Rosi, schau doch, das Eis ist ganz dünn!« Rossi zeigte mit der Fußspitze auf die gesäuberte Fläche. Sofort schrie er auf, sprang zur Seite und rief: »Das Eis unter meinen Füßen hat geknackt! Weg hier!«
    »Hör auf«, sagte Rosi ungläubig. »Tikkirej, du hast doch wohl keine Angst?«
    »Nein«, erwiderte ich. Ich konnte gar nicht verstehen, wovor man Angst haben sollte. Wenn wir auf dem Eis

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