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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Samstag hierher zum Feiern. Sie werden noch baden, du wirst sehen.«
    Nach den Eisbadern fuhren wir noch rund einen Kilometer und hielten an einem verschneiten Holzpavillon mit Tisch und Bänken, alles aus echtem Holz. Etwas weiter zum Wald hin stand das Häuschen einer Biotoilette. Hier war es menschenleer, nur unberührte Natur!
    »Hier bleiben wir«, meinte Rosi und fuhr näher an den Pavillon heran. »Hier waren wir letzten Frühling und kamen in ein Gewitter. Erinnerst du dich, wie du die Angelrute verloren hattest, du Träumer?«
    Dieses Mal fand Rossi eine Erwiderung: »Ja, ich erinnere mich gut! Das war doch, als eine Heulsuse von einer Biene gestochen wurde und der ganze See voller Geschrei war?«
    Rosi verstummte.
    Wir packten aus und zogen unsere Taschen unter das Vordach. Am Eingang standen Besen und wir fegten den Schnee von Tisch, Bänken und Boden nach draußen. Rosi wickelte geschickt Plastikgardinen aus, befestigte sie und schirmte dadurch den Pavillon vor dem Wind ab. Danach warf sie einige Heizbriketts in den Ofen und entzünde sie mit speziellen Zündhölzern für Touristen.
    »Rosi ist unser Überlebensspezialist«, bemerkte Rossi. Dieses Mal ohne jegliche Häme, sondern mit Stolz auf seine Schwester. »Mit ihr würdest du im Wald nicht umkommen.«
    »In einer halben Stunde können wir die Jacken ausziehen!«, erklärte Rosi stolz, »aber jetzt lasse ich euch Jungs für einen Moment allein.«
    Sie ging zur Toilette, und Rossi und ich fingen an, die Lebensmittel auf dem Tisch auszubreiten, den tragbaren Fernseher einzustellen und Geschirr und Besteck auszupacken. Rosi und Rossi hatten sich gut vorbereitet und nichts vergessen. Man hätte auch für Lion eine Arbeit finden können, aber dann hätte man ihm jedes Mal eine Aufgabe stellen müssen.
    »Wir sind wie die Erstbesiedler«, meinte Rossi, »wie die Pioniere, die den Avalon bezwungen haben! Mit Lasergewehren in den Händen und einer Auswahl von Biokulturen im Reagenzglas – gegen die ganze wilde und feindliche Welt!«
    Dieser Satz stammte bestimmt aus einem Lehrbuch und nicht von ihm. Er war viel zu hochgestochen. Rossi vergaß ihn aber augenblicklich und sorgte sich:
    »Du kannst die Sandwichs machen. Ich muss noch Mama Bescheid sagen, dass wir gut angekommen sind. Das Telefon ist im Auto!«
    Ich legte die Sandwichs in die Mikrowelle, stellte auf Erhitzen und verfolgte, wie Rossi schnell hüpfend durch den Schnee zum Auto rannte. Er ist zwar oft gemein, aber im Großen und Ganzen in Ordnung.
    Ich fühlte mich jetzt sehr wohl. Es gelang mir sogar, die Sache mit dem Schlangenschwert zu verdrängen, wegen der mich früher oder später Unannehmlichkeiten erwarten würden.
    »Lion, möchtest du essen?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete er, »ein Sandwich.«
    Das war doch etwas Neues! Früher hätte ich Lion noch eine zusätzliche Frage stellen müssen, was genau er möchte!
    »Nimm!«, sagte ich und reichte ihm ein Sandwich mit Schinken.
    Er nahm ihn, fing aber nicht an zu essen.
    »Möchtest du ein anderes?«, fragte ich.
    »Ja. Mit Käse.«
    Ich stürzte dermaßen schnell zur Mikrowelle, dass ich fast hinfiel. Ich holte ein Sandwich mit Käse. Es zischte vor Hitze und war mit einer geschmolzenen Käsekruste bedeckt. Das mit Schinken nahm ich mir.
    »Lion, dir geht es schon besser! Wirklich besser, das merke ich!«, beschwor ich ihn.
    Aber er wirkte wieder, als ob ihm eine Kapuze übergestülpt worden wäre. Schweigend begann er sein Sandwich zu kauen. In dem Moment kehrten Rosi und Rossi zurück.
    »Aha, das Essen ist fertig!«, rief Rossi und steckte das Telefon in die Jackentasche. »Das ist Klasse. Tikkirej, rück das Bier raus!«
    »Ist es nicht zu früh?«, fragte ich.
    Rosi protestierte:
    »Du willst doch nicht, dass ich mich betrunken hinters Lenkrad setze?!«
    Ich fing nicht an zu diskutieren und gab jedem eine Flasche Bier. Im Pavillon wurde es schon wärmer, wir knöpften unsere Jacken auf und Rossi öffnete den Reißverschluss seiner Kombination.
    »Tikkirej, stimmt es, dass du extern die Schule beenden möchtest?«, wollte Rosi wissen.
    »Ja«, erwiderte ich, »ich habe mir ausgerechnet, dass ich in drei Jahren den gesamten Mindestkurs absolvieren könnte.«
    »Lern lieber regulär«, schlug Rossi vor, »mit uns zusammen. Warum hast du es so eilig?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Wie sollte ich ihnen auch erklären, dass es für mich lächerlich war, mit ihnen zusammen zum Unterricht zu gehen und einem Lehrer zuzuhören, um dann in

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