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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schlittern und es nicht bricht, was sollte sich da auf einmal verändert haben?
    »Siehst du, er hat keine Angst!«, stellte Rosi fest.
    »Er versteht es einfach nicht«, Rossi wurde immer panischer. »Erinnerst du dich, Mama hat erzählt, wie ein Klassenkamerad ertrunken ist, als sie ein Kind war? Er ist eingebrochen und ertrunken!«
    Ich begann mich aufzurichten.
    Rosi meinte genervt: »Das Eis ist doch fest, es ist fest!« Und sprang einige Male auf und ab.
    Rossi verstummte und zog seinen Kopf ein.
    Ich erstarrte auf allen vieren, weil ich ein leichtes Knacksen spürte.
    Rosi hörte es sicher nicht.
    »Siehst du?«, fragte sie und sprang noch einmal.
    Unmittelbar unter ihren Füßen zog sich plötzlich ein dünner, sich verzweigender Riss durchs Eis. Rosi sprang mit einem Aufschrei zur Seite und rannte zum Ufer.
    Ich aber stand nach wie vor auf allen vieren und schaute gebannt auf den Zickzack, der auf mich zukam. Der Riss wurde immer breiter, und es war zu sehen, dass das Eis nur vier Zentimeter dick war. Darunter sah man schwarzes, dampfendes Wasser.
    »Tikkirej, lauf!«, rief Rossi und wandte sich ebenfalls dem Ufer zu.
    Laufen konnte ich schon nicht mehr. Der Riss verlief gerade unter mir. Die Hände waren auf der einen Seite, die Füße auf der anderen. Und der Spalt wurde langsam breiter.
    »Tikkirej, was machst du?«
    Rosi stand schon am Ufer ungefähr zwanzig Meter entfernt von mir. »Steh auf!«
    »Wie?«, rief ich als Antwort. Ich hatte kein bisschen Angst, aber mir war durchaus bewusst, dass ich nicht aufstehen konnte. Ich bog mich jetzt als Brücke über den Riss, der bereits vierzig Zentimeter breit war.
    Und er wurde immer größer.
    »Rossi, Rossi, lass dir irgendetwas einfallen!«, schrie Rosi.
    Ich sah, dass Rossi vorsichtig aufs Eis trat, auf mich zukam – und sofort wieder umkehrte, weil das Eis unter seinen Füßen zu reißen begann.
    »Tikkirej!«, rief Rosi.
    Mir dämmerte, dass ich ins Wasser springen musste. Was für ein Pech! Aber wenn ich ins Wasser springen würde, könnte ich danach leicht aufs Eis krabbeln und ans Ufer gelangen. Ich würde meine Sachen trocknen, aber trotzdem könnte ich mich erkälten und krank werden, aber einen anderen Ausweg gab es nicht.
    »Leute, ich springe ins Wasser!«, schrie ich, »dann krabble ich heraus!«
    »Mach das nicht!«, rief Rossi.
    Aber ich war schon gesprungen.
    Oi...
    Das Wasser schien – zum Verbrühen! Alle Achtung! Dass die Eisbader darin baden können! Mir verschlug es den Atem, ich tauchte mit dem Kopf unter, kam wieder nach oben und stieß schmerzhaft mit der Schulter ans Eis.
    »Tikkirej!«
    »Gleich«, murmelte ich atemlos.
    Das Wasser kam mir nicht mehr heiß vor, sondern wurde betäubend kalt.
    Ich hielt mich am Eisrand fest, zog mich hoch und hievte den Körper aus dem Wasser. Zuerst ging alles gut, ich war bereits bis zum Gürtel aus dem Wasser und spürte, wie der Wind meine nassen Haare kühlte.
    Dann jedoch knackte das Eis unter meinen Händen, brach ab und ich tauchte wieder unter!
    Jetzt bekam ich Angst. Ich realisierte, was passiert war: Ich war mit Müh und Not halb aus dem Wasser gekommen, doch mein Körper war zu schwer für das Eis und es brach.
    Was sollte ich jetzt nur machen? Wie kam ich hier heraus?
    »Leute, helft!«, schrie ich.
    Rosi stand schweigend am Ufer, fasste sich an den Kopf und erstarrte. Rossi dagegen rannte hin und her, lief zum Jeep, kam dann zusammenhangslos stammelnd wieder zurück.
    Lion ging schweigend nach vorn.
    »Bleib stehen!«, schrie ich. »Lion, bleib stehen, beweg dich nicht!«
    Natürlich blieb er nicht stehen. Das würde mir gerade noch fehlen, dass auch er einbrach!
    Ich begann vorsichtig, mich seitlich aufs Eis zu schieben. So, dass die Kontaktfläche größer war. Und das wäre mir fast gelungen – ich war sogar vollständig draußen!
    Aber die Eisfläche brach ab.
    Wieder tauchte ich mit dem Kopf unter Wasser, kam an die Oberfläche...
    Erschreckt stellte ich fest, dass mein Körper sich weigerte, auf mich zu hören.
    Bestimmt vor Kälte. Vielleicht aber auch vor Angst.
    »Ich will nicht...«, flüsterte ich, »ich will nicht...«
    Etwas bewegte sich an meinem rechten Arm. Mein nasser Pulloverärmel wurde hochgeschoben und ein silbernes Band schoss nach vorne. Es krallte sich einen Meter vom Rand ins Eis.
    Die Schlange!
    Ich wusste nicht, über welche Reflexe sie verfügte, vielleicht konnte sie überhaupt keine Ertrinkenden retten, sondern wollte lediglich selbst aus dem eisigen

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