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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einfach Eis.«
    Mir wurde klar, dass sie Recht hatten. Und trotzdem war mir eigenartig zumute.
    »Ich musste bislang sechs Mal in so einer landen«, erläuterte Stasj. »Zweimal im Training und viermal während einer Mission. Einmal davon auf einem kämpfenden Planeten.«
    »Werden wir denn nicht erfrieren in ihr?«, wollte ich wissen.
    Die Phagen begannen zu lachen.
    »Ich werde euch eine Decke geben«, versprach Tien. »Ihr werdet nicht erfrieren, na... vielleicht bekommt ihr einen Schnupfen.«
    »Dann geben Sie mir auch noch ein Taschentuch«, bat ich.
    Wir verabschiedeten uns von Stasj. Er umarmte uns kräftig, strich Lion über den Kopf und zwinkerte mir zu, wobei er mit den Augen auf die Schlange wies. Dann setzte er sich in sein eigenartiges und nicht im mindesten heldenhaftes Auto.
    »Kommt, Jungs!«, sagte Sjan Tien. »Der Flug dauert fünf Tage, wir schaffen es noch, uns miteinander bekannt zu machen. Es gibt keinen Grund, den Start hinauszuzögern.«

Dritter Teil
Leben – zweiter Versuch

Kapitel 1
    Eine Stunde vor dem Eintritt in die Atmosphäre von Neu-Kuweit gingen wir zur Stealthkapsel. Der kalte, blitzende Eisbrocken nahm fast den ganzen Platz im Schleusenabteil ein.
    Tien öffnete die Luke, die ebenfalls aus Eis war und sich von außen oder innen zuschrauben ließ. Er gab uns einen einfachen Stoffsack mit chemischen Reagenzien zum Frischhalten der Luft. Die Reagenzien waren für drei Stunden ausgelegt, das war mehr als ausreichend.
    Eine Decke gab er uns natürlich nicht. Eine Decke wäre schon ein Hinweiszeichen auf unsere Herkunft. Stattdessen legten wir uns auf geflochtene Grasmatten. Anstelle von Riemen hatten wir Grasseile.
    Das Gras kam von Neu-Kuweit. Genauso wie unsere Kleidung, das Taschenmesser und die Angelrute mit dem Ultraschallblinker. Die Phagen bereiten alles sehr gründlich und gewissenhaft vor.
    »Na, ist es gemütlich?«, fragte Tien.
    In der Kapsel war lediglich Platz zum Liegen. Ohne Zeit zu verlieren, befestigte Lion gleich seine Füße, indem er die Grasseile in die ins Eis eingelassenen »Ösen«, ebenfalls aus Eis, einband.
    »Man kann es aushalten«, meinte ich, obwohl mein Herz rasend schnell schlug. »Mach schon, es ist alles in Ordnung.«
    Tien war in Ordnung. Während des Fluges hatten wir mit ihm so etwas wie Freundschaft geschlossen. Er erlaubte uns sogar, das Raumschiff im Zeittunnel zu fliegen, natürlich stand er uns die ganze Zeit zur Seite. Außerdem brachte er uns bei, wie man kämpft. Einige Techniken der Phagen verlangen nämlich nicht die Kraft eines Erwachsenen. Über Inej sprachen wir auch, aber darüber konnte Tien nur wenig berichten.
    »Ich werde auf euch aufpassen, Jungs!« Tien deutete auf das Auge der Videokamera in der Decke der Schleusenabteilung. »Wir werden nicht miteinander sprechen können, aber wenn ihr es euch anders überlegt habt und euch nicht aussetzen lassen wollt – erregt meine Aufmerksamkeit! Winkt mit den Händen, klopft an die Wände. Macht aber auf keinen Fall von innen die Luke auf, man weiß nie!«
    »Wir überlegen es uns schon nicht anders, Tien«, nuschelte Lion. »Geh schon, du musst zum Steuerpult zurück.«
    Tien nickte und begann die schwere Eisluke zu schließen. Wir halfen ihm von innen. Endlich fasste die Schraube und der Phag begann sie festzuziehen. Sofort wurde es still. Man konnte hören, wie Lion schnaufte, als er Tien half. Ich ließ meine Hände hängen und schaute mir den Phagen durch den dicken, transparenten Korpus an. Das Eis veränderte die Gesichtszüge, Tien sah aus wie in einem Zerrspiegel: riesengroße Nase, kleine Äuglein, krummes Kinn. Lustig... Aber wir sahen für ihn ja auch total verkrüppelt aus.
    Ich winkte Tien zu.
    Als die Luke fest zugeschraubt war, holte Tien aus seiner Brusttasche ein Reagenzglas, brach das zugeschweißte Ende ab und spritzte lässig eine Flüssigkeit auf die Oberfläche der Kapsel. Eigentlich geschah nichts, der Phag machte jedoch einen durchaus zufriedenen Eindruck. Ermutigend klopfte er auf die Kapsel – das Eis antwortete mit einem tiefen, dumpfen Ton – und verließ die Schleusenkammer über eine kurze Treppe. Die innere Luke wurde zugeschlagen. Ein Glück, dass das Licht in der Schleusenkammer nicht ausging!
    »Wenn der Katalysator nicht funktioniert, zerbricht die Kapsel in der Atmosphäre!«, ließ sich Lion mit Grabesstimme vernehmen. »Kannst du dir das vorstellen? Peng – und uns gibt es nicht mehr!«
    Ich bekam eine Gänsehaut.
    »Und du? Ist dir überhaupt

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