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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Sommer!«
    Alles war gut gegangen, wir waren gelandet. Selbst wenn uns noch schwindelig war, wenn wir schmutzig und nass und die Beine vom Eiswasser taub waren – das Schlimmste lag hinter uns. Sollte auch Neu-Kuweit von einem schrecklichen Feind erobert worden sein, das kümmerte uns jetzt nicht. Wir befanden uns in einem richtigen, unter Naturschutz stehenden Wald, weit entfernt von der Stadt, und vor uns lagen einige Tage echter Waldabenteuer: Übernachtung am Lagerfeuer, Angeln, mit etwas Glück sogar Regenschauer, Stürme und Raubtiere. Was sind schon die Picknicks auf Avalon im Vergleich zu diesen Wäldern?
    »Schau mal, dort ist ein See!« Lion zeigte durch die Bäume. »Wir hatten Glück, wir hätten hineinfallen können...«
    Durch die Zweige leuchtete blaues Wasser. Und nicht nur dort, wohin Lion zeigte, sondern auch auf der anderen Seite. Ich rief mir die Karte in Erinnerung, die uns gezeigt worden war – wir befanden uns im »unteren Seengebiet« am Nordhang der Charitonow-Gebirgskette. Hier gab es viele winzige Seen, in der Nähe entsprang das Flüsschen Semjonowka, an dessen Delta sich Agrabad befand. Bis zur Hauptstadt waren es ungefähr einhundertfünfzig Kilometer – das würde funktionieren. Vielleicht müssten wir eine ganze Woche durch den Wald laufen!
    »Wollen wir baden gehen?«, fragte ich.
    Lion zögerte kurz, dann nickte er.
    Also liefen wir zum See und ließen die Kapsel vor sich hin tauen.
    Der Wald reichte bis ans Wasser. Es störte uns nicht, dass es keinen Strand gab. Der See war klein, rund, vielleicht dreißig Meter im Durchmesser und das Wasser in ihm schien so blau, als ob es eingefärbt wäre. Wir zogen uns schnell aus und sprangen hinein – es war kalt, aber nach der eisigen Dusche erschien es uns regelrecht heiß. Lion tummelte sich am Ufer und ging nicht tiefer hinein als bis zum Hals. Ich schwamm bis zur Mitte und wieder zurück, ohne mich über Lion lustig zu machen.
    Wieder am Ufer wollten wir uns in der Sonne trocknen, die jedoch wie zum Trotz von Wolken verdeckt wurde. Es war sofort kalt geworden.
    »Machen wir ein Lagerfeuer?«, schlug Lion vor und klapperte dabei übertrieben mit den Zähnen.
    »Warum nicht«, stimmte ich zu und frottierte mich mit meinen T-Shirt.
    »Und außerdem müssen wir noch eine Hütte bauen«, schlug Lion vor. »Oder?«
    Wir schauten uns an.
    »Heute gehen wir nirgendwohin«, meinte ich. »Und morgen auch nicht. Wir haben frei.«
    »Stimmt. Aber Hunger habe ich schon.«
    Wir beschlossen, uns später um das Essen zu kümmern. Zuerst suchten wir trockene Zweige. Die von der Kapsel gefällten Bäume erwiesen uns dabei einen guten Dienst. Das Lagerfeuer errichteten wir in der Nähe des Ufers. Ich besaß eine halbe Schachtel Streichhölzer, Lion ein Feuerzeug. Das Feuer brannte hervorragend, aber lange am Lagerfeuer zu sitzen war langweilig.
    »Ich gehe angeln«, meinte Lion. »Und du kannst dickere Zweige für die Hütte zurechtschneiden.«
    »Und warum gehst du angeln und ich soll die Zweige schneiden?« Ich war beleidigt. »Kannst du denn angeln?«
    »Theoretisch schon«, gab Lion ehrlich zu. »Zu Beginn ist es erforderlich, ein kleines Loch in weicher, feuchter Erde zu graben und die Erdkrumen sorgfältig nach Würmern und Tausendfüßlern abzusuchen. Die gefangenen Insekten werden auf die Spitze des Angelhakens gespießt, wobei darauf zu achten ist, dass sie noch Lebenszeichen von sich geben. Sie werden angespuckt und in einer Entfernung von vier bis fünf Metern vom Ufer ins Wasser geworfen...«
    Ich stellte mir das mit den Würmern genauer vor und erwiderte schnell: »Okay, ich kümmere mich um die Zweige.« Es war nicht weiter schwer, die Zweige für die Hütte zuzuschneiden.
    Wieder half die Landebahn der Kapsel, die sich mittlerweile in einen nassen Fleck verwandelt hatte. Ich holte einen Berg Zweige und begann neben dem Lagerfeuer eine Hütte zu bauen. Es gelang mir gar nicht so schlecht. Ich hatte nicht die Absicht, Lion so schnell zu rufen. Sollte er sich ruhig davon überzeugen, dass Angeln doch keine so einfache Sache ist. Aus unerfindlichen Gründen stellte ich mir vor, dass es mir besser gelingen würde, Fische zu fangen.
    Lion erschien nach einer halben Stunde. In den Händen hielt er zwei große Fische, jeder rund anderthalb Kilo schwer.
    »Nicht schlecht!«, meinte ich trocken.
    Die Fische wanden sich und schlugen mit den Schwänzen. Lion schaute skeptisch auf seinen Fang, hielt ihn aber kräftig fest.
    »Reicht das fürs

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