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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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besten Schläger haben. Er wußte, daß Graham sich die künstlichen Knöchel in der echten Hand rieb. Und er wußte, daß Levine im Affentempo Befehle flüsterte.
    Das läuft alles viel zu einfach, dachte Neal, als er das Motel erreicht hatte. Der Laden war traumhaft gebaut. Von der Straße durch satte zwanzig Meter gekiesten Parkplatz getrennt. Das Motel selbst bestand aus ein paar heruntergewirtschafteten Hütten, die im Halbmond um den düsteren Parkplatz herumstanden. Nummer 5 war vom Büro am weitesten entfernt, die Nummern 1 bis 4 sahen leer aus. Kein Licht im Büro. Ein alter Ford Pickup stand vor Nummer 5. Von drinnen schimmerte Licht durch einen Vorhang.
    Neal spürte wieder einmal den Adrenalinstoß. Jetzt oder später, fragte er sich. Wenn ich warte, redet Harley vielleicht vorher mit seinem Boß, schöpft Verdacht und verschwindet. Vielleicht haben wir nie wieder eine bessere Chance als jetzt. Um diese Zeit ist Cody möglicherweise schon im Bett. Wenn ich ihn bequatschen kann, die Tür aufzumachen, können wir die Sache schnell und leise hinter uns bringen.
    Jetzt.
    Er sah sich um und entdeckte den Kastenwagen in der Dunkelheit, vom Motel aus gerade eben nicht zu sehen. Der LKW stand auf der anderen Straßenseite, vielleicht vierzig Meter entfernt. Neal ging über die Straße, stieg auf den Bürgersteig, klopfte auf der Fahrerseite ans Fenster. Das Fenster surrte nach unten.
    Neal kannte den Fahrer von ein paar Jobs in New York: Vinnie Pond war der beste Fluchtwagen-Fahrer der Welt. Er hatte Reflexe wie eine Katze und zwinkerte so selten wie eine Eule. Neal nickte grüßend und sah dann Graham an.
    »Machen wir’s jetzt«, sagte Neal.
    »Ist Cody da drin?« flüsterte eine Frauenstimme.
    Neal beugte sich zum Fenster rein und schaute nach hinten in den Kastenwagen. Dort saß Anne Kelley; ihre Nerven flatterten, sie umklammerte eine Tasse Kaffee.
    Neal schaute Graham an.
    »Sie hat darauf bestanden, mitzukommen«, erklärte Graham.
    »Ich weiß, daß es verrückt klingt, Ms. Kelley«, sagte Neal, »aber wenn wir ihren Sohn auf diese Weise zurückbekommen, ist das ein Verbrechen. Sie sollten eigentlich nichts darüber wissen, zu ihrem eigenen Schutz.«
    »Cody würde wahnsinnige Angst haben, wenn ich nicht hier wäre, wenn ihn Fremde entführten. Es wird sowieso schwierig genug für ihn. Ich bleibe.«
    Ein Blick in ihre Augen überzeugte Neal davon, daß sie sie nicht loswerden würden und daß es auch nichts brachte, jetzt darüber zu debattieren. Also sagte er: »Vielleicht ist es gut, daß Sie hier sind. Vielleicht bleibt Cody dann ruhig, wenn wir ihn in den Wagen bringen.«
    »Das verspreche ich.«
    »Du willst es jetzt machen, Neal?« fragte Graham. »Bist du sicher?«
    »Ich mußte in der Bar zuviel erzählen. Jetzt ist genauso gut wie später. Und hier ist nicht schlecht.«
    Graham nickte. »Sieht nett aus«, sagte er.
    »Sie werden Harley doch nichts tun, oder?« fragte Anne. »Das möchte ich nicht.«
    Neal wandte sich ab, das Fenster glitt wieder nach oben. Wir wollen das auch nicht, dachte Neal, aber wenn es nötig ist…
    Er atmete dreimal tief durch und ging dann zurück zu Nummer 5. Er konnte den Kastenwagen vorfahren hören, in die Nähe des Motels. Der LKW würde nicht weit dahinter bleiben.
    Neal klopfte an die Tür.
    Eine Männerstimme fragte: »Wer ist da?«
    Höre ich da Ärger oder Angst, fragte sich Neal.
    »Mein Name ist Kellow«, sagte Neal. »Reverend Carter hat mich gebeten, Sie zu besuchen, mal zu schauen, wie es Ihnen geht.«
    »Wer zum Teufel ist Reverend Carter?«
    Die Stimme kam von direkt hinter der Tür.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße, dachte Neal. Er ist mißtrauisch. Ich glaube nicht, daß die Sache so einfach laufen wird. Ab jetzt ging es um Kraft und Schnelligkeit.
    Es gab kein Guckloch, also konnte Harley nicht rausschauen. Neal streckte den rechten Arm aus und beschrieb mit der Hand einen schnellen Kreis vorwärts.
    Schnell, schnell, dachte er. Er sah sich nicht um, um zu überprüfen, ob sie kamen. Er wußte, daß sie kamen.
    »Reverend Carter macht sich Sorgen. Es scheint, als hätten ein paar Leute nach Ihnen gefragt«, sagte Neal zur Tür gewandt.
    Langes Schweigen. Neal konnte ihn beinahe denken hören.
    »Er macht sich Sorgen um mich?«
    Mach einfach die Tür auf, Harley. Mach einfach die Tür auf und alle unsere Sorgen sind vorbei. »Yeah, ich meine, Sie haben doch irgendwie Probleme? Mit Ihrer Frau? Reverend Carter hat gedacht, wir könnten vielleicht

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