Das Schlangental - Neal Carey 3
gießen, aber er zitterte so sehr, daß er ein bißchen was auf den Boden verschüttete.
Neal nahm ihm die Flasche aus der Hand, goß drei Finger hoch Whiskey ins Glas und gab es ihm. Dann setzte er sich auf Wallaces Bett.
»Wir haben ein Problem, Paul«, sagte Neal leise.
»Wir!« wiederholte Paul sarkastisch. Er nahm einen großen Schluck des billigen Whiskeys.
Neal nickte. »Naja, Sie jedenfalls. Sie auf alle Fälle.«
»Sie waren derjenige vor meiner Tür. Ich erkenne Ihre Stimme.«
»Hören Sie, die denken darüber nach, Sie umzulegen.«
Paul versuchte, tough zu klingen, aber seine Stimme brach, als er fragte: »Was haben die gegen mich?«
»Sie glauben, daß Sie lügen. Ich übrigens auch.«
»Ich…«
»Klappe. Hören Sie, ich frage mich, warum Sie die Tür aufgemacht haben, wenn Sie gar nicht wissen, wer Reverend Carter ist. Und deshalb frage ich mich, ob Sie vielleicht auch Harley McCall kennen. Jetzt dürfen Sie reden.«
»Schon gut. Ich hab’ das Portemonnaie nicht gefunden. Ich hab’s genommen. Okay? Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
Neal schüttelte den Kopf. »Sie sind kein Taschendieb, Paul. Sie sind ein Verlierer. Der geborene Verlierer, in Reinkultur.«
»Ich geh’ jetzt los und ruf die Polizei!«
»Sie werden nicht mal mehr die Sirenen kommen hören, Paul.«
»Sie haben gesagt, Sie wollen mir helfen! Mir Geld geben! Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Carter ist, aber wenn er mir Geld geben will … sehen Sie sich doch um. Geld kann ich immer gebrauchen.«
Neal streckte seinen Zeigefinger in Richtung von Wallaces Gesicht aus und richtete den Daumen auf, wie den Abzug eines Revolvers.
»Vielleicht haben Harley und ich mal zusammen was getrunken«, gab Wallace eilig zu. »Vielleicht hat er mir sein Portemonnaie gegeben.«
»Warum sollte er das tun?«
Paul streckte sein leeres Glas aus. Neal goß nach.
»Ich hab’ ein paar Probleme gehabt. Alimente. Sie jagten mich. Ich wollte noch mal von vorne anfangen. McCall hat gesagt, vielleicht könnten wir einander helfen. Er hat gesagt, seine Ausweise wären vielleicht für mich nützlicher als für ihn. Er hat gesagt, ich soll damit einfach loslegen … sie benutzen. Die Leute von ihm ablenken.«
Was auch geklappt hat.
»Waren Sie Freunde? Haben Sie zusammen gearbeitet?«
»Er hat in ‘nem Laden gearbeitet, wo ich ein paar Geschäfte gemacht habe. Wir haben vielleicht ein paarmal zusammen getrunken.«
»Hatte er einen kleinen Jungen bei sich?«
Mittlerweile war Paul ein begieriger Mitarbeiter. Ihm war klargeworden, daß die Erlösung auf der anderen Seite der richtigen Antworten lag. »Ja, ja. Netter kleiner Junge. Und ‘ne Frau. Ein echter Hingucker, sie hieß Doreen.«
»Wie alt war der Junge?«
»Drei, vielleicht vier?«
Neal stand auf und machte eine große Show daraus, den Vorhang beiseite zu ziehen und zum Fenster hinauszuschauen. Er sah wieder Wallace an.
»Also, Paul, ich habe jetzt eine zweiteilige Frage, und Sie müssen – müssen wirklich, Paul – mir die richtige und präzise Antwort geben. Haben Sie das verstanden?«
»Das hab’ ich verstanden.«
»Wann und wo hat dieses bemerkenswerte Gespräch mit Harley McCall stattgefunden?«
Pauls Blick zuckte umher. Er sah aus wie einer dieser kleinen Hunde, die man auf dem Rummel gewinnt. Dachte sich eine Lüge aus.
Neal sah Anne Kelley vor sich, durchquerte das Zimmer, schlug Wallace das Glas aus der Hand. Der Whiskey spritzte an die Wand.
Paul sah traurig den Alkohol an den billigen Paneelen herunterlaufen.
»Nächstes Mal ist das dein Hirn«, sagte Neal. Er war wütend auf Wallace und sich selbst. So etwas hatte er noch nie zuvor getan.
»Er hat mir gesagt, ich soll sagen, daß ich’s gefunden habe! Ich soll nicht sagen, wo er war!« sagte Paul ängstlich.
Neal packte Wallace an den Schultern und sagte leise in sein Ohr: »Er ist nicht hier, oder, Paul? Ich bin aber hier, und die Jungs draußen auch. Und Sie auch. Und ich werde jetzt langsam ungeduldig.«
»Er hat gesagt, er hat Freunde, die mich finden, und…« flüsterte Wallace heiser. Er fing wieder an zu weinen.
»Aber jetzt haben erst mal wir dich gefunden, Paul«, sagte Neal genauso leise. »Und wir ziehen dir wieder die Kapuze über den Kopf und dann kniest du dich hin und dann wird es für immer schwarz.«
»Es war vor ungefähr einem Monat, das stimmt schon.«
»Gut…«
»Auf der Filly Ranch.«
»Wo ist das?«
»Am Highway 50, zwischen Sparks und Fallon.«
Neal ließ ihn los und ging
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