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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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helfen.«
    Graham kauerte jetzt zu seinen Füßen. Zwei der Schläger lagen am Boden, unter dem Fenster und vor der Tür. Levine kniete knapp einen Meter hinter Neal.
    »Wie könnte er mir helfen?« fragte die Stimme.
    Es klang herausfordernd. Spielt er auf Zeit, fragte sich Neal. Hat er Cody geweckt, zieht ihn an, will er zum Fenster raussteigen?
    »Äh…«, sagte Neal, »vielleicht mit ein bißchen Geld.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Joe Graham steckte seinen künstlichen Arm durch die Öffnung, als der Mann die Tür schon wieder zuknallen wollte. Neal sprang zur Seite, Levine krachte gegen die Tür, riß die Kette aus der Wand.
    Die beiden Schläger hinterher. Einer packte den Mann um die Hüfte, während der andere ihm eine schwarze Kapuze über den Kopf stülpte. Der erste Schläger langte ihm um den Hals, hielt ihm eine Hand vor den Mund, zerrte ihn dann in einem Griff, der ihm den Hals brechen würde, wenn er versuchte, sich zu wehren, hoch auf die Zehen. Der zweite Schläger schloß die Tür, während der Kastenwagen vorfuhr. Das alles dauerte ungefähr drei Sekunden.
    Levine ging rüber zum Bett, um Cody an sich zu nehmen.
    Cody lag nicht im Bett.
    Graham kam aus dem Badezimmer und schüttelte den Kopf.
    »Wo ist der Junge?« zischte Levine.
    »Was für’n Junge?« fragte eine gedämpfte Stimme unter der Kapuze hervor. Die Stimme zitterte.
    Levine packte die Kapuze knapp unterhalb des Kinns und zog daran. »Du kannst es mir jetzt sagen, oder später, aber später wirst du dich nicht mehr so gut fühlen, also sag’s mir lieber gleich.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Er klang nicht mehr abwehrbereit. In seiner Stimme lag bloße Panik.
    »Das ist er nicht«, sagte Graham.
    »Was?« fragte Levine.
    »Das ist er nicht.« Graham hob den linken Arm des Mannes und zeigte auf eine Stelle unterhalb des weißen T-Shirt-Ärmels. »Kein Tattoo.«
    »Wie ist Ihr Name?« fragte Levine.
    »Harley McCall!«
    Zwei davon kann es nicht geben, dachte Levine.
    »Wie heißen Sie wirklich?«
    »Paul Wallace.« Der Mann weinte.
    »Warum benutzen Sie Harley McCalls Sozialversicherungsnummer, Paul?«
    »Ich hab’ sein Portemonnaie gefunden. Ich brauchte einen neuen Namen. Bringen Sie mich jetzt um?«
    »Hab’ ich noch nicht entschieden. Wo haben Sie sie ›gefunden‹?«
    »In Las Vegas.«
    »Wann?«
    »Vor einem Monat oder so.«
    Ed bedeutete Graham, Neal und dem anderen Schläger, rauszugehen, dann sagte er: »Paul, ich muß jetzt gehen. Von der anderen Straßenseite aus wird jemand aufpassen. Bleiben Sie hier zehn Minuten drinnen, mit der Kapuze auf. Wenn nicht…«
    »Mach’ ich.«
    Graham öffnete die Tür einen Spalt breit, schaute hinaus, dann lief er eilig zum Kastenwagen. Neal folgte ihm. Der Schläger spazierte zu der Telefonzelle draußen und riß den Hörer heraus. Dann ging er zum LKW.
    Levine kam zur Tür raus, hob die Hände, machte eine Geste, als bräche er einen Stock durch. Der Schläger stieg in den Wagen, als der sich vom Bordstein löste. Dann stieg Levine zu.
    Anne Kelley weinte. Sie schlug mit den Fäusten auf den Sitz, weinte und murmelte: »Cody, Cody, Cody.«
    Levine sagte zu Neal: »Steig in den Wagen und fahr wie der Teufel. Nicht zum Flughafen in Reno. Einfach nur aus dem Staat raus, laß den Wagen stehen, wir treffen uns in New York. Wir fangen wieder von vorne an.«
    »Tut mir leid«, sagte Neal zu Anne.
    Sie nickte, weinte aber weiter.
    »Los!« rief Ed ihm zu. »Der Barkeeper kennt dich!«
    Neal schaute Anne Kelley an. Sie war das Elend in Person, sie hatte alles verloren.
    »Nun mach schon, mein Junge«, sagte Graham leise.
    Neal öffnete die Tür des Kastenwagens und stieg aus. Vinnie legte den Rückwärtsgang ein, wendete und rollte in der entgegengesetzten Richtung des LKW aus der Stadt.
    Neal stand einige Augenblicke auf dem Parkplatz. Er versuchte, nicht mehr an Anne Kelleys gequältes Gesicht zu denken, aber das funktionierte nicht. Er öffnete Paul Wallaces Tür und ging hinein.
    Paul Wallace sah in seiner Unterwäsche klein und dünn aus, trug ein weißes T-Shirt und Boxer Shorts. Jetzt hatte Neal Zeit, ihn sich genauer anzusehen. Er war älter, Ende Vierzig, hatte schon jede Menge hinter sich. Er hatte sein schwarzes Haar – mit einigen silbernen Strähnen – aus dem Gesicht gekämmt. Schwere Tränensäcke unter den Augen, tiefe Falten im Gesicht. Die Haut war blaß. Er versuchte sich ein bißchen Old Crow aus einem Flachmann in ein Motel-Glas zu

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