Das Schlangental - Neal Carey 3
müssen. Aber wohl kaum die gottverdammte James-Gang. Und was die Pferdediebe angeht: Warum sollten sie sich an eure Tierchen ranmachen, wo das ganze Tal doch voller Mustangs ist, die das Kuhgras fressen? Was wir übrigens der gottverdammten Regierung verdanken. Securitychef.«
Cal Strekker wurde rot vor Wut. »Sabbeln kannst du, Mills, das ist jedenfalls klar.«
»Das heißt ›Mr. Mills‹ für dich. Oder ›Steve‹. Und warum machst du jetzt nicht mal was Sinnvolles, Securitychef, und sagst Paul Wallace, daß er endlich seine Rechnungen im Laden zahlen soll.«
Der Name sagte Strekker irgendwas.
»Wallace ist weitergezogen«, sagte Strekker.
Neal sah Strekkers Augen ein bißchen größer werden, er sah ihn ein bißchen zu lang den Atem anhalten. Du lügst, dachte Neal. Harley McCall alias Paul Wallace ist nicht weitergezogen.
»Dann sag’s Hansen«, sagte Mills.
»Wenn Evelyn Wallace Geld geliehen hat, geht das nur sie und Wallace was an. Das hat nichts mit der Hansen Cattle Company zu tun.«
Steve erhob sich und setzte seinen Hut auf. »Ich sag’ dir was«, sagte er zu Strekker. »Du richtest Bob Hansen aus, was ich dir eben gesagt habe, und er wird persönlich hierherfahren, sich bei Evelyn entschuldigen und das Geld samt Zinsen zurückzahlen.«
»Glaubst du wohl?« zischte Strekker.
»Ich kenne Bob Hansen.«
Das frage ich mich, dachte Neal. Das frage ich mich wirklich. Er folgte Steve hinaus auf die Straße.
Steve sprang in den Wagen, holte sich eine Zigarette aus dem Handschuhfach und zündete sie an. Mit dem Rauch stieß er auch ein bißchen seiner Wut aus.
»Der macht mich wütend«, sagte Steve. »Bob hat in letzter Zeit ein paar echte Versager eingestellt, das muß man sagen. Ekelhafter Städter-Abschaum. ‘Tschuldigung«, fügte er schnell hinzu.
»Kein Problem. Ich dachte einen Augenblick, es würde richtig Streit geben.«
»Ich auch«, grinste Steve. »Tja, dann wäre an diesem langweiligen Morgen wenigstens irgendwas los gewesen. Also, fahren wir zurück, damit du dein neues Heim auf dem Bauernhof in Beschlag nehmen kannst.«
Yeah, und dann finde ich raus, wie gut die Security der Hansen Cattle Company ist.
Sie fuhren an die Hütte ran, so nah sie konnten. Der Pick-up knirschte und protestierte, fuhr aber weiter über den störrischen Beifuß. Knapp vor dem Bachufer mußten sie anhalten und ihre Sachen hinübertragen.
Ein großes schwarzes Pferd war locker an einem Ast angebunden und graste.
»Das ist Dash«, sagte Steve, »Shellys Liebling.«
Shelly und Peggy waren in der Hütte und machten sauber.
Sie hatten hervorragende Arbeit geleistet. Die Hütte war klein, ein quadratisches Zimmer. Ein Metallbett hinten in einer Ecke. Das Bett war frisch bezogen, darauf lag ein Armee-Laken und eine Indianerdecke. Eine alte Tonne fungierte als Nachttisch. Eine Kerosinlampe darauf mußte als Leselampe reichen.
An der gegenüberliegenden Wand fand sich rechts von der Tür ein Küchentresen und eine Spüle mit Regalbrettern darunter. Ein ungeschlachter Holzofen stand links an der Tür. Zwei kleine Fenster ließen Luft und Licht herein.
»Die kannst du mit Plastik abdichten, wenn es kalt wird«, sagte Peggy, »falls du solange bleibst. Ich habe ein paar alte gußeiserne Pfannen und Töpfe mitgebracht, die wir nicht mehr brauchen. Außerdem ein paar Teller, Tassen, Besteck.«
»Vielen Dank«, sagte Neal.
»Ich bin froh, sie los zu sein. Ihr Jungs könnt mal den Sack da drüben hochziehen.«
Sie gingen raus. Steve nahm den großen grünen Leinensack, zog ein Seil durch den Ring am oberen Ende, warf es über einen Ast in der Nähe des Flusses, und band es am Baumstamm fest.
»Laß einfach Wasser aus dem Bach reinfließen, zieh’s hoch, dreh den Hahn auf, und du hast ‘ne Dusche«, sagte er. Dann zeigte er Neal, wo das Klohaus war, hinter der Hütte zwischen ein paar Kiefern verborgen. Es war nur wenig größer als eine Telefonzelle, und es gab darin eine Bank mit einem Loch in der Mitte.
»Und so spült man«, sagte Steve. Er goß ein bißchen Benzin in das Loch, zündete ein Streichholz an und warf es hinterher. »Das reicht normalerweise.«
Shelly saß im Sattel, als sie zurückkamen.
»Willst du reiten, Neal?« fragte sie.
»Nein, danke.«
»Hast du schon jemals auf ‘nem Pferd gesessen?« fragte sie.
»Klar, und beinahe hätte ich auch drunter gelegen.«
»Du hast bloß Angst«, neckte sie ihn.
»Da hast du recht«, entgegnete Neal.
»Wohin willst du, Honey?« fragte
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