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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Arschloch.«
    Neal lachte. »Deinetwegen?«
    Bei Interaktionen dieser Art gab es definitiv Ebbe und Flut, dachte Neal. Cal bekam gerade Ebbe.
    »Was willst du hier oben?« fragte Cal.
    »Was interessiert dich das?« fragte Neal. »Ach ja. Du bist der Securityschiß.«
    Und gar nicht mal so’n schlechter, muß ich zugeben. Jedenfalls hab’ ich dich nicht kommen hören. Ich bin ja prima »in Form«. Du aber bist gut. Du bist sehr gut. Ich werde irgendwie mit dir fertig werden müssen, bevor ich Cody McCall zu seiner Mutter zurückbringen kann.
    Strekker ließ den Abzug zurückklicken und zielte mit der Waffe auf Neals Gesicht. »Das ist eine 9 mm. Weißt du, was die mit deinem Kopf anrichtet?«
    Neal spürte die fast lähmenden Stiche der Angst. Am liebsten wollte er sich zu einem kleinen Ball zusammenrollen und weinen. Aber dann bin ich so gut wie tot, dachte er. Also sagte er: »Hat schon mal jemand mit dir über Handfeuerwaffen als Phallussymbole gesprochen? Hör mal, Cal, Schwanzgröße ist nicht alles. Was außerdem zählt, sind Charme, gute Manieren, Humor…«
    Cal steckte die Pistole weg.
    »Steh auf«, sagte er. »Ich schlag’ dich zusammen.«
    Neal hatte keinen Zweifel, daß Cal ihn, wenn er aufstünde, zusammenschlagen würde, also blieb er sitzen und sagte: »Einen Dreck wirst du. Hansen ist hierher unterwegs? Ich rede mit dem Boß, nicht mit Tagelöhnern.«
    Er lehnte sich gegen den Baumstamm und schloß die Augen. Er öffnete sie erst wieder, als er Schritte hörte.
    Hansen war nicht allein. Er hatte einen weiteren Handlanger mitgebracht. Einen dicken, breitschultrigen kleinen Mann mit schwarzem Haar und einem Bart.
    »Steh auf«, bellte Cal Neal an.
    Neal stemmte sich sehr langsam auf die Beine. Er klopfte sich die Jeans ab und sah Hansen an.
    Hansen fragte: »Was wollen Sie…«
    »Augenblick mal«, unterbrach ihn Neal. »Ich hab’ eine Frage an Sie. Ich geh’ hier einfach nur spazieren, und ihr Affe springt mich an, hält mir ein Messer in die Rippen, zielt mit seiner Knarre auf meine Nase und nimmt mich gefangen. Das sind drei Tätlichkeiten plus Kidnapping und widerrechtliche Freiheitsberaubung, und ich mache Sie dafür verantwortlich. Also halten Sie Ihre Ranch da unten gut in Ordnung; sie soll schön sauber sein, wenn ich sie übernehme.«
    Das hatte Joe Graham ihm beigebracht: Wenn du absolut keine Chance mehr hast, greif an. Wenn sie dich in flagranti erwischen, hau ihnen aufs Maul. Neal klopfte sich weiter ab und ging davon. Cals Hand zuckte in Richtung seiner Waffe.
    »Das öffentliche Gebiet beginnt erst zweihundert Meter weiter oben«, sagte Hansen. »Sie sind auf dem Land der Hansen Cattle Company. Ich habe das Recht dazu, meinen Besitz gegen Gauner und Pferdediebe zu schützen.«
    Neal wirbelte herum. »Wo soll ich denn ein Pferd hintun? In meine Hosentasche?«
    »Sie könnten die Lage peilen«, entgegnete Hansen.
    Nicht schlecht, dachte Neal.
    »Was wolltest du mit dem Fernglas?« fragte Strekker.
    Die Lage peilen.
    Neal machte eine große Show daraus, sich zu beruhigen. Er sah zu Boden, als versuchte er, seine Fassung zurückzugewinnen, dann sagte er betont gelassen: »Ich wollte einen Berglöwen sehen.«
    Hansen und der schwarzhaarige Mann lachten.
    »Einen Puma?« fragte Hansen.
    »Ja, Steve Mills hat gesagt, daß es hier Berglöwen gibt. Ich wohne in seiner Hütte; ich dachte, ich geh’ mal los und versuch’, einen zu Gesicht zu bekommen. Ich bin aus New York. Ich hab’ noch nie so was wie ‘nen Berglöwen gesehen.«
    Neal beobachtete, wie Bob Hansen versuchte, sich zu entscheiden, was er nun machen sollte. Cal Strekkers feistes Grinsen ließ keinen Zweifel daran, wer am Drücker saß, wenn Hansens Daumen nach unten zeigte.
    »Also, Sie sind ein Freund von Steve Mills«, sagte Hansen, »deswegen glauben wir Ihnen im Zweifelsfalle mal. Aber wir behalten Sie im Auge.«
    In diesem Augenblick entschied sich Neal, es zu riskieren.
    »Herrgott«, murmelte er gerade laut genug, daß sie es hören konnten. »Da hätt’ ich ja auch gleich im Knast bleiben können.«
    »Was?« fragte Hansen.
    Neal fing wieder an, sich ein bißchen aufzuregen. »Ich hab’ gesagt, da hätt’ ich ja auch gleich im Knast bleiben können! Ich bin hier rausgekommen, damit mich gerade nicht irgendwelche Leute ›im Auge behalten‹!«
    »Wo waren Sie im Knast?«
    »New York.«
    »Warum?« fragte Hansen.
    Soll ich’s riskieren? Alles geben, voll loslegen, alles oder nichts? Oder bleib’ ich auf der

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