Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
solltest einem wirklich sagen, daß du Jüdin bist. Vielleicht solltest du besser einen Davidstern auf dem Ärmel…«
    »Laß das Kind in Ruhe oder ich schieß’ dir deine gottverdammte Rübe weg!« Evelyn stand zwei Meter hinter ihm, der Lauf ihres Gewehres zielte genau auf Cal.
    Alle sahen sie an.
    »Evelyn, das wirst du doch nicht tun«, sagte Cal.
    »Cal Strekker, ich bin eine alte Frau, meine Hände zittern, und dieser Abzug geht verdammt leicht. Und jetzt laßt das Kind durch.«
    Cal und Randy traten auseinander, damit Shelly aufstehen konnte.
    »Komm, meine Liebe«, sagte Evelyn. Sie hielt das Gewehr mit einer Hand und streckte Shelly die andere hin. Shelly erhob sich langsam, und Evelyn schlang den freien Arm um sie. »Und ihr Dreckschweine verschwindet. Und kommt bloß nicht in meinen Laden. Mit euch will ich keine Geschäfte machen.«
    »Wenn wir Juden oder Nigger wären, müßtest du uns was verkaufen«, sagte Randy. »Nur weil wir weiße Männer sind, haben wir in unserem eigenen Land keine Rechte.«
    »Ich bediene jeden Menschen, der zu mir kommt, aber ihr seid bloß Dreck.« Sie hielt das weinende Mädchen im Arm und wandte sich ab. »Komm, Schätzchen, ich bring’ dich nach Hause.«
    Cal rief ihr hinterher: »Du glaubst wohl, du kannst ohne die Hansen Cattle Company überleben?«
    Sie sah ihn an. »Ihr alle zusammen seid gegen einen Mann wie Steve Mills nicht mal ein Fingerhut voll Pisse. Und das finden alle in dieser Stadt. Sag deinem Boß das. Sag ihm, daß ich weder ihn noch euch jemals Wiedersehen will.«
    Dann wandte sie sich an Neal: »Und du, Neal Carey. Die Mills’ haben dich aufgenommen, als es dir schlecht ging, und so zahlst du es ihnen heim. Du bist noch schlimmer als dieser Abschaum.« Sie spuckte auf den Boden und ging hinaus.
    Cal folgte ihr auf die Straße, die anderen hinterher.
    »Judenliebchen! Judensau!«
    Neal stand auf dem Bürgersteig und sah zu, wie die alte Dame mit Shelly über die Straße zu ihrem Haus ging. Shelly ging gekrümmt, sie hielt sich den Bauch und weinte.
    Das war es, was Steve Mills sah, als er mit dem Truck in die Stadt gerast kam. Er sah seine Tochter, sah die johlende Gang von Hansens Cowboys, hörte die »Judensau«-Schreie, riß sein Gewehr aus der Halterung hinter sich und sprang aus der Kabine.
    »Vorsicht!« brüllte Randy.
    Die Cowboys rannten zu ihren Wagen, während Steve auf sie zugelaufen kam. Cal schnappte sich sein eigenes Gewehr und ging hinter dem Truck in Deckung. Vetter tat es ihm gleich. Randy zog eine billige Pistole unter seinem Mantel hervor. Dave duckte sich hinter Vetters Truck, Jory kroch flach auf den Bauch unter Cals.
    Neal Carey blieb auf dem Bürgersteig stehen.
    Steve ignorierte ihn, ging die Straße entlang, nahm seine Tochter zärtlich in die Arme.
    »Haben sie dir etwas getan, Darling?« fragte er.
    Shelly schüttelte den Kopf.
    Er legte die Arme um seine Tochter und führte sie langsam an den Trucks der Cowboys vorbei zu seinem eigenen. Er öffnete die Beifahrertür und hob sie hinein. Dann ging er noch einmal zurück zu der Gang. Cal und Vetter schulterten ihre Gewehre und zielten, sie hatten die Läufe auf den Dach des Trucks gestützt. Steve kümmerte sich scheinbar nicht um die drei Waffen, die auf ihn zielten, und ging direkt auf Neal zu.
    Neal trat auf die Straße hinunter, er versuchte, sich zwischen Steve und die Waffen zu stellen, ohne daß es zu offensichtlich wurde. Steve blieb ein paar Schritte vor ihm stehen.
    »Kommst du mit?« fragte er Neal.
    Neal hatte das Gefühl, die ganze Welt schaute und hörte ihm zu. Sogar Karen, und die war nicht einmal da. Sogar Levine, Graham und der Boß, sogar Anne Kelley und Cody McCall.
    »Nein«, sagte er.
    »Bist du jetzt einer von denen?« Steve machte eine unwirsche Geste in Richtung der Männer hinter den Trucks.
    »Yeah.«
    »Gestern nacht warst du noch auf meiner Seite.«
    Jetzt ist die Katastrophe da, dachte Neal. Nicht irgendwo hinter dem Horizont, sondern hier und jetzt. Von nun an kannst du kein Doppelleben mehr führen.
    »Gestern nacht«, sagte Neal und zwang sich, seinen einstigen Freund in die Augen zu sehen, »wußte ich nicht, daß du ‘ne Spitznase bist.«
    Steve sah ihn noch einen langen Augenblick an, als wollte er etwas sagen. Dann wandte er sich ab und ging zurück zu seinem Truck, um seine Tochter heimzufahren.
    Und noch sind wir nicht fertig, dachte Neal. 
     
    Er packte in der Hütte seine Sachen, als sie kam.
    Er war ziemlich sicher, daß es Karen

Weitere Kostenlose Bücher