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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Midnights Rücken und hatte das Gefühl, endlos weit sehen zu können. Sie standen in einem Kiefernwäldchen am Westhang der Shoshonen-Berge und schauten etwa fünf Meilen bergab, wo die kleine Minenarbeitersiedlung Ione am Rande der Berghänge lag. Er schaute hinab, bis er ein silbernes Zucken langsam die Straße hinauf in seine Richtung kommen sah. Er hob sein Fernglas vor die Augen und betrachtete den Lichtblitz.
    »Da kommen sie«, sagte er zu Jory.
    Jory rutschte nervös auf seinem Pferd hin und her. Wieder checkte er die großen Satteltaschen, um sicherzugehen, daß sie ordentlich befestigt waren.
    Neal schaute jetzt mit dem Fernglas die Straße hinunter; am linken Rand des unteren Endes einer Haarnadelkurve warteten Cal und Randy in einem Pick-up in Tarnfarben, der vollgeladen war mit Kiefernstämmen. Knapp oberhalb von Neal saßen Dave und einer der Neuen in einem weiteren Truck und warteten auf sein Signal.
    Neal schaute noch einmal zu dem Panzerwagen. Dann überprüfte er die Straße hinter dem Wagen.
    Nichts.
    »Sie haben keinen Begleitwagen«, sagte er.
    »Das ist gut«, sagte Jory. Neal konnte die Anspannung in seiner Stimme hören. Er hoffte, der Junge würde klarkommen. Andererseits mußte er ja auch bloß sein Pferd reiten. Sie hatten Jory ausgesucht, weil er bei weitem am besten ritt und im Grunde der einzige ordentliche Cowboy hier war, außer Craig Vetter und Bill McCurdy, der neben ihm auf seinem Pferd saß.
    »Arrogant ist das«, entgegnete Neal. »Faul und arrogant.«
    Es wird gutgehen, dachte Neal. Sie hatten die Stelle klug gewählt. Der Panzerwagen würde die starke Steigung in einem niedrigen Gang nehmen müssen. Die Haarnadelkurve würde sie verbergen, mehr brauchten sie nicht. Am Rande der Straße befand sich eine kleine Erhebung.
    »Ich hoffe bloß, daß sie den Pick-up nicht sehen«, sagte Jory.
    »Werden sie nicht«, entgegnete Neal. »Vergiß nicht, sie halten nicht nach uns Ausschau. Sie sind bloß auf einer Routinetour durch die kleinen Städte unterwegs, um die Schecks einzusammeln und das Geld abzuliefern. Allerhöchstens, wenn sie den Wagen be- und entladen, passen sie ein bißchen auf. Und jetzt sei mal still, ich muß mich konzentrieren.«
    Bei der ganzen Angelegenheit ging es nur ums Timing, obwohl sie an einer ähnlichen Haarnadelkurve Dutzende von Malen alles geprobt hatten. Aber man konnte die exakte Geschwindigkeit des Panzerwagens nicht simulieren und nicht vorhersagen, was der Fahrer tun würde, und das machte Neal Sorgen. Wenn irgend etwas schief lief, schoß vielleicht doch noch einer.
    Vor allem machte er sich Sorgen, daß Cal und Randy nervös wurden, das Gefühl bekamen, entdeckt worden zu sein, und einfach losschossen. Aber dagegen konnte er jetzt nichts unternehmen, also verdrängte er den Gedanken und beobachtete, wie der Panzerwagen langsam auf sie zugekrochen kam.
    Er spürte, wie seine Brust enger wurde. Die Sache mußte einfach klappen, er hatte das Gefühl, das wäre seine letzte Chance, Cody zu finden. Wenn der Überfall gut lief, würde Neal zu einem vollwertigen Mitglied der Sons of Seth eingeschworen werden, und dann würden sie alle ihre Geheimnisse mit ihm teilen.
    Also konzentrier dich, sagte er sich. Mach zur Abwechslung mal was richtig.
    Der Truck kam näher. Acht Minuten, vielleicht zehn.
    »Stückchen zurück«, sagte Neal. Er manövrierte sein eigenes Pferd ein paar Schritte tiefer in das Wäldchen. Das war nicht einfach. Auf dem Rücken eines Pferdes fühlte er sich immer noch ungefähr so wohl wie am Steuer eines Flugzeuges. Bill und Jory verbargen sich ebenfalls zwischen den Kiefern.
    »Wie lange noch?« fragte Jory.
    »Klappe«, entgegnete Neal. Er wagte nicht, das Fernglas erneut vor die Augen zu heben, weil sonst möglicherweise ein Lichtblitz den Fahrer warnen würde. Aber wenn der Panzerwagen um eine Kurve fuhr, konnte er das glänzende Dach sehen.
    Nur noch sechs Minuten.
    »Munition überprüfen«, befahl er.
    »Aber das haben wir schon zehnm…«, wollte Jory sagen.
    »Los!«
    Neal zog seinen Colt aus dem Holster und ließ die Trommel herausklappen. Er hatte fünf Patronen geladen, die Kammer war leer. Er wollte nicht, daß irgendein Schießeisen versehentlich losging. Er schob den Revolver zurück ins Holster.
    »Glaubst du, es sind zwei oder drei Männer?« fragte Jory mit angespannter Stimme.
    »Hältst du jetzt endlich mal den Mund?« fragte Neal, obwohl Jory eine gute Frage gestellt hatte. Wenn zwei Mann im Wagen saßen – Fahrer

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